Nach dem bahnbrechenden Klassiker
Power Of The Night von 1985, mit dem sie erstmals richtig durchstarteten, wurden auch die Floridianer kurz darauf durch das seinerzeit grassierende Glam/Hair Metal-Virus angesteckt. Das Endergebnis dieser (schnell wieder geheilten) Infektion hört auf den Namen "Fight For The Rock" und ist für
Savatage das, was "Another Perfect Day" für
Motörhead war: Ein objektiv gesehen gar nicht mal schlechtes, teilweise sogar richtig solides Album, das allerdings einfach wenig bis gar nicht ins Bandbild passt. Songs wie der Ohrwurm-Titeltrack (wohl auf der Scheibe noch das am ehesten nach herkömmlichen
Savatage klingende Stück), die Melodie-Bombe "Crying For Love", das gelungene
Free-Cover "Wishing Well" oder das abschließende "Red Light Paradise" sind tatsächlich gelungene Tracks, wenn man denn ein Faible für posigen, Glam-geschwängerten Metal der 80er hat.
Trotzdem haben sich auch aus meinem Blickwinkel hier einige wirklich gruselige Nummern eingeschlichen, allen voran die scheußlich fröhlichen Balladen "Lady In Disguise" und "Day After Day". Aus heutiger Sicht ist das alles vielleicht ganz unterhaltsam und ein witziges Zeitdokument, aber wenn ich damals die Platte frisch gekauft hätte und - verwöhnt von "Sirens", "The Dungeons Are Calling" und "Power Of The Night" - sie dann auf den Plattenteller gelegt hätte, wäre ich wahrscheinlich auch kreischend aus den eigenen vier Wänden gerannt. Die Produktion klang zudem für Bandverhältnisse seinerzeit extrem glattpoliert und auch optisch haben sich die beiden Herren Oliva und ihre zwei Mitstreiter damals mit hoch toupiertem Haar und anderem Firlefanz auffällig den Zeichen der Zeit angepasst. Die markanten Schreie von Jon rückten weiter in den Hintergrund, es regierten glattgebügelte Gitarrenriffs: Stellt euch vor, Ratt hätten ihre Amps etwas mehr aufgerissen, dann wisst ihr genau, wie der Sound auf diesem Album klingt.
Und nun wie gewohnt noch ein paar Einzelheiten zum Re-Release an sich: Wie die anderen Scheibchen kommt das Album im klassischen Digipak-Format daher, dieses Mal ist das Booklet auch ordentlich dick geworden und für jeden
Savatage-Historiker ziemlich empfehlenswert. Auf den ersten beiden Seiten und einer Doppelseite weiter hinten im Booklet erklärt Monsieur
Jon Oliva, weshalb es überhaupt erst zur Entstehung einer solch umstrittenen Scheibe kam, auf zwei anderen Doppelseiten gibt er noch einmal kurze Kommentare zu jedem einzelnen Track ab und insgesamt drei Seiten werden von den kompletten Songtexten der Langrille geschmückt. Als Bonus gibt's dieses Mal keine Liveaufnahmen, sondern eine (eher schreckliche) Akustikversion von "This Is The Time" aus dem letzten Jahr (2010) und einen
Hall Of The Mountain King-Studioouttake ("This Is Where You Should Be"). Insgesamt ein besser als beim Vorgänger aufgemachter Re-Release, der allerdings aufgrund seines (verhältnismäßig) eher durchschnittlichen musikalischen Inhalts trotzdem nicht mehr als
7 von 10 RockTimes-Uhren einheimsen kann!