The Bronx Casket Co. / Antihero
Antihero Spielzeit: 61:10
Medium: CD
Label: SAOL/H'Art/Zebralution, 2011
Stil: Metal/Punk/Gothic

Review vom 06.04.2011


Andrea Groh
The Bronx Casket Co. wurden 1998 von D.D. Verni gegründet. Richtig, der Bassist von Overkill ist gemeint. Interessanterweise fand diese Tatsache oft mehr Beachtung als die Musik selbst. Dabei hat mich ihr Debüt (1999) damals mit einer Mischung aus Doom, Gothic und Heavy Metal begeistert. Dazu kam ein stimmungsvoll-schauriges inhaltliches Konzept mit Vampir-Image, Sargbildern und einer alten Zeitungsannonce der Firma, von welcher der Bandname entliehen wurde. Ein Highlight war die herrlich 'verdoomte' Version von Metallicas "Jump Into The Fire".
Auch der 2001 erschienene Nachfolger "Sweet Home Transylvania" (der Song, von dem dieser Titel inspiriert wurde, wird mal kurz angespielt) gefiel mir. Schon dieser erhielt recht wenige und oft schlechte Kritiken, meiner Meinung nach zu Unrecht. So waren dann The Bronx Casket Co. eher ein Geheimtipp für die wenigen, die sie mochten bzw. eine unterbewertete Band.
Hellectric (2005) war kaum mehr als nur eine Randnotiz, stand nur kurz in Katalogen und Regalen, war dann verschwunden und vergessen. So schnell, dass auch ich sie verpasste.
Danach habe ich gar nicht mehr mit einem Lebenszeichen der Sargträgertruppe gerechnet und mich daher über die Ankündigung von "Antihero" gefreut… und wurde von einigen Veränderungen überrascht.
D.D.Verni hat hier neben Bass und Gitarre auch den Gesang übernommen, was ihm allerdings nicht so gut gelingt. Myke Hideous 'Spy' ist nicht mehr dabei. Dafür sind alle Gitarren-Soli von Gastmusiker Mike Romeo (Symphony X).
Die durchschnittliche Musiziergeschwindigkeit wurde deutlich erhöht, der Doom-Anteil und die tollen Keyboard-Passagen damit reduziert. Dafür ist es (Horror-)punkiger, rockiger, thrashiger (oder sollte ich eher schreiben: trashiger?) und moderner. Stellenweise erinnert das Ganze an Rob Zombie.
Was alles durchaus in Ordnung ist, solange gute Songs dabei herauskommen. Doch leider ist vieles, was hier geboten wird, Mittelmaß. So mag ja mehr die Post abgehen, aber die düstere Dramatik von früher fehlt mir. Es sind durchaus herausragende und interessante Momente vorhanden, z.B. in "Memphis Scarecrow" oder beim Titeltrack, nur habe ich irgendwie mehr erwartet. Haben die Vampire neben Blut auch die Ideen für gute Songs und Melodien ausgesaugt?
Coverversionen gibt es dieses Mal sogar gleich zwei: Einmal "Death On Two Legs" von Queen, das dem Original musikalisch noch recht ähnlich wirkt, bis auf den Gesang natürlich.
Ganz im Gegenteil dazu "My Way", das Frank Sinatra in der von Paul Anka anglisierten Fassung berühmt machte. Nicht gerade originell, denn diese Wahl trafen schon etliche Bands und Solokünstler, die das besser hinbekamen. Vielleicht wollte man das auch gar nicht, denn diese Fassung ist wirklich anders, nur ob man das als gelungen empfindet, ist so eine Sache…
Wenn ich mir die Bandgeschichte von The Bronx Casket Co. betrachte, wirkt diese in meinen Augen (Ohren) wie ein kontinuierlicher Abstieg. Sie hatten noch nie einen hohen Status (früher unverdientermaßen), wenn dieser noch weiter sinkt, kann man bald den Sargdeckel drauf machen. Ich wünsche (mir), dass D.D.Verni noch einmal das Steuer herumreißen kann, befürchte aber, dass es nicht gelingen wird. Wirklich schade.
Vielleicht male ich auch zu schwarz, vielleicht sind andere von "Antihero" mehr angetan. Neugierige, Horror-Punks und Bronx-Fans sollten mal reinhören und sich selbst ein Urteil bilden. Ich höre lieber weiterhin die ersten Beiden.
Line-up:
DD Verni (vocals, bass, rhythm/acoustic guitars)
Jack Frost (guitars, b-vox)
Charlie Calv (keyboards)
Rob Pallotta (drums)
Guest Musician:
Mike Romeo (guitar)
Tracklist
01:Antihero
02:Bonesaw
03:You Look Like Hell
04:Sally
05:I Never Loved You Anyway
06:Holy Mother
07:I Am No One
08:Memphis Scarecrow
09:Selling My Soul
10:Death On Two Legs
11:Let Me Be Your Nightmare
12:NYC (Devils Playground)
13:Alive!
14:My Way
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