B.B. & The Blues Shacks London Days-Tour 2011 Kniestedter Kirche, Salzgitter 12. März 2011 Stil: Blues, R&B, Soul Konzertbericht Artikel vom 16.03.2011 Jürgen Bauerochse

Fast ein Heimspiel für eine der besten und erfolgreichsten Bluesbands der letzten Jahre, denn B.B. & The Blues Shacks kommen ja bekanntlich aus Hildesheim, das gerade mal eine halbe Stunde Fahrzeit von Salzgitter entfernt ist. Und auch die Kniestedter Kirche wird von der Band immer wieder gerne mal angesteuert, denn hier kann sich das 'sechste Bandmitglied' Helmut 'Boogie' Meyer (ehemaliger Bassmann vom
Dritten Ohr) an seinen Reglern des Mischpultes so richtig austoben und die hervorragende Akustik in dem historischen Gebäude voll ausnutzen, was ihm auch an diesem Abend wieder sehr gut gelungen ist. Die kleine Kirche erlebte erneut einen Gig mit glasklaren Tönen und festigte damit ihren guten Ruf unter ihren 'Stamm'musikern, zu denen immerhin Acts wie Ana Popovic, Bernard Allison und Reverend Rusty gehören.

B.B. & The Blues Shacks wurden bereits im Jahr 1989 gegründet und können, speziell in den letzten Jahren, ein immer größer werdendes Interesse des Publikums verzeichnen. Zahlreiche Auszeichnungen und fünf Alben, dazu ein fast ständiges Touren kreuz und quer durch Europa, und das in immer größeren Locations, zeugen von der stetig wachsenden Beliebtheit des Quintetts, für das in den nächsten Monaten auch die erste Tour durch Australien ansteht. Sicherlich ein weiteres Highlight in der Karriere der Musiker. Doch zunächst steht erst einmal die Promotion für ihr aktuelles Album London Days auf dem Plan, das von meinem Kollegen Joe schon ausführlich besprochen und für gut befunden wurde.

Für das RockTimes-Team Südniedersachsen bot sich nun also eine willkommene Gelegenheit, sich die Gruppe auch mal aus der Nähe anzusehen und ihre Wirkung auf die Zuhörer zu überprüfen, die schon vom Kollegen Norbert beschrieben wurde, als er die Jungs bei den Schmölzer Blues Tagen getroffen hat.
Für uns war dieser Auftritt von B.B. &The Blues Shacks mal etwas ganz anderes. Diesmal gab es keinen Blues Rock mit heftigen Gitarrenattacken auf die Löffel, den wir unter anderem so lieben. Kein Jimi oder Danny ließen grüßen, sondern es ging musikalisch noch weiter zurück in die Jahre, in denen die Haartollen streng nach hinten gekämmt wurden und ein gewisser Elvis gerade das Maß aller Dinge war.

So jedenfalls konnte man das schon durch das Outfit der Band erahnen. Schon auf den letzten Alben entfernte sich die Gruppe immer wieder mal vom reinen 12-Takter und ließ mehr und mehr R&B und Soul in ihr Repertoire einfließen, was einerseits ihre Vielseitigkeit unter Beweis stellt, aber von ihren Kritikern auch bemängelt wurde, die der Band eine gewisse 'Weichspülerei' vorwarfen. Das kann man durchaus so sehen, muss aber andererseits feststellen, dass Sänger Michael Arlt gerade bei diesen Songs seine besonderen Stärken hat, während ihm bei den reinen Bluesnummern doch etwas die Intensität fehlt. Wie dem auch sei, auch diese Titel, egal ob soulmäßig im Stile von Al Green oder gar im Rockabilly der fünfziger Jahre, wurden perfekt gebracht, wobei die Band in allen Teilen astrein harmonierte.

Doch bei diesem Konzert, in der übrigens sehr gut besuchten Kniestedter Kirche, stand der Blues im Mittelpunkt des Geschehens. Und dabei kamen die wahren Stärken der Band zum Vorschein. Michael Arlt wirbelte nonstop über die Bühne und bearbeitete dabei seine Harmonikas, dass es eine reine Freude war. Auf diesem Instrument gehört er sicherlich zu den besten Interpreten, die im Moment aktiv sind. Egal, ob er fast zart zu einem Solo ansetzte, oder aufs Heftigste für Schwung sorgte, die Soli auf dem Mississippi-Saxofon gehörten zu den Highlights des Abends.

Ganz ähnlich verhielt es sich mit dem Gitarrenspiel von Bruder Andreas Arlt. Seine unheimlich 'sauber' gespielte Klampfe (irgendwie kamen mir dabei immer wieder die Yardbirds in den Sinn) kam mit unglaublich viel Feeling rüber, wobei auch er zwischen ganz feinen Tönen und wahren 'Ausbrüchen' hin und her pendelte. Immer wieder kam er an den vorderen Bühnenrand, sodass die Zuhörer seine ganze Konzentration förmlich spüren konnten und seine Einlagen mit spontanem Zwischenapplaus würdigten, was auch vollkommen verdient war.
Und auch Dennis Koeckmann konnte voll überzeugen. Sein rollendes Pianospiel, ebenfalls durch zahlreiche Soli angereichert, gab dem Ganzen noch den nötigen Kick und veredelte vor allem die Bluessongs ganz erheblich.

Bei den Coverversionen in Sachen Blues ging die Band teilweise zeitlich ziemlich weit zurück und setzte auch nicht auf die immer wieder genudelten 'Greatest Hits'-Titel. Trotzdem gehörten die alten Klassiker von Otis Rush, T-Bone Walker oder dem inzwischen fast vergessenen George 'Harmonica' Smith zu den Höhepunkten des Sets. Bei diesem Feeling wurde ganz klar, dass man nicht unbedingt aus Chicago kommen muss, um den 'Blues zu haben'. Nein, auch in Hildesheim ist der 12-Takter zu Hause.
Als B.B. & The Blues Shacks zu einem Slow-Blues ansetzten, von dem ich leider den Titel nicht mitbekommen habe, war die Spitze des Auftrittes erreicht. Minutenlang solierte Andreas Arlt vor den Fans, die vor lauter Staunen sogar auf die sonst üblichen obligatorischen 'Zwischengespräche' während des ganz ruhigen und leisen Mittelteiles verzichteten. Bruder Michael konnte derweil in aller Ruhe die Bühne verlassen, denn jetzt lief der längste Songs des Abends ab. Erst kurz vor Ende des Stückes kam er wieder zurück, um das kraftvolle Finale mit zu gestalten. Ein klasse Titel!

Nach zwei Zugaben und 150 Minuten war die erneute Stippvisite von B.B. & The Blues Shacks in Salzgitter beendet, und die Band zeigte dabei deutlich, warum sie momentan so angesagt ist. So werden wir noch viel Positives von den Jungs aus Hildesheim hören.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Antje Fischer von der Stadt Salzgitter für die problemlose Akkreditierung.

Line-up:
Andreas Arlt (guitar, background vocals)
Michael Arlt (vocals, harmonica)
Dennis Koeckstedt (piano, organ)
Henning Hauerken (bass, upright bass)
Bernhard Egger (drums, background vocals)