The Blackscreen / The Space Between Us
The Space Between Us Spielzeit: 33:51
Medium: CD
Label: Kulturkatze Records, 2014
Stil: Indie Rock

Review vom 04.01.2015


Steve Braun
Die deutschen Indie-Rocker The Blackscreen könnte man schon fast als 'alte Hasen' in diesem Genre bezeichnen. Eine EP, zwei Longplayer und unzählige Clubauftritte zeugen davon. Zwei Jahre nach dem letzten Output, The Ghosts That Haunt Us, legt das Quartett aus Nürnberg nun mit "The Space Between Us" ein drittes Album vor. Allerdings gab es schon diverse musikalische Mitbewerber, die gut dreiunddreißig Minuten lediglich als EP deklariert hatten.
Ich muss vorweg schicken, dass ich The Blackscreens vorherige Alben nicht kenne. Was der fränkische Vierer allerdings mit "The Space Between Us" abliefert, ist eine blitzsaubere Sache. Vielleicht liegt es - neben anderem - daran, dass die Jungs sich erstmals Unterstützung bei der Produktion suchten? Kurt Ebelhäußer, Gitarrist bei den deutschen Indie-Veteranen Blackmail, hat diesbezüglich schon einige Rohdiamanten geschliffen, wenn man nur mal an Long Distance Calling denken mag. Wie dort glänzt auch "The Space Between Us" durch einen mächtigen, doch gleichzeitig trotzdem transparenten 'Wall of Sound'. Mehr als einmal kommen einem die frühen U2 mit ihren fatamorganenhaft flirrenden Gitarrensounds in den Sinn...
Musikalisch sprengen The Blackscreen eindeutig den 'klassischen' Rahmen des Independent Gitarrenrock und bieten mehr als nur »Eins-zwo-drei-vier-Vollgas!!« Bei den heftiger rockenden Songs, gerne auch mal mit Post-, Noise- oder Screamo-Attacken aufgepeppt, klingen ansatzweise schon mal die Alternative Rock-Urgesteine The Cure durch. Auch 'wavige' und Brit Pop-Elemente schleichen sich derart hintergründig ein, dass man The Blackscreen - bei allen, durchaus wahrnehmbaren Zitaten - in der Summe eine eindeutig nach Blackscreen klingende Eigenständigkeit bescheinigen darf.
Viel Wert legt man offensichtlich auf eingängige Melodien und geschliffene Refrains. Positiv fällt hier das akzentfreie Englisch ins Gewicht - oft ein Schwachpunkt bei deutschen Bands. Auf wuchtigem Rhythmusfundament weben die zwei Gitarren dicke, kantige Delay-Teppiche, die mal melodieverliebt, mal düster daherkommen - bei allem anspruchsvollen Arrangement die Tanzbarkeit der Musik nicht aus den Augen verlierend.
Eigentlich fehlt einzig die 'klassische' Ballade, die das durchweg forsche Tempo unterbricht. "Cherries And Champagne" tendiert hier eher zur Halbballade und überzeugt mich insgesamt ohnehin nicht vollends. "Sleep Well" zeigt zwar gelungene erste Ansätze, die allerdings in furiosen, eine gewisse Ruhelosigkeit der Band vermuten lassenden Steigerungen, untergehen. Trotzdem gehört gerade diese Nummer, bedingt durch ihre überaus pfiffigen Kompositionsideen, ziemlich eindeutig auf die Habenseite von "The Space Between Us".
Weitere Anspieltipps gefällig? Auf jeden Fall das sorgsam geschichtete, sehr treibende "Paraphilia", obendrein durch tolle Bassfiguren bestechend. Das 'lichtdurchflutete' "Fading Lights" gehört ebenso dazu, wie das rhythmisch glänzend in Szene gesetzte "Undertow".
Mit "The Space Between Us" scheint The Blackscreen ein entscheidender Schritt in Richtung Eigenständigkeit gelungen zu sein. Acht von neun Songs überzeugen gnadenlos.
Aber, Leute, so ein solcher Datenträger fasst nahezu achtzig Minuten - mindestens die Hälfte davon darf man ruhig ausschöpfen. Allerdings wird das Scheibchen zu einem überaus fairen Preis feilgeboten, der dem einer EP entspricht.
Line-up:
Oliver Frank (vocals, guitars)
Sebastian le Mont (guitars)
Florian Jäger (bass)
RC Schneider (drums, percussion)
Tracklist
01:Plastic (2:09)
02:Catching Fire (3:46)
03:Paraphilia (4:08)
04:Conventional Dreams (3:51)
05:Fading Lights (3:53)
06:Sleep Well (3:50)
07:Undertow (3:19)
08:Cherries And Champagne (4:43)
09:Siamnese Twins (3:52)
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