Ray Manzarek & Robby Krieger Of The Doors
14.07.2010, Red Hot, Jüchen
Polo Ray Manzarek & Robby Krieger Of The Doors
Red Hot, Jüchen
am 17. Juli 2010
Konzertbericht
Stil: Rock
Fotos: ©Andreas 'Jimi' Hendrix


Konzertbericht vom 20.07.2009


Udo Gröbbels
Alle Jahre wieder
Neununddreißig Jahre ist es mittlerweile her, als die schon zu Lebzeiten vergötterte Legende
Jim Morrison in Paris starb. In dieser Zeit hat der Mythos Morrison nichts an Faszination verloren und alle Jahre wieder ist die Band, die sich offiziell im Jahre 1973 aufgelöst hat, wieder in aller Munde. 1991 war es durch den großartigen Film "The Doors" von Oliver Stone und jetzt gibt es mit
When You're Strange erneut einen Streifen über die Band. Damit die alten und neuen Fans auch die Musik einmal live erleben können, touren die Gründungsmitglieder Ray Manzarek (Orgel) und Robby Krieger (Gitarre) mit wechselnder Besetzung und unter wechselndem Namen seit knapp acht Jahren durch die Lande. Zunächst unter The Doors Of The 21st Century, dann als Riders Of The Storm und nun unter Ray Manzarek & Robby Krieger Of The Doors.
Mit dem Frontmann von The Cult, Ian Ashbury, hatte man zwischendurch sogar einen höchst populären Morrison-Ersatz am Start, aber Ashbury ist mittlerweile wieder mit seiner alten Band unterwegs und aktuell hat man Michael Matijevic verpflichtet. Mit Matijevic und Verstärkung kamen an diesem Abend die beiden 'Ur-Doors' ins Red Hot nach Jüchen zum einzigen Deutschland-Konzert. Der gute Ruf dieser erst knapp ein Jahr alten Location am südlichen Niederrhein hat sich also mittlerweile schon rumgesprochen.
Unbegründete Skepsis
Michael MatijevicEhrlich gesagt war ich extrem skeptisch, was uns da an diesem schwülen Sommerabend im Juli 2010 erwarten würde. Natürlich dürfte Jedem klar sein, dass dieses Konzert mit dem Ersatz für Jim Morrison steht oder fällt. Man kann nun mal keinen Abend unter dem Motto 'The Best of The Doors' machen und dabei nur die Fähigkeiten vom Gitarristen und Orgelspieler beurteilen. Dafür war Morrison viel zu sehr Mittelpunkt der Band und Identifikationsfigur einer ganzen Generation von jungen Leuten. Würde es gelingen, die Legende halbwegs würdig zu vertreten ohne dass es peinlich wird? Ja, es gelang und nicht nur ich war überrascht, wie gut.
Welcome to Los Angeles
Am Eingang fiel sofort die bunte Mischung der Fans auf, die sich u.a. aus Alt-Hippies, Bikern und auch überraschend vielen jungen Leuten zusammensetzte. Die Doors üben also tatsächlich immer noch eine Faszination auf junge Leute aus - egal ob in den 60ern oder heute. Kurz nach 21.00 Uhr kam Bewegung auf die Bühne des glücklicherweise gut klimatisierten Clubs, der mit knapp 500 Gästen gut gefüllt war. "Mann, sind die alt", rief ein junges Mädel laut lachend neben mir. Das Lachen verging ihr aber schnell, denn als die fünf Herren mit dem bekannten "Roadhouse Blues" loslegten, groovte das Publikum sofort mit.
Michael MatijevicDer klare und gut abgemischte Sound tat den Rest dazu und bis auf die sparsame Lightshow gab es keinen Schnick-Schnack, nur Musik pur. Das folgende "Break On Through" setzte noch einen drauf, und sehr textsicher unterstützte das Publikum das Quintett auf der Bühne. Mittelpunkt war natürlich Michael Matijevic, der einen klasse Frontmann abgab. Stimmlich machte er zum Glück nicht den Fehler, wie Jim Morrison zu klingen, sondern er verließ sich auf seine eigene Stimmfarbe und sang sich mit Bravour durch sämtliche Klassiker. In puncto Bühnenpräsenz hatte er jedoch den guten Jim bestens studiert, denn viele Posen und Gesten erinnerten doch stark an die legendären Konzertvideos der Doors aus den 60ern und auch das Mikro mit Kabel (Udo Lindeberg lässt grüßen) passte wunderbar zum Retro-Feeling.

Ray ManzarekAls Sprecher der Band stellte sich jedoch Ray Manzarek heraus, der bestens aufgelegt hinter seiner uralten Orgel saß und kräftig mitsang oder einfach nur mit dem Publikum plauderte ("Welcome to the Whiskey A Go Go in Los Angeles. This night it is called Red Hot") oder auch mal nach einem Zwischenruf über die Menschheit und das Universum sinnierte.
Robby Krieger dagegen wirkte wie der Ruhepol der Band, der kaum etwas sagte, sich dafür aber intensiv in sein Gitarrenspiel vertiefte. Ob nun Blues, Flamenco (ein tolles langes Intro vor "Spanish Caravan") oder seine bekannten Fähigkeiten als Slide-Gitarrist; Vielfalt und ein unglaubliches Feeling zeichnen auch heute noch das Gitarrenspiel von Krieger aus. Auch die Rhythmussektion mit Drummer Ty Dennis und Bassist Phil Chen groovte wunderbar zusammen.
Ty Dennis
Wo geht es zur nächsten Whiskey-Bar?
Robby KriegerObwohl die Doors mit Jim Morrison gerade mal sechs Alben veröffentlicht haben, gibt es jede Menge Klassiker und jeder Fan hat natürlich einen anderen Favoriten, den er unbedingt mal live hören möchte. Daher war ich etwas enttäuscht, dass es "Riders On The Storm" nicht in die Setlist schaffte, aber mit Knallern wie "Alabama Song (Whiskey Bar)", was lautstark mitgesungen wurde und dem unwiderstehlichen "Touch Me" gab es genug andere Highlights. Ebenfalls Gänsehaut verbreiteten die Versionen von "Waiting For The Sun" und "The Crystal Ship". Dank der alten Orgel und den relativ ursprünglichen Arrangements der Songs klang alles sehr original und bis auf ein paar Improvisationen und verlängerten Intros wurden die Klassiker zum Glück nicht 'totgejamt'.
Das Publikum soll entscheiden
Ray ManzarekDa die Zeit leider drängte (die Band spielte am nächsten Tag in London und musste abends noch weiter), gab es leider keine eingeplante Zugabe (siehe Setlist) mehr und über das Abschlusslied wurde abgestimmt, ob nun "L.A. Woman" oder das unvermeidliche "Light My Fire" noch performt werden sollte. Natürlich schrie die Mehrheit für "Light My Fire" und nach einer genialen Version dieses Klassikers (inkl. tollem Orgelsolo von Manzarek und Sambaeinlage (!) der Band) verbeugten sich die fünf Musiker vor einer restlos begeisterten Menge im Red Hot.

Zufrieden verließen wir nach 100 Minuten den Club und ich habe gelernt, dass man auch mit weit über 60 Jahren auf der Bühne noch richtig Gas geben kann und dass gute Rockmusik kein Mindesthaltbarkeitsdatum hat. Hoffen wir, dass die beiden Rock-Senioren (Ray Manzarek ist Jahrgang 1939 und Robby Krieger 1946) noch lange fit bleiben und uns weitere Jahre mit ihrem zeitlosen Sound viel Freude bereiten. Spielfreude hatten die beiden älteren Herren an diesem Abend auf jeden Fall ohne Ende.
Wir danken Friedhelm Kortmann von Polo für die problemlose Akkreditierung.
Ray Manzarek
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