Back To The Basics
Glenn Hughes
Kaum ist die Supergroup Black Country Communion nach lediglich drei Alben und einer DVD zu Grabe getragen worden, erfindet sich der rastlose Bassist und Sänger Glenn Hughes quasi 'neu'. Mit dem Ex-BCC-Drummer Jason Bonham sowie einem sehr jungen Newcomer namens Andrew Watt an der Gitarre, stampft er in Nullkommanichts einen Nachfolger aus dem Boden. Den jüngsten Spross aus dem Hause Hughes tauft er auf den Namen California Breed und geht damit sogleich zurück zu den Wurzeln der modernen Musik.

Gitarre, Bass, Drums und etwas Gesang, so sieht für ihn die Zukunft aus und was das Trio aus seinen Ideen gezaubert hat, darf man ab Mai auf CD bewundern sowie im Herbst auf den deutschen Bühnen. Wir treffen diesen, als sehr angenehmen Gesprächspartner bekannten Mann und musikalische Legende im gleichen Hotel wie vor vierzehn Tagen Ian Anderson. Wie erwartet ist Glenn sehr aufgeschlossen und wir erfahren neben Ausführungen zu seinem neuen Projekt auch einiges aus seinem Privatleben.


Interview vom 08.04.2014

       
Mike Kempf                   Holger Ott
Rocktimes: Hallo Glenn, schön dich wieder in Berlin zu sehen. Du bist die letzten Tage von einem Interview zum anderen gehetzt worden. Wie anstrengend ist so ein Marathon für dich?
Glenn Hughes: Das ist jetzt mein letztes Interview in Deutschland. Ab morgen bin ich in England. Sicher ist so etwas anstrengend, aber es gehört nun mal dazu, wenn man ein neues Projekt am Markt hat. Ich könnte mich ebenso zu Hause gemütlich ans Telefon setzen und die Interviews auf diese Art und Weise machen. Aber ich habe meinem Plattenlabel gesagt, dass ich das nicht machen möchte. Ich mag es lieber, mit den Leuten persönlich zu sprechen. Somit bin ich glaubwürdiger, weil jeder sehen kann, dass alles echt ist, was ich mache. Ich habe nun eine neue Band am Start und bin deren Sprecher. Mir macht es Spaß, mit allen Menschen zu reden.
Glenn Hughes und Holger Rocktimes: Du bist zwei Tage hier in der Stadt. Hast du etwas Zeit gehabt, dich umzuschauen?
Glenn: Leider nicht, aber wir sind im Oktober auf Konzerttour hier und dann nehme ich mir mehr Zeit, um mich in der Stadt umzusehen.
Rocktimes: Du hast ja sofort nach dem Ende von
Black Country Communion die neue Band California Breed gegründet. Warum ging das alles so schnell?
Glenn: Sicher hätte ich erst einmal eine Weile Pause machen können oder mich um ein neues Soloprojekt kümmern können. Ich hatte die Idee bereits etwas länger im Kopf, denn ich dachte mir, die Welt ist bereit dafür, dass ich eine neue Band ins Leben rufe.
Rocktimes: Ihr wart doch mit der Black Country Communion enorm erfolgreich. Was hat letztendlich dazu geführt, dass die Band aufgelöst wurde?
Glenn: Ja, wir waren wirklich sehr erfolgreich. Nun, ich möchte wirklich nichts Schlechtes über
Joe Bonamassa sagen. Er ist ein hervorragender Gitarrist und eine große Persönlichkeit. Das war aber der entscheidende Grund: Er ist zu viel Persönlichkeit, um in einer Band zu spielen, in der er nicht ausschließlich im Vordergrund steht. Ich habe von allen Seiten gehört, dass wir die Band fortführen sollen. Nehmt euch doch einen neuen Gitarristen, nehmt euch Slash. Ihr seid so gut, ihr dürft nicht aufhören.
Rocktimes: Das Gleiche hatte ich auch gedacht. Warum habt ihr denn nicht einfach einen neuen Gitarristen geholt?
Glenn: Ich habe mich viel mit meinen Freunden darüber unterhalten. In meinem engsten Freundeskreis sind fünf hervorragende und sehr bekannte Gitarristen, die du mit Sicherheit alle kennst. Die haben aber alle ihre eigenen Bands. Das Problem ist dann das Gleiche wie mit Joe. Sie sind ständig beschäftigt und haben nicht genügend Zeit, um sich auf unsere Band zu konzentrieren. Wollen wir dann auf Tour gehen, heißt es immer, es sei keine Zeit vorhanden, um alle Musiker unter einen Hut zu bekommen. Das war der Grund, weshalb ich beschlossen habe, mit California Breed einen neuen Anfang zu machen. Alle um mich herum haben mich gefragt, weshalb ich das mache und ich habe ihnen nur geantwortet, dass ihr mich doch kennt und wisst, wie ich bin. Ich bin bereit für etwas Neues. Ich bin ein Stehaufmännchen und ziehe mich immer selbst aus einer schlechten Situation nach oben. Wie ich finde, eine gute Art zu leben.
Rocktimes: Erkläre mir doch bitte den Unterschied zwischen Black Country Communion und California Breed...
Glenn: Nun, zuerst haben wir keine Keyboards mehr. Ich habe Jason Bonham gefragt, ob er wieder dabei ist, und er hat sofort und ohne zu zögern zugesagt. Wir haben dann in Ruhe geredet und beschlossen, uns auf das Wesentliche zu beschränken. Schau dir Bands wie The Who an. Abgesehen vom Sänger, sind es nur drei Musiker, Free - drei Musiker, Rush, The Police, Cream, alles nur mit drei Musikern. Immer nur Gitarre, Bass und Drums. Ich kann zur Not Keyboards spielen, Andrew Watt kann Keyboards spielen, wenn wir das wirklich wollen oder brauchen. Seit über vierzig Jahren stehe ich auf der Bühne und ich habe noch nie in einem Trio gespielt.
Glenn Hughes und Holger Rocktimes: Ich habe mir natürlich schon das neue Video von euch angesehen. Wie ich finde, ein erfrischender, guter Titel. "Sweet Tea" macht Spaß und wie man sieht, habt ihr beim Spielen ebenfalls großen Fun. Ich bin erstaunt, wie gut der neue Gitarrist Andrew Watt ist. Allerdings scheint er noch recht jung zu sein. Im Vergleich zu Jason und dir sieht er wie ein Teenager aus.
Glenn: Deshalb nenne ich ihn auch 'das Kind'. Schau mich an, ich bin vierzig Jahre älter als er. Viele haben mich gefragt, ob das ein Witz sein soll und ich habe gesagt: Nein, das ist kein Witz. Es ist unser voller Ernst. Wir sind nun drei Generationen in der Band. Ich, als alter Herr, dann Jason, der schon locker der Vater von Andrew sein könnte und dann natürlich Andrew selbst, bislang völlig unbekannt. Los, sage mir mal die Wahrheit: Wenn du nur die Musik hörst, würdest du denken, dass dort einer spielt, der zweiundsechzig und einer der zweiundzwanzig ist?
Rocktimes: Nein, niemals.
Glenn: Siehst du, genau das meine ich. Es ist doch völlig egal, wie alt jemand ist. Hauptsache man versteht sich gut und kommt miteinander klar. Musik verbindet alles und dabei spielt doch das Alter keine Rolle. Drei Generationen. Die Menschen sollen doch Freude an der Musik haben und das ist unsere Botschaft. Habt Spaß und Freude daran.
Rocktimes: Könntest du dir denn vorstellen, mit deinem eigenen Sohn auf der Bühne zu stehen?
Glenn: Ja, das könnte ich auf jeden Fall. Leider habe ich keine Kinder. Ich habe eine Menge Hunde. Vielleicht könnte ich denen ja beibringen, Instrumente zu spielen.
Rocktimes: Erzähl mir doch bitte etwas mehr über euren Gitarristen. Wie bist du ihm begegnet und warum habt ihr, Jason und du, euch dazu entschlossen, ihn in die Band zu nehmen?
Glenn: Es fing alles im letzten Jahr bei den Grammy Awards an. Am 11. Februar 2013 habe ich meinen lieben Freund Julian Lennon, John Lennons Sohn, getroffen. Wir waren zu Gast bei seiner Ausstellung. Es war bereits sehr spät und ich wollte schon gehen, als Julian sagte, dass er mir noch einen jungen Mann aus New York vorstellen möchte. Wir haben uns dann etwa zwanzig Minuten unterhalten und ich habe in der Zeit gespürt, dass er in Ordnung ist. Wir sind dann anschließend in Mail-Kontakt getreten und er hat mir drei seiner Songs per Mail geschickt. Ich habe festgestellt, dass er ein sehr guter Textschreiber ist, ein sehr guter Sänger und ein hervorragender Gitarrist. Klar, er ist nicht Ritchie Blackmore oder Iommi oder Bonamassa. Es ist nicht seine linke Hand, auf die es für mich ankommt, sondern seine rechte. Nicht die Schnelligkeit über die Saiten zu rasen, sondern das Gefühl zu haben, ausdrucksstark zu spielen. Er ist mehr wie Pete Townshend oder Jimmy Page. Andrew hat die Möglichkeit, eines Tages ebenso gut zu werden. In ihm stecken alle nötigen Elemente und wir sind mutig genug, um ihm die Chance zu geben, sich in diese Richtung zu entwickeln.
Rocktimes: Man sollte doch meinen, dass sich ein so junger Mensch überhaupt nicht für diese Art von Musik interessiert. Schade, dass er heute nicht dabei ist, um für sich zu sprechen. Wodurch wurde er beeinflusst?
Glenn: Er hat sich sehr viel mit Led Zeppelin beschäftigt und er ist ein Fan von John Frusciante, der wiederum ebenfalls ein guter Freund von mir ist, ein ganz Lieber. Weißt du, ich habe selbst mit jedem gespielt. Und nun mit einem völlig Unbekannten. Natürlich bekomme ich ständig Angebote von Musikern, die mich fragen, ob sie mit mir spielen dürfen und die dann sehr enttäuscht sind, wenn ich es ablehnen muss. Ich habe mich entschieden, diesem Jungen eine Chance zu geben. Du hast das Album gehört und sonst bislang nur wenige Leute. Wenn das Album "California Breed" im Mai veröffentlicht wird, dann hört niemand, dass es sich bei dem Gitarristen um ein Kind handelt.
Glenn Hughes und Holger Rocktimes: Mein erster Eindruck, als ich das Video "Sweet Tea" gesehen habe war, dass Andrew so aussieht wie der junge Blackmore, spielt aber eine Gibson SG wie Angus Young. Werden da nicht Erinnerungen an Deep Purple bei dir geweckt?
Glenn: Das macht aber nur der schwarze Hut.
Rocktimes: Erzähl mir doch bitte etwas über die Songs des neuen Albums. Sind sie alle von dir geschrieben?
Glenn: Bei Black County gab es eine Menge von mir - schon fast zu viel. Dieses Mal haben wir einen anderen Weg eingeschlagen. Ich habe mich mit Andrew bei mir zu Hause hingesetzt und wir haben einige Songs zusammen komponiert. Anschließend sind wir zurück zu ihm nach New York gegangen, um uns dort noch einige Ideen zu holen. Danach sind wir zu Jason nach Florida geflogen, um ihm unsere Ideen zu präsentieren. Mit dieser Band wollte ich nicht mehr alles im Alleingang machen. Ich habe mir überlegt, dass ich eine Partnerschaft mit den anderen eingehe und ich wollte, dass wir alles gemeinsam ausarbeiten und beschließen. Es funktioniert nur wirklich, wenn man Partner ist und möglichst auch eine Freundschaft hat. In fast allen Bands vorher war das für mich nicht so. So können wir sagen, dass es unsere Songs sind - nicht meine, nicht seine oder von irgendeinem fremden Komponisten. Es stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl.
Rocktimes: Nun habt ihr allerdings erst diese eine CD im Repertoire und kommt bereits im Herbst auf Tour. Um ein komplettes Konzert spielen zu können, benötigt ihr aber mehr Material. Bist du bereits wieder am Komponieren?
Glenn: Diese Frage haben mir auch schon andere gestellt. Wir könnten natürlich von jeder Band in der Jason und ich gespielt haben jeweils einen Nummer-Eins-Hit spielen, also von Black Country, von Deep Purple oder von Led Zeppelin. Das wären aber nur drei Songs. Was wir machen werden, ist Medleys zu spielen. Wir bauen diese in das Programm ein, damit jeder von uns die Möglichkeit erhält, die für ihn wichtigen Stationen im Leben darzustellen. Dadurch kommen auch die Fans von Purple und Zep auf ihre Kosten. Vom neuen Album werden wir höchstens sechs oder sieben Songs spielen. Wir wollen eine perfekte Show bieten, die für alle Altersklassen gemacht ist.
Rocktimes: Lass uns ein wenig über dich selbst sprechen. Wie bist du als junger Mensch zur Musik gekommen, und warum hast du dich für die Bassgitarre entschieden? Hast du Unterricht von einem Lehrer bekommen oder bist du Autodidakt?
Glenn: Mein erstes Instrument war eine Posaune. Ich wollte unbedingt Musik verstehen und Noten lesen können. Damals war ich in einer Privatschule und hatte einen sehr guten Musiklehrer. Der Mann hat jedem von uns Schülern ein Instrument zugeteilt. Einer musste Trompete spielen, ein anderer Gitarre und ich bekam eine Posaune in die Hand gedrückt und wusste erst einmal überhaupt nicht, was ich damit anfangen soll. Ich habe mich da durchgekämpft, anschließend dann aber Piano gelernt. Als die Beatles anfingen, berühmt zu werden, habe ich zu Hause darum gebeten, ja fast gebettelt, ob es möglich wäre, zu Weihnachten eine Gitarre zu bekommen. Es war nur eine einfache, sehr billige Gitarre, aber ich habe sie geliebt - Tag und Nacht auf ihr gespielt. Damals, zu dieser Zeit, hatten Kinder nicht viel, woran sie sich klammern konnten. Ich habe sogar mit der Gitarre geschlafen, ja geschlafen habe ich mit ihr und war unglaublich stolz. Ich habe sie gehütet wie meinen Augapfel, habe sie immer geputzt, sogar jede Saite einzeln.
Rocktimes: Warum bist du später zur Bassgitarre gewechselt?
Glenn: Ich hatte als Jugendlicher die Chance bekommen, in einer Band zu spielen. In der Schule lernte ich zuerst einen Typen namens Mel Galley kennen. Er war sechzehn, ich war zwölf. Er war Beatles-Fan und konnte perfekt "Taxman" spielen. Ich war begeistert und von Mel fasziniert. Ich wollte so spielen wie er. Zudem sah er fast so aus wie George Harrison. Als ich älter wurde, so mit fast siebzehn, hatte Mal bereits eine eigene Band. Natürlich völlig unbekannt, was mich aber überhaupt nicht störte. Deren Bassspieler schmiss das Handtuch und Mel fragte mich, ob ich mir zutrauen, würde den Part zu übernehmen. Meine Antwort darauf war, dass ich alles für ihn spielen würde. Also legte ich meine Telecaster, die ich inzwischen hatte, zur Seite und besorgte mir einen Fender Jazz Bass. Nach einer Woche konnte ich Bass spielen. Das war damals der Anfang.
Rocktimes: Wer hat dich in jungen Jahren überhaupt inspiriert, Musik zu lieben und zu spielen?
Glenn: Oh, das waren sehr viele Verschiedene. Es war niemals Elvis Presley und es war niemals Rock'n'Roll. Ich denke, am meisten haben mich die Beatles beeinflusst. Als ich später einmal Ringo Starr getroffen habe, der inzwischen ein sehr guter Freund von mir ist, habe ich mich bei ihm dafür bedankt, dass er und die Band mir den Weg gezeigt haben. Viele haben mich gefragt, wie ich bereits im Alter von zwölf Jahren auf solche Musik stehen konnte. Ich antworte denen immer, sie sollen sich doch mal die Jugend von heute ansehen, auf wen die alles stehen - egal, ob Hip-Hop oder etwas anderes Modernes. Das ist halt der Weg des Lebens. Lennon und Paul McCartney waren meine Vorbilder.
Rocktimes: In dem Alter waren meine Vorbilder Slade und Sweet. Erst später bin ich dann zu Deep Purple oder Pink Floyd gekommen.
Glenn: Slade stammen aus der gleichen Stadt wie ich, wir kommen alle aus Wolverhampton, sind uns aber nie begegnet.
Glenn Hughes und Mike Rocktimes: Du hast in deinem Leben mit so vielen verschiedenen Musikern gespielt. Wer war der für dich wichtigste Musiker?
Glenn: Ich erzähle dir etwas und ich sag dir auch warum: Ja, ich habe mit sehr vielen großartigen Musikern gespielt. Tony Iommi ist für mich der absolut beste. Er ist einer meiner engsten Freunde. Ich verehre ihn und habe großen Respekt vor ihm. Das sage ich jetzt nicht nur, weil er an Krebs erkrankt ist, sondern weil es tief aus meinem Herzen kommt. Wir haben viele Songs zusammen geschrieben. Er hat das unglaubliche Talent, über Nacht Riffs zu schreiben, die für die Ewigkeit sind und das immer wieder, bis heute noch. Das ist für mich einfach brillant. Ich wünsche mir, dass wir in der Zukunft noch einiges zusammen machen können. Wenn ich mit anderen Musikern arbeite, muss es immer etwas besonders Gefühlsbetontes sein. Ich will nicht sagen, dass ich sie lieben will, aber es sollte tief aus dem Herzen kommen, nur dann wird es gut. Viele Musiker sind schwierig. Sie haben meistens ein ausgeprägtes Ego und es ist sehr schwer, an sie heranzukommen. Meistens fangen wir damit an, dass wir gemeinsam zu Abend essen. Wir verabreden uns dann privat und vielleicht reisen wir auch mal gemeinsam. Daraus entwickelt sich eine gute Freundschaft, oder auch nicht. Erst danach beginnen wir mit der gemeinsamen Arbeit. Somit kann ich viel besser feststellen, ob wir miteinander harmonieren.
Rocktimes: Ist es für dich in Ordnung, wenn wir ein wenig über deine Zeit bei Deep Purple sprechen?
Glenn: Ja, selbstverständlich.
Rocktimes: Wie bist du damals zu Deep Purple gekommen?
Glenn: Sie haben mich damals in Los Angeles spielen sehen, im Whisky a Go Go, so Anfang 1973. Ich hatte keine Idee, was die da wollten. Später haben sie mich noch einmal in London gesehen. Irgendwann kamen Paice und Jon Lord erneut nach LA. Sie haben mich mit nach New York genommen. Ian Gillan hatte die Band gerade verlassen und sie haben einen neuen Sänger und für Roger Glover einen neuen Bassisten gesucht. Sie haben mir angeboten, Bass zu spielen und ich sagte, dass ich kein Interesse an Bass hätte, ich wolle lieber singen, aber für den Posten war bereits David Coverdale vorgemerkt. Sie haben mir dann gesagt, dass es die einzige Chance für mich sein wird, in einer solchen Band zu spielen. Ich habe dann den Vorschlag gemacht, dass Paul Rodgers als Sänger einsteigen könnte und ich wäre bereit, einige Gesangsparts mit ihm zu teilen. Leider hat das nicht funktioniert, weil es mit den anderen nicht harmoniert hat und Paul sagte einfach ab. In den Zeitungen wurde ich dann als neuer Mann am Bass und Coverdale als neuer Sänger angekündigt, noch bevor wir überhaupt eine Note zusammen gespielt hatten.
Rocktimes: Wenn Roger Glover heute Deep Purple verlassen würde, würdest du seinen Posten übernehmen, wenn sie dich fragen?
Glenn: Nein, niemals. Singen wäre das einzige, dass ich für Deep Purple machen würde, aber keinen Bass mehr spielen. Ian Gillan ist es, der die Band zurzeit nach vorne treibt. Leider kenne ich Gillan nicht so gut. Für mich wäre nach wie vor Paul Rodgers der richtige Mann am Mikro.
Rocktimes: Kannst du dich an einen besonderen Tag in deinem Leben als Musiker erinnern? An einen guten und an einen schlechten Tag.
Glenn: Der beste Tag liegt allerdings außerhalb der Musik. Der beste Tag war der, als ich es geschafft habe, frei von Drogen zu sein und nüchtern. Der schlimmste Tag war, als ich einen Herzinfarkt hatte. Wenn ich bedenke, was ich für ein Leben bislang hatte: Nächte um die Ohren geschlagen. Nicht mehr zu wissen, in welcher Stadt du gerade bist, geschweige denn in welchem Hotel du aufwachst. Nicht zu wissen, was der Tag bringen könnte und nicht zu wissen, was der Tag davor brachte. Jahrelang getrunken und Rauschgift genommen. Ich habe das Leben eines Musikers gelebt, wie es die Medien immer verbreiteten. Jetzt im Alter bin ich froh, dass alles in geregelten Bahnen abläuft. Ich bin mehr zu Hause als unterwegs, ich ernähre mich gesund, ich treibe Sport. Ich weiß, wo ich bin, wenn ich morgens aufwache.
Glenn Hughes und Holger Rocktimes: Was machst du, wenn du keine Musik spielst und nicht singst? Hast du Hobbys?
Glenn: Mein größtes Hobby sind meine Hunde. Ich habe sehr viele davon. Wir haben ein großes Grundstück mit vielen Bäumen. Also habe ich ständig ausreichend Beschäftigung, um alles in Schuss zu halten. Ich liebe Tiere. Meine Frau und ich sind sehr bemüht, für den Tierschutz zu arbeiten. Wir sind in einigen Tierschutzvereinen organisiert, um Wale und Delphine zu schützen. Wir leben seit langem in Kalifornien, direkt am Meer und ich geniesse die Stille. Nach England möchte ich auf keinen Fall mehr zurück. Außer morgen, da gebe ich noch weitere Interviews.
Rocktimes: Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Glenn: Keine, ich erwarte jeden Tag, was mir dieser Tag bringt. Morgen sehe ich meine Eltern. Nächste Woche treffe ich Deep Purple und wir spielen zusammen für Jon Lord. Dann kommt Ende September die Tour durch Europa, die bis Ende Oktober gehen wird. Mal sehen, wie es sich mit California Breed entwickelt. Das ist mein neues Baby und ich dessen Sprecher.
Rocktimes: Wir wollen doch hoffen, dass diese Band länger existiert. Wenn ich mir das Cover der neuen CD und euer Bandlogo ansehe, dann erinnert mich das sehr stark an die sechziger Jahre, als die Musik psychedelisch wurde. Hast du dir diese Motive ausgedacht?
Glenn: Nein, das Design stammt von einem Grafiker aus New York. Ich wollte, dass er vermittelt, wie ich mein Leben in Kalifornien sehe. Bunt, farbenfroh und das widerspiegelnd, was Menschen erwarten, die Kalifornien zum ersten Mal besuchen. Es zeigt auch meine Lieblingsfarben: Gelb, Rot, Orange, Grün und Weiß. Vielleicht wollte ich es etwas psychedelischer. Ich bin ein Kind der Sechziger. In dem Video kannst du dieses Auge überall sehen. Das Auge ist sehr wichtig und es ist einfach überall.
Rocktimes: Leider sind wir schon am Ende unseres kleinen Gespräches angekommen. Ich möchte mich in aller Form bedanken und du hast nun zum Abschluss die Möglichkeit, eine Botschaft an deine Fans zu senden.
Glenn: Ich möchte mich bei allen meinen Fans in Deutschland bedanken, die mich und meine Musik über all die Jahre unterstützt haben. Danke, dass sie die Zeit und die Energie hatten, mit mir zu wachsen.
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