J.B.O. / 2000 Jahre J.B.O.
2000 Jahre J.B.O. Spielzeit: 68:49
Medium: CD
Label: Megapress/Soulfood, 2010
Stil: Fun Metal

Review vom 08.06.2010


Andrea Groh
Was ist rosa und macht schon seit 20 Jahren Spaß?
Richtig, J.B.O. feierten 2009 ihren 20. Geburtstag, tragen gerne rosa Kutten (das ist doch mal echt was anderes) und zumindest einige Leute, nämlich ihre Fans, finden sie lustig. Wer den Humor der Erlanger nicht teilt, braucht hier eigentlich gar nicht weiter zu lesen.
Wobei es falsch wäre, die Band nur auf den Begriff Spaßkapelle zu reduzieren, ihnen sind in diesen langen Jahren auch gute Eigenkompositionen gelungen und es zeugt schon von musikalischer Leistung, wie sie die fremden Songs verarbeiten, z. B. etwas so zu covern, als ob ein anderer das spielen würde. Sie beweisen damit Können, Kenntnis und Flexibilität.
Zudem haben sie immer wieder humorvolle Einfälle. Was mir hier gleich auffällt, ist das "2000 Jahre J.B.O."-Logo, das an das von 20th Century Fox angelehnt ist (mir gefiel schon, wie daraus bei Futurama die 30th Century Fox wurde …). Dass die Scheibe mit diesem Titel im 21. Jahr (im 21.Jahrhundert) erscheint, hat folgenden Hintergrund: Es handelt sich um einen Live-Mitschnitt von der Jubiläums-Tour.
Den gibt es in zwei Versionen: als CD und als CD mit Bonus DVD, was eindeutig die interessantere Variante ist, weil das volle Live-Gefühl sich erst zusammen mit Bildern entfaltet. Schade, dass ich nur die einfache CD vorliegen habe, daher kann ich nur die Info zitieren: »… Bonus DVD, auf welcher zahlreiche Livemitschnitte des Bamberger Konzertes zu sehen sind. Das Fest geht also weiter - mit kurzweiligen Schnitten und grandiosen Bildern der Blödelbarden vor dem Hintergrund des imposanten Bühnenaufbaus in der Jako Arena«.
DAS hätte ich wirklich gerne gesehen und darüber geschrieben, statt nur abzuschreiben …
Kommen wir zur Musik: Von der 2009er Scheibe I Don't Like Metal gibt es das Titellied (Original "Dreadlock Holiday"/10CC), "Dio In Rio" ("Pogo in Togo"/United Balls) - bei dem mögliche Auftrittsorte für einige Bands humorvoll ausgewählt wurden. Leider hat der Titel mittlerweile einen traurigen Beigeschmack, denn genau das wird mit Sicherheit nie mehr passieren, doch das konnten J.B.O. ja nicht wissen - und die Eigenkomposition "Das Eine", die ich trotz eines schönen Heavy-Parts nicht so ganz gelungen finde. Ich hätte mir lieber etwas von den 'Wessi-Ossi'-Liedern gewünscht.
Von den älteren Songs gefallen mir z.B. "Ein bisschen Frieden" (im Original von Nicole - ob der Lena-Song von diesem Jahr auch durch J.B.O. verändert werden wird?), "Verteidiger des Blödsinns" (mit herrlichen Manowar-Anspielungen) und "Fränkisches Bier" ("Griechischer Wein"/Udo Jürgens), was natürlich in Bamberg einem Heimspiel gleicht, denn dort teilt man die vertretene Ansicht, es handele sich um das Beste. Unser Redaktionsfranke sieht das ebenso, nicht wahr, Norbert?
Dies zeigt: Wenn das Publikum mit einbezogen wird, steigt die Stimmung, noch mehr gilt das aber für "Bolle" (basiert auf "Bolle reiste jüngst zu Pfingsten", einem Berliner Volkslied) mit der Ankündigung, dass endlich verraten wird, wie Bolle stirbt und vor allem für den Band-Hit "Ein guter Tag zum Sterben", bei dem minutenlang die Menge alleine singt, Feuerzeuge hochhält und nach Aufforderung zur 'Romantik 2.0'-Variante übergeht, nämlich Handydisplayleuchten. Spätestens hier ist es wirklich schade, nur die CD vorliegen zu haben.
Gleiches gilt ebenfalls für die Gastauftritte des ersten Drummers oder von Vicky Vomit bei seinem "Arbeitslos und Spaß dabei". Mit "Könige" (König von Deutschland/Rio Reiser), "Wir sind die Champignons" ("We Are The Champions"/Queen) - simple aber überaus gelungene Idee, finde ich - und "Ein Fest" ("Go West"/Village People) erreicht das Konzert sein Ende.
Fazit: Wie immer ist die Songauswahl Geschmackssache, ich habe manches vermisst und finde nicht alles sind wirkliche Treffer, während andere bestimmt wieder anderes gewünscht hätten.
Dennoch lohnt es sich für Fans, da es sich erst um das zweite Live-Album nach "Live-Sex" (2001, 2009 neu aufgelegt) handelt. Wobei die Variante mit DVD eindeutig empfehlenswerter ist, denn gerade der Spaßfaktor, der für J.B.O. wichtig ist, kommt dabei sicher besser rüber.
Line-up:
Hannes 'G. Laber' Holzmann (Gesang, E-Gitarre)
Vito C. (Gesang, E-Gitarre)
Ralph Bach (Bass)
Wolfram Kellner (Schlagzeug)
Tracklist
01:Head Bang Boing
02:Dio in Rio
03:Sex Sex Sex
04:Das Eine
05:I Don't Like Metal
06:Ein bisschen Frieden
07:Fränkisches Bier
08:Bimber Bumber Dödel Die
09:Arbeitslos und Spaß dabei
10:Verteidiger des Blödsinns
11:Bolle
12:Ein guter Tag zum Sterben
13:Könige
14:Wir sind die Champignons
15:Ein Fest
Externe Links: