Kasey Anderson / Nowhere Nights
Nowhere Nights Spielzeit: 50:16
Medium: CD
Label: Blue Rose, 2010
Stil: Roots/Americana

Review vom 30.03.2010


Manni Hüther
Wieder mal eine Platte von Kasey Anderson. Das Stellwerk in all seinem professionellen Automatismus stellt bei CDs dieses Künstlers offensichlich die Weichen immer in die Richtung, deren Endhaltepunkt mein Bahnhof ist. Ist es doch schon die dritte Veröffentlichung in Folge des Mannes aus Oregon, die hoffungsvoll in meinem Briefkasten liegt. Na dann, ein alter Bekannter gibt sich ein weiteres Stelldichein.
Aber ein einfaches 'Weiter so' ist es dann doch nicht. Die Linernotes, verfasst in Garmisch-Partenkirchen (!), sprechen eine deutliche Sprache: Kasey Anderson steht vor den Scherben seiner Illusionen und die Musik dieses Albums ist die Medizin, die ihm Heilung versprach.
Dies ist sicherlich ein Werk mit klaren Aussagen, die auch persönliche Abrechnungen zu beinhalten scheinen - die Zeitgenossen, die Kasey Anderson hier anbellt, werden wissen, wer sie sind. So interessant dies alles für Insider auch sein mag, Hörer hierzulande werden sich kaum mit den Textaussagen abgeben (und wohl auch nicht die abgedruckten Lyrics lesen). Damit bleibt die Musik.
Ob sich ein Arzt dazu durchringen könnte oder sollte, seinem depressiven Patienten eine gehörige Dosis 'feeling' in Form perfekt dosierter Melancholie zu verordnen, sei mal dahin gestellt. Wenn es denn trotz aller Zweifel für den Patienten ok war, für mich als Konsumenten ist es insgesamt zu düster. Bei aller Sympathie, die ich gerade für diesen Interpreten hege, muss ich aber auch deutlich sagen: Das Ding kommt nicht wirklich vom Fleck.
Sicherlich gibt es auch ein paar eher abgehende Rocker und im Großen und Ganzen sind diese Songs auch auf der Höhe des künstlerischen Ausdrucks der beiden Vorgängeralben, nur hauen die im Gegensatz zu "Nowhere Nights" eben doch einige gewichtige Argumente in Form von eingängigen, klassischen Rock-Materialien auf den Tisch. Ich selbst kann dieser Platte hier nicht viel abgewinnen und empfehle statt dessen entweder Dead Roses oder The Reckoning. Wer natürlich in Richtung einer depressiven Grundstimmung schielt, wird auch mit der neuen CD seinen Frieden schließen (können).
Die Ausstattung ist mit mehrseitigem Booklet durchaus in Ordnung, klanglich bewegt sich der Mix etwas zu sehr auf der kompakten, weniger durchsichtigen Seite. Bei Interesse sollte man sich am besten die Songs von Kasey Anderson auf seiner Webpräsenz mal anhören. Vielleicht passt's ja doch!
Ich wünsche mir für das nächste Album allerdings wieder den eher unbeschwerten jungen Mann zurück, der mit seinen Kumpels anmachenden Heartland-Rock spielt und dann auch seine depressive Phase überwunden hat.
Tracklist
01:Bellingham Blues
02:All Lit Up
03:Sooner/Later
04:Home
05:Torn Apart
06:Leaving Kind
07:Nowhere Nights
08:From Now On
09:I Was A Photograph
10:Like Teenage Gravity
11:Real Gone
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