Rod Stewart / Rarities
Rarities Spielzeit: 52:12 (CD 1), 47:36 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Mercury Records (Universal), 2013 (1970 - 1974)
Stil: Rock


Review vom 16.09.2013


Markus Kerren
Naja, wir haben es ja alle schon mal auf die eine oder andere Weise erlebt, dass das Wörtchen 'Rarität(en)' doch sehr geduldig bzw. strapazierfähig ist. Denn wenn die so angepriesenen, auf dieser Doppel-CD versammelten Tracks auch alles andere als Radiofutter oder landläufig bekannt sein dürften, so sind sie dennoch (von zwei Ausnahmen abgesehen) komplett vor nicht allzu langer Zeit bereits auf einer Compilation und/oder einem Box-Set einmal veröffentlicht worden. Aber okay, ich will jetzt auch nicht päpstlicher als der Papst sein und es wird Zeit, sich dem hier enthaltenen Material zu widmen.
Das ist nämlich hochkarätig und stammt aus Rod Stewarts musikalisch (sowie auch als Songwriter) kreativsten Zeit seiner gesamten Karriere. Es handelt sich hier durchgehend um Tracks, die der Schotte zur Erfüllung seines ersten Record Deals als Solokünstler bei Mercury Records aufnahm. Dabei heraus kamen fünf Studioalben, denen hier von einem einzigen abgesehen, allesamt nochmal die Ehre erwiesen wurde. Und das ist dann auch der einzige Kritikpunkt an diesem Twofer, denn warum kein einziger Song seines Solodebüts "An Old Raincoat Won't Ever Let You Down" (in den USA als "The Rod Stewart Album" veröffentlicht) enthalten ist, werden wahrscheinlich wieder nur irgendwelche Leute in Anzügen beantworten könnnen.
Aber wie dem auch sei, was man hier findet, sind richtig starke lebendige Songs. Manche Tracks erschienen damals gar nicht erst auf einem offiziellen Album, manche lediglich als B-Seiten von Singles und die bekannteren Stücke sind hier in einem sehr frühen Stadium, oft noch mit völlig anderem Text, zu finden. Der gute Rod wurde fast zeitgleich mit Unterzeichnung seines Solo-Deals auch Frontmann und Mitglied von The Faces, von denen er sich bis einschließlich 1974 auch auf seinen 'Alleingängen' sowie Solo-Tourneen (die irgendwie immer einen Mix aus Faces- und Solomaterial beinhalteten) begleiten ließ.
Manche frühen Versionen (von beispielsweise "Maggie May" oder "You Wear It Well") haben dazu auch noch himmelschreiend komische (und ähem... schlüpfrige) Lyrics vorzuweisen, die entweder wirklich nur als Provisorium vorgesehen waren, oder dann geändert wurden, nachdem die Bosse des Labels dem Protagonisten nochmal tüchtig den Marsch geblasen hatten. Ansonsten kann man sich einfach nur an der perfekten Unperfektheit Roddies und seiner damaligen Band- und Saufkumpane (das Quintett war auf Tourneen ja berühmt-berüchtigt) erfreuen. Denn damit war es nach Auflösung der Faces und Stewarts Entscheidung, fortan in den USA (mit sterilen und perfekten Studiomusikern) aufzunehmen, gänzlich vorbei. "Sailing"?? Pffffff.... Mehr braucht man dazu wohl kaum noch zu sagen...
CD 2 wird mit der Single "Oh! No Not My Baby"/"Jodie" (diese Songs waren auf keinem der damaligen Soloalben vertreten) eröffnet und sind eine tolle Ergänzung, falls man sie noch nicht bzw. nicht mehr im Plattenregal stehen hat. Vielleicht nicht die stärksten Stewart-Tracks aus dieser Zeit, aber trotzdem schön, sie zu haben. Ebenfalls sehr interessant ist "Think I'll Pack My Bags" des Songwriter-Gespanns Rod Stewart/Ron Wood, das später als "Mystifies Me" auf Ronnies erstem Soloalbum I've Got My Own Album To Do landete.
Ich kann diese Doppel-CD nur jedem/r allerwärmstens empfehlen, der/die sich nach Jahrzehnten mal wieder ein richtig gutes (wenn auch zusammengestückeltes) Rod Stewart-Album gönnen möchte. Denn richtig miese hatten wir in den letzten Jahr(zehnt)en ja genügend zu beklagen. Aber trotzdem auch hier nochmal die Warnung bzw. um es klarzustellen: Der Sound der Aufnahmen ist zwar super, man wird die Tracks aber nicht in den offiziell veröffentlichten Versionen vorfinden. 'Work in progress' sozusagen und sehr nah dran am 'wirklichen' Rod Stewart...
Trotzdem bzw. gerade deshalb herrlich und ich habe jetzt auch wieder meine gesammelten Faces-Alben und die Soloscheiben von 'Rod the Mod' aus der Zeit bei Mercury Records aus den Untiefen meiner Sammlung gezogen. Soooooo geil!!!!!!
Line-up:
Rod Stewart (lead vocals, acoustic guitars)
Ronnie Wood (acoustic-, electric-, bottleneck- & pedal steel guitars, bass)
Ronnie Lane (bass, background vocals)
Ian McLagan (piano, organ)
Kenney Jones (drums)
Martin Quittenton (acoustic guitars)
Mick Waller (drums)
Stanley Matthews (mandolin)
Ray Jackson (mandolin)
Pete Sears (bass, piano, organ)
Spike Heatley (upright bass)
Dennis O'Flynn (violin bass)
Dick Powell (violin)
Rick Grech (violin)
William Gaff (whistle)
Sam Mitchell (slide guitar)
Gordon Huntley (steel guitar)
Danny Thompson (bass)
Andy Pyle (bass)
Neemoi 'Speedy' Aquaye (congas)
Ray Cooper (percussion)
Madeline Bell (background vocals)
'Long' John Baldry (background vocals)
Irene Chanter (background voals)
Doreen Chanter (background vocals)
Ruby Turner (background vocals)
Tracklist
CD 1:
01:It's All Over Now (single version)
02:Country Comforts (BBC Radio 1 performance)
03:Maggie May (early version)
04:Seems Like A Long Time (alternate version)
05:Los Paraguayos (alternate version)
06:Italian Girls (early version)
07:You Wear It Well (early version)
08:I'd Rather Go Blind (alternate version)
09:Angel (alternate version)
10:What's Made Milwaukee Famous (Has Made A Loser Out Of Me)
11:Pinball Wizard
12:Everytime We Say Goodbye (summer 1973 sessions)
CD 2:
01:Oh! No Not My Baby
02:Jodie
03:So Tired
04:Missed You
05:Think I'll Pack My Bags (early version of "Mystifies Me")
06:Girl From The North Country (alternate version)
07:(You Make Me Feel Like) A Natural Man (alternate version)
08:Farewell (early version)
09:So Tired (early version)
10:You Put Something Better Inside Of Me
11:Crying Laughing Loving Lying
12:Maggie May (BBC Radio 1 performance)
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