The Eagles / Farewell 1 Tour Live From Melbourne
Farewell 1 Tour Live From Melbourne Spielzeit: 164:24 (Konzert)
Medium: Blu-ray
Technik:
Bildformat: 16x9
Soundformat: DTS 5.1 Surround/PCM Stereo
Region: 2/3/4/5
Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch, Französisch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch
FSK: 0
Label: Eagles Recording Company, 2013
Stil: Westcoast Rock

Review vom 06.04.2013


Steve Braun
Seit bald zehn Jahren sind die Eagles auf Abschiedstour... alles Tarnung: Die sind nur zu faul, um ein neues Album aufzunehmen! Und damit der Rubel immer schön rollt, wird diese "Farewell 1 Tour" (äääh, kommt da noch ein zweiter Teil??) nun auch als Blu-ray veröffentlicht. Neue Songs sind zwar nicht dabei, dafür wurde das Bonusmaterial aufgewertet. Ob sich die Bild- und Tonqualität signifikant verbessert haben, ist kaum zu beurteilen; die Doppel-DVD war hier bereits an der Grenze der Perfektion angekommen. Der lästige 'Boxenstopp' zum CD-Wechsel entfällt natürlich bei der Blu-ray.
Rein fachlich gibt es zu dieser Blu-ray-Edition wenig sagen, was Kollege Daniel nicht schon angemerkt hätte. So will ich mich auf eher persönliche Eindrücke beschränken.
Kaum eine andere Band begleitet mich vergleichbar lang wie die Adler. Noch bevor mich der Southern Rock lebenslang infizieren sollte, war ich ein glühender Verehrer der Westcoast-Szene. Die Truppe, die als Begleitband von Linda Ronstadt startete, begeisterte mich von Anbeginn mit ihrem überaus entspannten (Country-)Rock und den phänomenalen Satzgesängen. Jedes ihrer ersten fünf Alben war ein Knaller. Dabei konnten sie sogar den Abgang ihres kongenialen Mitbegründers Bernie Leadon verkraften, der wohl als einziger begriffen hatte, dass dieser überragende Erfolg nur mit LKW-Ladungen von sniff'n'booze erkauft werden konnte.
Eigentlich hätte nach "Hotel California" Schluss sein müssen; ein solches Monsteralbum ist durch nichts zu toppen, keiner hätte das gekonnt. Und so kam, was unweigerlich kommen musste: Die Band verabschiedete sich mit einem pomadigen The Long Run - nicht nur wegen des grausigen Covers unter Fans zu Recht nur 'Grabstein' genannte - und einer oberpeinlichen Christmas-Single ("Please Come Home For Christmas"/"Funky New Year", 1980) in diverse Entzugskliniken ab.
Nach dieser 'Abschiedstour' - die Show in der Rod Laver Arena in Melbourne liegt hier zur Besprechung vor - legten die Eagles doch tatsächlich mit Long Road Out Of Eden ein siebtes Album vor. Aber sind wir ehrlich: Mehr als ein 'ganz nett' kann man hier, der deutlichen Gesellschaftskritik zum Trotz, nicht attestieren.
Dazu gesellen sich noch gewisse Ressentiments von meiner Seite zu den Eindrücken der Post-"Hotel California"-Aera, die sich im Lauf der letzten Jahre angesammelt haben. Dazu zählt vor allem der unrühmliche Rauswurf Don Felders vor zwölf Jahren, aber auch divenhaftes Gebaren gegenüber Journalisten. Vor zwei Jahren mussten bspw. akkreditierte Fotografen bereits nach zwei Songs die deutschen Arenen verlassen, was für reichlich Unmut in der hiesigen Musikjournaille sorgte.
Mit dem Titelsong des Langweiler-Albums "The Long Run" starten die Eagles programmatisch in das mehr als zweieinhalbstündige Greatest Hits-Set. Ein beeindruckendes Programm für die über 240 Jahre alten Hauptakteure. Gut, alters- und standesgemäß nehmen die Herren gerne mal auf Barhockern Platz. Der einzige, der eine schweißtreibende Performance abliefert, ist ohnehin das unkaputtbare Urviech Joe Walsh. Ein ganzer Block von Klassikern zu Beginn zeugt von geringer Risikofreude der Eagles. Den Zuschauern gefällt es natürlich und der Betrachter der Blu-ray darf sich an einem wunderbar transparenten, warmen Sound und einer geschmackvollen Lightshow erfreuen. Die typischen Satzgesänge der vier Goldkehlchen kommen derart brillant 'rüber, wie man es von den Studioaufnahmen gewohnt ist.
"One Day At A Time", ein damals brandneuer Song beginnt mit einem offenherzigen Bekenntnis Joe Walshs: »Ich war nur einmal betrunken - zwanzig Jahre lang«. Der zweite Neuling, das süßliche "No More Cloudy Days", fällt dagegen deutlich ab - wie passend, dass er statt dem kernigen "One Day At A Time" auf die zwei Jahre später veröffentlichte "Long Road Out Of Eden" gebannt wurde. Don Henleys Antwort auf 9/11, "Hole In The World", steht eher exemplarisch für den kreativen Niedergang der Eagles. Da lauschen wir doch lieber dem Klassiker "Take It To The Limit" - von Glenn Frey launig als »credit card song« angekündigt.
Auch zahlreiche Solo-Hits wie "The Boys Of Summer" (Henley), "You Belong To The City (Frey) oder das saustarke "Walk Away" (zu Walshs Zeiten bei der James Gang entstanden) - für mich eine der besten Nummern des Sets - werden eingestreut. "Life's Been Good" des Letztgenannten entpuppt sich als weitere Granate des Abends - ein irrer Typ, der hier mit einer Helmkamera viel umjubelte Possen reißt!!
Mit dem bereits erwähnten "Life's Been Good" wird ein ganzer Block mit härteren Nummern eingeleitet - schön, dass die alten Herren trotz allem zuckrigen Schmuse-Schmalz immer noch richtig rocken können. Das bitterböse "Dirty Laundry" widmet Don Henley ganz bissig dem australischen Medienmogul und Schmierfink Rupert Murdoch. Der vorläufige Höhepunkt, der "Funk #49", ist bezeichnenderweise wieder eine Walsh-Nummer. Richtig klasse, was der 'Vogel' - unterstützt von der scharfen Bläsersektion rund um den wie Gaddafi aussehenden Niederländer Chris Mostert - hier abliefert.
Meine drei Lieblingssongs der Eagles, "Heartache Tonight", "Life In The Fast Lane" sowie das mit einer TexMex-Trompete stimmungsvoll eingeleitete "Hotel California" beschließen das Set. Ein erster Zugabenblock rockt erfreulicherweise weiter munter ab, bevor dann die beiden unvermeidlichen Ohrwürmer "Take It Easy" und "Desperado" den Hörer wieder in wunderschönen Melodien aalen lassen.
Nach einem 'mainstreamigen' Beginn, zwei neuen Songs und zahlreichen Solowerken gewinnt die Blu-ray 'hinten raus' gewaltig an Zug. Insofern ist die Setliste von "Farewell 1 Tour Live From Melbourne" trefflich gewählt. Ein ums andere Mal sind es die Mighty Horns, die für reichlich 'Cayenne' in den alten Gassenhauern und Schnulzen sorgen.
Sagen wir mal schonungslos direkt: Viel Neues wird von den Eagles nicht mehr zu erwarten sein und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, ob ich das überhaupt will. Da schwelge ich doch viel lieber in solchen, mal wieder trefflich in Szene gesetzten Klassikern... während ich auf neue Heldentaten des Joe Walsh warten muss.
Line-up:
Glenn Frey (vocals, guitars, Wurlitzer piano, grand piano)
Don Henley (vocals, drums, percussion, guitars)
Joe Walsh (vocals, guitars, slide guitar, organ)
Timothy B. Schmit (vocals, bass)

Additional Musicians:
Will Hollis (keyboards, vocals)
Michael Thompson (keyboards, accordion, vocals)
Scott Crago (drums, percussion)
Steuart Smith (guitars, vocals)

The Mighty Horns:
Greg Smith (bariton sax)
Billy Armstrong (trumpet)
Chris Mostert (tenor & alto sax)
Al Garth (alto sax, violine, percussion)
Tracklist
01:The Long Run (4:06)
02:New Kid In Town (4:55)
03:Wasted Time (6:11)
04:Peaceful Easy Feeling (4:16)
05:I Can't Tell You Why (4:52)
06:One Of These Nights (3:53)
07:One Day At A Time (3:30)
08:Lyin' Eyes (6:19)
09:The Boys Of Summer (4:55)
10:In The City (3:53)
11:Already Gone (4:08)
12:Silent Spring (0:37)
13:Tequila Sunrise (2:57)
14:Love Will Keep Us Alive (4:09)
15:No More Cloudy Days (4:08)
16:Hole In The World (4:01)
17:Take It To The Limit (3:51)
18:You Belong To The City (7:14)
19:Walk Away (3:48)
20:Sunset Grill (6:19)
21:Life's Been Good (7:35)
22:Dirty Laundry (6:07)
23:Funk #49 (5:01)
24:Heartache Tonight (5:00)
25:Life In The Fast Lane (5:45)
26:Hotel California (7:47)
27:Rocky Mountain Way (5:33)
28:All She Wants To Do Is Dance (4:49)
29:Take It Easy (3:42)
30:Desperado (3:51)

Bonusmaterial:
Behind-the-Scenes-Footage
Interviews
A Glimpse Backstage
Sound Check
Externe Links: