Sungrazer & Asteroid / 02.06.2010, Vortex Musikclub, Siegen-Weidenau
Plakat
Sungrazer & Asteroid
Vortex Musikclub, Siegen-Weidenau
02. Juni 2010
Konzertbericht
Stil: Heavy Blues

Artikel vom 07.06.2010


Volker Fröhmer
Ich tauchte an diesem lauschigen Mittwochabend ein in die zukünftige und aktuelle Rockmusikvergangenheitsbewältigung meinerseits, kehrte zurück an den Anfang meiner Musikanschauung im Jahr 1968, die sich bis Mitte der 70er erstmal in viele Rockrichtungen ausprägte und hier auch dominierte, Blues und Artverwandtes griff aber ab 1973 kräftig in diese Dominanz ein.
Einen großen Teil dieser Richtungen verkörpern heute Abend Sungrazer und Asteroid. Die sechs Jungs da vorn haben das im Griff und in Stimme, Stimmung stimmt auch. Ich bin überaus verblüfft und erfreut über die Vielzahl von jungen Bands, die den Sound der für mich maßgeblichen und prägenden Musikära heutzutage- und nächte so gekonnt verinnerlicht äußern.
Bauliche und physische Rockmusikvergangenheitsbewältigung geschah durch einen Musikschuppen (das ist nicht und in keinster Weise abfällig gemeint - bezogen auf den Schuppen) namens Vortex in Siegen.
Das Ambiente dieses Veranstaltungskleinods wirbelt mit (so die Bedeutung des Namens Vortex) und kniet nieder vor dem Charme der Zeit, in denen ich in Musikschuppen namens Oma Plüsch in Wuppertal, Open Eye in Hasslinghausen, Big Pub in Remscheid und anderen, deren Namen leider nicht mehr in meinen Langzeitgedächtnis nisten, meinen Rockmusikhörkreis immer weiter mit Pi multiplizierte.
Alles schön bunt und nett hier, 'Auf den Hütten 4' in Siegen-Weidenau und jetzt wird's zum Lobbyismus, zum hoffentlich genehmigten: Rockmusikhörleute aus dem Siegerland und angrenzenden Ländern, schaut auf und in diesen Laden, erscheint zahlreich, hier lasst euch ruhig nieder und lauscht wohlklingenden Lauten und leisen.
Erstes Fazit: Twelve Points von den Besuchern aus Duisburg, Leverkusen und Hilden
Sungrazer aus der Maastrichter Gegend in den Niederlanden begannen mit ihrer Musik in dieser Besetzung Anfang 2009 und am Mittwoch, den zweiten Sechsten gegen 20 Uhr 30. Das hörte sich an wie Psychedelic Rock aus der Desertzone mit teilweise Heavystonerriffs in sonnengeladener Atmosphäre und mit stimmigem Gesang.
Sungrazer sind Hans Mulders am Schlagzeug, Sander Haagmans am Bass und Gesang und Rutger Smeets an der Gitarre und Gesang.
SungrazerZum Gesang folgendes: Die beiden wechseln sich ab beim Vortragen der Texte, singen aber auch mal synchron, ihre Vorbilder sind in dieser Hinsicht die Beatles, auch die Arrangements sind teilweise Muster der Fab Four.
Im Gespräch nach dem Auftritt betonte Rutger nach ihren Einflüssen befragt: Beatles gehören eben dazu, Deep Purple, Black Sabbath, Blue Cheer, Pink Floyd, Kyuss, Colour Haze und noch einige andere Verstärkerbenutzer.
Das Titelstück "Zero Zero" ihrer hier zum Kauf angebotenen maximalen Mini-CD, die fünf Titel zum Lasern freigibt, taktete auch auf.
Der Tauchgang in die Tiefen einer Rockmusik, die gegen die Richtlinien der Formatradiomusikindustrie verstößt, begann mit einem verhaltenen Stonerriff und schönem Zwiegesang, aufgesaitet mit filigranbrachialen Gitarrenzwischentönen und Bassgewitter sowie feinen Breaks. Sander pumpte das Lied mit dem Bass richtig auf und Hans schlug den Takt taktisch wertvoll.
In den kommenden 45 Minuten drückten uns die Jungs mit ihrem Groove ziemlich an die Wände des Vortex, das bumperte und melodierte in den Körper und die zum Kauf und Verzehr angebotenen kohlensäurehaltigen Getränke perlten gut gekühlt oder sonnengereift kräftig mit, das riffte gewaltig und machte die Ohren frei, der Headbanggehalt nahm mit zunehmender Spielzeit zu und erreichte fast alle Halswirbelsäulen im Saal.
Das Zusammen- und Miteinanderspiel der Drei beinhaltete die größtmögliche Dosis an rockiger Richtlinienkompetenz und war ferner für uns ein prächtiges Spektakel. Riffgewalt mit und ohne gleichgesinnte(n) feine(n) Zwischentöne(n), das ergab sehr viel Jubel und Applaus, wir hörten die Titel "If", "Somo" und "Common Believer" aus ihrer CD, die übrigens auf ihrer MySpace-seite für 7 € angeboten wird, der Musikgehalt ist ja weiter oben beschrieben.
Zweites Fazit: Netherlands - Twelve Points von den Besuchern aus Duisburg, Leverkusen und Hilden
Kurze Umbaupause. Die Bands teilten sich ihr Equipment!! Sungrazer fuhren nach diesem Gig wieder in ihre Heimat, sie weilten für zwei Auftritte mit Asteroid in diesem unserem Land, Dienstag in Tübingen und Mittwoch in Siegen. Sie sind am 15.Oktober im Package mit Deville und Baby Woodrose wieder im Vortex zu erleben, dann mal los!
AsteroidAsteroid sind auch zu dritt, gegründet 2003 und heuer schon länger unterwegs, über Polen, Österreich, Schweiz und Süddeutschland sind sie nun in Siegen angedockt, die drei Jungs aus Örebro in Schweden instrumentalisieren in etwa ähnliche Volksmusik wie Sungrazer, bei den Sonnensystemlern spielt aber auch noch zusätzlich der Spacerock eine Rolle wie der Name schon veräußerlicht und ein bisschen den Blues haben sie auch!
Die Asteroiden:
Elvis Campbell lässt die Hose fallen und schwingt sich in seiner Badehose hinter das Schlagzeug, er taktiert und schlägt die fein zusammen gerührte Melange auf das Spielfeld. Johannes Nilsson zieht sich vor Anbeginn die Schlappen und Socken aus und arbeitet mit seinen vier Basssaiten und seiner Stimme fifty fifty die Kompositionen auf und ab. Robin Hirse spielt mit sechs Saiten und etlichen Effekten, aber überhaupt nicht effekthascherisch, er singt auch fünfzig zu fünfzig die Lieder mit ins Haus.
AsteroidUnd sie ziehen mir auch die Socken und die Schuhe aus, was für ein endlich gewebter Soundvorhang wird da oft für uns heruntergelassen, himmlisch und höllisch. Gitarre und Bass braten auf großer Flamme und Elvis lebt. Die drei pressen und dreschen uns in die Riffs und Licks in die Hörorgane. Alles schon früher mal gehört, aber getrennt, nicht so. Die Jungs auf der Bühne mischen die getrennte Musik ihrer Heroen zusammen aufs Feinsthörliche. das passt wie Lemmy und RockenRoll. Der grüne Bereich wird für heute Abend nicht mehr verlassen, darauf stoßen die Jungs mit uns nach dem ersten Titel an: Skol!
Zwischen Ansagen und Biervernichten spielen sie uns auf, was auf von ihren bisher erschienen Tonabgebern, die mit Same und II tituliert sind. Eine EP gibt's auch noch und eine Split-CD mit ihren auch in Örebro musizierenden Kollegen von Blowback.
Die meisten Lieder stammen von ihrer 2010er schlicht "II" betitelten CD wie zum Beispiel "Towers". Bei diesem Lied wirste erstmal nicht im schlechten Sinne gemeint, eingelullt mit verhaltenen Melodien aus dieser schwedischen Rockwelt. Hat auch was Folkiges, das Tempo verschärft sich im wahrsten Sinne des Wortes und urplötzlich bricht das Saiten- und Trommelinferno über uns herein, die Töne werden regelrecht über uns ausgeschüttet, das Rockadrenalin schüttet und schüttet und du fühlst dich einfach völlig verrockt, es groovt wie die Hölle bis der letzte Ton gespielt ist. Ich bin begeistert, andere auch!
AsteroidBreak und Break gesellt sich bei Asteroid sehr gern, ihre Musik bleibt dadurch immer spannend. Wir erleben noch die Kompositionen "Karma", "Edge", "Garden", "River" und "Time". Du denkst nach jedem der vielen Breaks, jetzt geht's los. Geht aber nicht, das ist für mich auch das Geheimnis und eben das Spannende in dieser ihrer Musik.
Der Gitarrensound wird mit Hall und Wah Wah weiter aufgebaut, es wird lauter und wieder ein Break. Es gibt die Phase, die laid back vor uns her groovt oder verspielt klingt, bis hinein ins Jazzige und dann geht's rund im eckigen Saal, es bricht sozuschreiben über uns herein, das rockt wie die Sau, funktioniert wie Bungee Jumping.
Anleihen von den Doors und Uriah Heep sind außer den oben geschriebenen Einflüssen auch rauszuhören. Weiterhin beachtlich finde ich auch die Sangeskünste von Johannes und Robin und wenn sie zusammen singen, ist das eine große Koalition, die vom Volk akzeptiert wird - von Volker sowieso.
Drittes Fazit: Sweden Twelve Points von den Besuchern aus Duisburg, Leverkusen und Hilden
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