Last Autumn's Dream / Ten Tangerine Tales
Ten Tangerine Tales Spielzeit: 44:08
Medium: CD
Label: Bad Reputation, 2013
Stil: Classic Rock/AOR

Review vom 04.02.2013


Jochen v. Arnim
Nach Album Nr. 3, Winter In Paradise, das im Jahre 2006 erschienen ist und dem vierten Output, Saturn Skyline, aus 2007 hat die (fast komplett) schwedische Hard Rock-/AOR-Formation Last Autumn's Dream noch sage und schreibe sechs weitere Alben auf den Markt gehauen. Darunter zwar auch eine sog. Best-Of-Edition und eine Scheibe, die man zumindest offiziell nur in Japan veröffentlichte, aber dennoch haben wir es hier mit einer recht strammen Leistung zu tun: Album Nr. 10 ist im Anmarsch. Von diesen zehn Rundlingen kenne ich gerade mal die Hälfte. Warum? Vielleicht war mir irgendwann der musikalische Zugang verloren gegangen, denn irgendwie boten die Platten zwar guten und soliden melodischen Rock, aber eben auch nur das. Subjektiv empfunden gab es nicht so richtig viel Hitpotential, der geschätzte Kollege Markus attestierte der Band schon vor Jahren: »Nicht essenziell, aber jederzeit hörbar und Laune machend!« Diese Aussage würde ich auch für spätere Werke (zumindest die mir bekannten) unterstreichen. Auf das neue Album "Ten Tangerine Tales" aber bezogen, muss das Urteil revidiert werden. Ich greife jetzt mal dem Fazit vor und sage einfach nur, dass mich das Scheibchen überzeugt! Wo es dennoch ein paar Abstriche gibt, mag im Folgenden zu lesen sein.
Seit 2002 treibt man unter dem Namen Last Autumn's Dream nun schon den Melodic Rock durch die Boxen und aus der ursprünglichen Formation sind lediglich Mikael Erlandsson am Mikro und den Keyboards und der deutsche Gitarrist Andy Malecek (auch ex-Fair Warning) als Konstante hervorgegangen. Der Rest der Band wurde über die Jahre immer wieder mal ausgetauscht, sei es bedingt durch den Weggang ehemaliger und jetzt wieder Europe-Mitglieder oder den tragischen Freitod des früheren Bassisten Marcel Jacob. Aktuell spielen neben den beiden Vorgenannten noch Nalle Påhlsson (u. a. Brian Robertson, Randy Piper's Animal) den Bass und Jamie Borger (u. a. Talisman) das Schlagzeug, was aus dem ursprünglichen Quintett einen Vierer macht. Und dieser Vierer kann es doch oder immer noch oder wieder oder wie auch immer. "Ten Tangerine Tales", der Titelsong ist kaum mehr als ein 20-sekündiges Intro - Tusch, Orgel, Basta. Dann folgt mit "Pickin' Up The Pieces" der erste 'richtige' Song. Melodiös, treibendes Schlagzeug, gute Hookline, mehrstimmiger Gesang, eine feine Basslinie, halt ein richtiger AOR-Rocker mit allem, was dazu gehört. "2nd Look" stellt sich mit einem kernigen Riff und rauem Gesang vor, für mich noch eine Nummer besser, weil kantiger. Der mehrstimmige Refrain passt natürlich wieder in das übrige Schema, aber dem Titel fehlt vielleicht wegen des markanten Gesangs trotzdem der AOR-Weichspüler. An übernächster Stelle kommt beim Präludium von "Preludium - The Man I Used To Be" ein klassisches Streicherarrangement über den Äther, wird dann aber schnell abgelöst von erneut guten rockenden Tönen. Ein wenig muss ich zu Beginn an die alten Sachen von Bon Jovi denken, als die selber noch kerniger aufspielten.
Die zweite Hälfte der Scheibe wird nun aber von ein paar Songs eingeläutet, die mir etwas wehtun. Das »Uuuuuuhuuuuuhuuuuu« des Backgroundgesangs bei "I Will See You Thru" ist nicht mein Ding und auch ansonsten vermag das vermeintlich harte Riff oder die ganz nett angelegte Solopassage nicht darüber hinwegtäuschen, dass hier der weiter vorn fehlende Weichspüler in doppelter Dosierung eingesetzt wurde. "When I found You" haut irgendwie auch in dieselbe Kerbe, wenngleich es als Ballade nicht unbedingt mit den anderen Stücken zu vergleichen ist, und gehört für mich zu den eingangs angesprochenen Abstrichen. "Lie To My Heart" geht dafür wieder kräftig ab und treibt die Band erneut auf die linke Spur. "New York Rain" hat leider wieder ein paar Einsprengsel, die mir nicht so recht gefallen wollen. Ich denke da an die Backings, und auch das Riffing vermag mich nicht zu überzeugen. Diese kleinen Ausfälle sollen aber den Spaß am Rest des Albums nicht sonderlich trüben. "It's Magic" passt im positiven Sinne noch einmal voll in die gute alte AOR-Schublade, dazu kann man richtig gut abrocken. Hier stimmt die Mischung aus deftigem Gesang, guter Gitarrenarbeit und treibender Rhythmusfraktion. Am Ende werden wir dann erneut von einer Ballade aus dem Album komplimentiert, jedoch weiß "My Final Love Song" viel mehr zu überzeugen als "When I Found You" weiter vorn in der Rille. Bleibt zu konstatieren, dass Last Autumn's Dream dieses Mal das Ruder rumgerissen und zumindest bei den meisten Songs auf die richtigen Knöpfe gedrückt haben. Dem Liebhaber guten und soliden AOR-infiltrierten Melodic Rocks wird diese Scheibe sicherlich keine Schmerzen bereiten.
Line-up:
Mikael Erlandsson (vocals, keyboards)
Andy Malecek (guitar)
Nalle Påhlsson (bass)
Jamie Borger (drums)
Tracklist
01:Ten Tangerine Tales
02:Pickin' Up The Pieces
03:2nd Look
04:For You
05:Preludium - The Man I Used To Be
06:I Will See You Thru
07:When I Found You
08:Lie To My Heart
09:New York Rain
10:It's Magic
11:My Final Love Song
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