Civilian / The Second
The Second Spielzeit: 36:12
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2014
Stil: Hard Rock/Metal

Review vom 11.01.2015


Jochen v. Arnim
"The Second", das ist als Albumtitel für ein Zweitwerk zwar ein passender Begriff, aber den Belgiern von Civilian geht es sicherlich weniger um eine derartige Plattitüde. Vielmehr liegt die weiterreichende Bedeutung in der Tatsache, dass einzig eine Sekunde über den Fortgang vieler Dinge im Leben oder auch über das Letztgenannte selber entscheiden kann. Inhaltlich findet der aufmerksame Hörer an vielen Stellen im Verlauf der Scheibe Referenzen dazu. Man möge sich nur den Atompilz im Booklet vor Augen führen und speziell die sekundenschnelle Zerstörungskraft der dazugehörigen Bombe…ist es schon eine Sekunde vor Zwölf?
Nach dem Debüt von 2012 legen die Hard-Rocker aus der Region um das Örtchen Hasselt nun ihr Zweitwerk vor und das zudem in nahezu unveränderter Besetzung. Lediglich Gitarrist Peter Vrancken wurde durch den neuen Axtmann John Thijs ersetzt, während alle anderen Position gleich geblieben sind. Knapp zwei Jahren haben sie gebraucht, diesen Rundling zu produzieren, der unlängst den Weg in die Regale gefunden hat.
Zwölf Tracks auf rund sechsunddreißig Minuten verteilt, das bedeutet, dass wir knackige Nummern zu erwarten haben und diese Erwartung wird nicht im Mindesten enttäuscht. Mit "Zusammen" steigen wir direkt knackig in die Scheibe ein und man hört sofort, dass hier soundmäßig alles stimmt. Mixing und Mastering sind gelungen, das kommt alles wunderbar klar rüber. Auch sonst ist das ein perfekter Opener, du bist unmittelbar im Geschehen und der Band ist die Aufmerksamkeit des Hörers gewiss.
"Wrong Side Of The Road" besticht durch eine feine Gitarrenarbeit, die durch das komplette Stück führt und beim Hörer in die Extremitäten geht. Danach begeben sich die Herren auf einen kleinen Ausflug in die Gefilde des Thrash Metal. "Love In The Moshpit" lässt dich sofort an Bilder denken, bei denen Massen von Metal-Fans vor der Bühne im Kreise rennen. Klassenziel erreicht, sehr gut umgesetzt!
Richtig gut zäh wird es bei "Dead Man Walking", einem Track, bei dem sich das Riff und der Gesang mühsam aus den Speakern ziehen. Die Verknüpfung zwischen Titel, Musik und dem Kopfkino klappt auch hier hervorragend. Ebenso wie das später folgende "Digging A Hole" erinnern Teile des Songs an eine Mischung aus gutem, altem Heavy Metal mit NWoBHM-Provenienz und klassischem Hard Rock.
Vorher jedoch bricht der Titelsong mit brachialer Urgewalt über den Hörer herein - für exakt eine Sekunde. Message klar? Ich denke, es Bedarf keiner weiteren Erläuterung, hier den Bezug darzulegen.
Zwei besonders feine Songs folgen im letzten Drittel der Scheibe: "Tarantula" und "Hallelujahland". Hier schlägt besonders beim erstgenannten Track das alte Maiden-Herz höher. Natürlich weit entfernt davon, ein Cover- oder Tribute-Song zu sein, machen trotzdem besonders die Bassläufe Erinnerungen an den British Lion wach.
"Hallelujaland" (auch auf dem Debüt in einer etwas anderen Form enthalten) war bereits vor VÖ der Scheibe bei einem hinlänglich bekannten Videokanal im Netz zu bewundern und die Views schossen schnell in den fünfstelligen Bereich. Verstörende Bilder begleiten den verhaltenen Einstieg in den Song, Bilder aus arabischen Krisengebieten. Man hört die prägnanten Töne abgefeuerter Sturmgewehre Marke AK-47, sieht flüchtende, verwundete Menschen, um einen Sack Mais raufende Schwarzafrikaner, aber auch gewalttätige Szenen aus dem sonst so friedlichen Quebeq in Kanada. Dazu werden Instrumentierung und Gesang zunehmend aggressiver, wütender und trotzdem durchsetzt von höchst melodischen Passagen, die - und ich wiederhole das gerne, so unpassend es auch sein mag - subjektiv an die große Zeit der Outlaws erinnern. Ach, guckt es Euch selber an, das offizielle Video dazu.
Knallend, abwechslungsreich, reminiszierend, nachdenklich stimmend und unterhaltend ist sie geworden, die neue von Civilian und ich muss ein weiteres Mal konstatieren, dass ich begeistert bin von dem, was da so aus dem belgischen Königreich zu uns herüberschwappt. Der nächste Live-Termin ist schon gecheckt und eingetragen - ich freue mich!
Line-up:
Mark van Luijk (lead vocals)
David Dejeneffe (guitars, backings)
John Thijs (guitars, backings)
Christophe Beliën (bass)
Johan van den Berghe (drums, backings)

sowie:
Peter Vrancken (guitar - #12)
Nelle Bogaerts (cello - #11)
Tracklist
01:Zusammen
02:Wrong Side Of The Road
03:Love In The Moshpit
04:Dead Man Walking
05:Stars Tonight
06:Break The Chain
07:The Second
08:Digging A Hole
09:C.E.O.
10:Tarantula
11:Closed Door
12:Hallelujahland
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