Joy Division / Still (Collector's Edition)
Still (Collector's Edition) Spielzeit: 78:45 (CD 1), 52:51 (CD 2)
Medium: CD
Label: London Records/Factory Records, 2007 (1981)
Stil: Post Punk


Review vom 19.10.2007


Joachim 'Joe' Brookes
Nach dem Tod von Ian Curtis gab es für die verblieben drei Joy Division-Musiker kaum eine Pause. Im September 1980 entschied man sich unter dem Namen New Order weiter zu machen.
Die erste Hälfte von "Still", seinerzeit als Doppel-LP erschienen, ist eine nach dem Zufallsgenerator zusammengestellte Platte und Joy Division schwächelt phasenweise. Bis auf "Glass" und "Dead Souls" wurde keiner der verbleibenden Tracks vorher als Studio-Version veröffentlicht. Viele Songs stammen aus dem Jahr 1979, wie "Exercise One", "Ice Age", "The Only Mistake", "Walked In Line", "The Kill" und "Something Must Break". "The Sound Of Music" wurde 1980 eingespielt.
Allesamt Songs, die es nicht auf die Alben Unknown Pleasures und Closer geschafften.
Ob man der hier vertretenen eher psychedelischen Ausgabe von "Exercise One" seine Stimme gibt oder der mehr attackierenden mit brutalen Feedbacks versehen "Peel Sessions"-Ausgabe mag jeder Hörer für sich entscheiden. Mein Zeiger deutet auf die Live-Version.
"Ice Age" ist einer der sehr frühen Songs von Joy Division, der zwischen März 1978 und November 1979 insgesamt dreimal aufgenommen wurde. "Still" liefert die Version aus dem Jahr 1979 und verschiedentlich war der Song auch auf der Setlist eines Konzerts zu finden. Eine schnelle sehr simple Nummer, die sich irgendwie unfertig anhört. Keine Extravaganz, (noch) keine zündenden Ideen, um dem Song Geschmack zu geben. Da verweise ich auf die Bonus-CD.
Wenn man in Verbindung mit Joy Division von Groove spricht, dann trifft das auf den Song "Glass", der bereits auf "The Factory Sample" und der 1980 in Frankreich erschienen Single "Licht Und Blindheit" (mit "Atmosphere" als weiteren Titel) vertreten war, zu. Schön, dass man diese Nummer nochmals aufgelegt hat.
In einem Atemzug gilt das auch für "Dead Souls", das sich gegenüber anderen Songs aus der Schaffensphase deutlich durchsetzte.
Das dramatische "The Only Mistake", ist wirklich hörenswert. Im Text äußert sich Ian Curtis zu seinem nicht befriedigenden Leben. Dennoch verströmt die Live-Version (auf der Bonus-CD von "Unknown Pleasures") wesentlich mehr Emotionen.
Musikalisch bietet "Walked In Line" dem Hörer nicht viel.
Bedenkt man, dass Peter Hook, Bernard Sumner und Stephen Morris die Tracks nachbearbeitet haben, bleibt für diesen Teil des Originalalbums nicht viel an Masse, die wirklich, besonders im Vergleich zu den beiden ersten Alben, lobenswert ist. Zumal man einen versteckten Live-Track ("Twenty Four Hours") der LP-Ausgabe nicht übernommen hat.
Ein echtes Highlight ist dann "Sister Ray" von Velvet Underground, am 3.04.1980 live im Moonlight Club gespielt. Sehr gut anzuhören und besonders, was Herr Sumner am Ende auf seiner Gitarre spielt, ist famos. Er schrammelt einen absonderlichen Akkord das gesamte Griffbrett hinunter.
Birmingham University, 02.05.1980: Das letzte Joy Division-Konzert, denn zwei Wochen später beging der charismatische Sänger Ian Curtis Selbstmord.
Das Konzert war insgesamt weder ein besonders toller, noch ein schwacher Gig.
Etwas Spezielles hatte das Konzert dann doch, denn Joy Division spielte zum ersten Mal den Titel "Ceremony". Die erste Strophe fehlt, weil es Probleme mit dem Mikro gab. Die Übergänge zwischen Joy Division und New Order waren fließend.
"Ceremony/In A Lonely Place" war die erste New Order-Single und wurde zu einer der besten Debüt-Singles. Mit "Blue Monday" hatte man in der Folge einen Riesenhit.
Die zehn Songs erfüllen bestimmt den dokumentarischen Stellwert des letzten Konzerts einer leider nicht sehr langlebigen Band.
Die Bonus-CD bietet dafür Überraschendes, denn die letzten 6 Songs wurden während des Soundchecks zum High Wycombe-Konzert aufgenommen.
"Dead Souls" und "The Ethernal", ein Track, der dann auf "Closer" veröffentlicht wurde, fehlen auf der Setlist.
Herrlich sind "Twenty Four Hours", "Love Will Tear Us Apart" (laut Peter Hook »… here was the best version«), "The Sound Of Music" und das mega-tolle "Atrocity Exhibition". Joy Division spielten einen sehr ausführlichen gelungenen Soundcheck (mit "The Ethernal").
Die Bonus-CD ist stimmig und hebt das Niveau des Doppelpacks um einiges. So kann "Still (Collector's Edition)" insgesamt mit 7 von 10 RockTimes-Uhren bewertet werden.
Line-up:
Ian Curtis (vocals)
Peter Hook (bass)
Bernard Sumner (guitar, syntheziser)
Stephen Morris (drums)
Tracklist
CD 1 (Original Album):
01:Exercise One (3:06)
02:Ice Age (2:24)
03:The Sound Of Music (3:55)
04:Glass (3:55)
05:The Only Mistake (4:16)
06:Walked In Line (2:46)
07:The Kill (2:14)
08:Something Must Break (2:48)
09:Dead Souls (4:53)
10:Sister Ray (Live) (7:36)
11:Ceremony (Live) (3:50)
12:Shadowplay (Live) (3:57)
13:A Means To An End (Live) (4:01)
14:Passover (Live) (5:10)
15:New Dawn Fades (Live) (4:06)
16:Transmission (Live) (3:47)
17:Disorder (Live) (3:24)
18:Isolation (Live) (3:05)
19:Decades (Live) (5:44)
20:Digital (Live) (3:38)
CD 2: Town Hall, High Wycombe - Live 20.02.1980
01:The Sound Of Music (4:18)
02:A Means To An End (3:56)
03:Colony (4:06)
04:Twenty Four Hours (4:19)
05:Isolation (2:49)
06:Love Will Tear Us Apart (3:16)
07:Disorder (3:13)
08:Atrocity Exhibition (5:58)
09:Isolation (Soundcheck) (3:00)
10:The Eternal (Soundcheck) (3:35)
11:Ice Age (Soundcheck) (3:15)
12:Disorder (Soundcheck) (3:13)
13:The Sound Of Music (Soundcheck) (4:05)
14:A Means To An End (3:45)
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