Blues Caravan / The New Generation
The New Generation
Nach Pilgrimage: From Mississippi To Memphis ist nun die Blues Caravan 2006 Live als DVD erhältlich. Aufgezeichnet wurde das Eröffnungskonzert für den 'WDR Rockpalast' im Kölner 'Underground' am 7.12.2005.
Die 'New Generation' des Blues sind Aynsley Lister, Ian Parker und Erja Lyytinen.
Die Drei starten ihr Konzert mit einem gemeinsamen akustischen Set, zu dem jeder einen Song geschrieben hat: "Mississippi Lawnmower Blues" (Lister), "Time Bears Witness" (Parker) und "Dreamland Blues" (Lyytinen).
Letztere übernimmt in allen drei Songs die Slide-Gitarre und hat im "Mississippi Lawnmower Blues" das Solo. In "Time Bears Witness" werden sie von Morg Morgan an den Keyboards begleitet.
Alles wird in abwechslungsreich verteilten Rollen gespielt. Alle wechseln sich beim Gesang ab, "Dreamland Blues" ist Lyytinen-Terrain, mal hat Lister ein Solo, dann Parker oder eben Erja.
Der Start in das Konzert ist gelungen. Mehrere Kameras sind auf und vor der Bühne als auch im Publikum stationiert.
Die Songs haben eine Dynamik, die vom Feinsten ist. Drei akustische Gitarren, das hat was. Was wir sehen hat auch Dynamik. Nachdem mir beim ersten Track die hohe Zahl an Bildschnitten aufgefallen ist, habe ich bei den beiden weiteren Songs mal diese Bildschnitte gezählt: Knapp 60 in "Time Bears Witness" und um die 55 in "Dreamland Blues". Das ist einfach zu viel, Leute. Konzertaufnahmen mit mehreren Kameras durch einen Häcksler zu jagen, ist nach meiner Meinung der Sache eher abträglich. Das ist aber mein persönlicher Standpunkt. Der Genuss, der bei den ersten drei Beiträgen aufkommt, leidet doch unter den Bildschnitten.
Weniger wäre da mehr gewesen. Das nervt, wenn nur wenige Sekunden zwischen den Cuts sind.
Ian Parker und seine Band folgen nun. Als Opener für seinen Set spielt er (auf der DVD hat jeder so zirka eine halbe Stunde) "She's All Right" von Muddy Waters. Scharfe Soli, gute Licks, eine eingespielte Band verbreitet Freude. Parker erntet anerkennenden Applaus und kommt im Folgenden zu eigenen Elaboraten, allen voran "Heal Me Love", das durch den Wechsel von dynamischen und ruhigeren Phasen besticht. Die Soli finden fast ausschließlich am oberen Ende des Gitarrenhalses statt.
"The Moral Man" groovt bis Berlin und spätestens mit "By Your Side" kommt Parker in Fahrt. Für sein Solo erhält er nun auch Szenenapplaus vom Publikum. Der Funke springt von der Bühne zu den Zuschauern über. Das Eis ist gebrochen.
Zum Abschluss spielt Ian in "If It Must Be/In The Morning" zusammen mit dem Drummer ein wenig Schlagzeug und Parker zelebriert eine Slide-Einlage. Ein schönes Intermezzo.
James Townend aus Listers Band übernimmt für den Lyytinen-Set den Bass und die Frau zeigt uns, welche Qualitäten sie an der Slide-Gitarre hat. Wesentlich abwechslungsreicher als im akustischen Set präsentiert sich die Blues-Lady aus Finnland.
Sie spielt nur halbakustische Gitarren, die einen wärmeren Klang haben.
Plötzlich sehen wir alle Drei im Publikum um ein Mikrofon versammelt und a cappella wird ein herrliches "Rain In Your Life" von Essie Mae Brooks vorgetragen. Das Publikum klatscht den Rhythmus kräftig mit und man sieht allen die Freude an.
Den Platz am Schlagzeug hat Sarah Jones (ist sie jetzt schon 19 Jahre alt?) eingenommen und es wird Zeit für Aynsley Lister. Es ist sonnenklar, dass "Everything I Need" die Zuschauer in Bewegung bringt. Die anfangs nervigen Bildschnitte gehören (fast) der Vergangenheit an und wir erfreuen uns auch mal an einem Kameraschwenk oder einem Zoom. Lister ist auch ein Entertainer, nutzt die gesamte Bühne und steht nicht nur am Mikrofon oder nur zwei Schritte davon entfernt.
"I Believe" ist bewährtes Songmaterial. Jones und Townend bestehen auch als Background-Sänger.
Lister wirkt infizierend und das Konzert nimmt Party-Dimensionen an. "Comin' Home 2 U" und Deep Purples "Hush" sind ja auch bestens dazu geeignet super gute Laune zu verbreiten. Natürlich hat in "Hush" das Publikum seinen Sing Along-Part. Alle klatschen und singen verschärft mit. Nur ein Zuschauer, der vorher schon mal im Bild war, kann nur singen, denn er hat alle Hände voll damit zu tun, sich auf seinen Fotoapparat und seine Kamera zu konzentrieren.
Für die letzten fünf Tracks geht das Fest mit allen drei Hauptpersonen auf der Bühne weiter. Parker und Lyytinen haben sich von Listers Lockerheit anstecken lassen und für "Last Love Song" sitzt Erja am Keyboard. Auf Pilgrimage war es schon so: "All The Time" ist live noch einen Tick intensiver als auf der Studio-CD.
Den krönenden Abschluss bildet dann der Track "Blues Caravan". Lister schultert ebenfalls eine Halbakustische, Lyytinen legt das Bottleneck zur Seite und bringt am Mikro eine Rap-Einlage.
Zum Bonusmaterial gehört ein Interview mit den Dreien, in dem sie entspannt über ihre Erfahrungen bei den "Pilgrimage"-Aufnahmen in Amerika plaudern, Geschichten dazu erzählen und Thomas Ruf erzählt von der Idee, die hinter der Blues Caravan 2006 steht.
Vier akustische Zwischenspiele lockern das Interview auf und der Backstage Film zeigt, wie locker und lustig es hinter den Kulissen zugeht: Erja Lyytinen beim Soundcheck mit Lockenwicklern in den Haaren, Anreise im Schnee, Sarah Jones erzählt Kiwi essend über die Tour. Gimmicks, die Spaß machen.
Vervollständigt wird der Bonusteil durch Live-Fotos der Tour.
Alles in allem eine DVD für Fans der Hauptakteure und Leuten, die keine Gelegenheit hatten/haben werden, das Gespann live gesehen zu haben oder in Zukunft nicht sehen können.
Empfehlenswert!
Technik:
Region: Codefree
Sound Format: Dolby Digital 5.1/Stereo/DTS 5.1
Picture Format: 16:9
Language: Engish


Spielzeit: 150:00, Medium: DVD, Ruf Records, 2006, Bluesrock
1:Mississippi Lawnmower Blues 2:Time Bears Witness 3:Dreamland Blues 4:She's All Right 5:Heal Me Love 6:The Moral Man 7:By Your Side 8:If It Must Be/In The Morning 9:Nasty Weather 10:You Talk Dirty 11:I Think Of You 12:Rain In Your Live 13:Everything I Need 14:I Believe 15:Comin' Home 2 U 16:Hush 17:1010? 18:Too Much To Hide 19:Last Love Song 20:All The Time 21:Blues Caravan
Bonus: Interview (with 4 acoustic songs), Backstage Film, Photo Gallery
Joachim P. Brookes, 03.07.2006