Jessy Martens & Jan Fischer's Blues Support
Live On Stage
Live On Stage Spielzeit: 56:49
Medium: CD
Label: Moonsound Records, 2009
Stil: Blues

Review vom 04.06.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Es ist schon interessant, wenn man sich auf der Homepage der Hamburg School Of Music umschaut. Nicht nur interessant, sondern auch informativ. Die versierten und erfahrenen Dozenten nehmen sich vieler Talente an und fördern diese in sinnvoller Weise und in vielen Sparten.
Warum wähle ich eine solche Einleitung für diese Rezension?
Jessy Martens, ihres Zeichens Sängerin, ist eine der Schülerinnen oben genannter Institution und nicht einfach nur Schülerin, nein, auf ihrer Homepage steht »Vorzeige-Talent«.
Sie hat sich dem Blues verschrieben, ist gerade knapp über zwanzig Jahre alt und mit Konzerten im dreistelligen Bereich schon kreuz und quer durch die Republik gereist, ohne die angrenzenden Nachbarstaaten wie die Schweiz oder Österreich auszulassen.
Live scheint ebenfalls ihr Ding zu sein und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass nach einer Studio-Platte aus dem Jahr 2007 mit dem Titel That's Why I'm Crying, bei der unser Franke Norbert schon voll des Lobes war, nun ein Dokument ihrer gesanglichen Fähigkeiten vor einem Publikum veröffentlicht wird.
Solo ist sie nicht unterwegs, sondern wurde, in diesem Fall, beim Konzert am 23.01.2009 in Aukrug von der Jan Fischer Bluesband begleitet.
Ein im wahrsten Sinne des Wortes eingespieltes Team, bei dem man das Feingefühl für die Interpretation von Fremdkompositionen von der ersten bis zur letzten Sekunde des 56-minütigen, auf Silberling verewigten Teil des Gigs, mitbekommt. Denn ich gehe mal davon aus, dass Auftritte einer Martens länger als eine knappe Stunde dauern.
Das dargebotene Repertoire reicht von einem Bonnie Raitt-Song, den Fischer und Martens im Duett singen, Klassischem aus der 12-Takter-Ecke (z.B. "Stormy Monday Blues" oder "Messing With The Kid") bis hin zu Favoriten des Bandleaders (Ray Charles) und einer seiner Eigenkompositionen ("I'm No Sophisticated Mama").
Richtig interessant wird "Live On Stage" erst durch die unerwarteten Lesungen der durchweg bekannten Stücke, die alle von Jan Fischer arrangiert wurden und somit seine Handschrift tragen, die der geschätzte Kollege Mike Schröder in seiner Rezension von Roadside Boogie bereits in den Vordergrund stellte. Es ist das Piano, ganz unterschiedlich intoniert und wenn ein Martin Friedenstab mit seinen Gitarrenlicks als auch Soli dazwischen funkt, war schon einiges los im Alten Tivoli. Die Zuschauer sind begeistert von der Martens/Fischer & Co. Koproduktion.
Unfair wäre es jetzt, Andrew Krell am Kontrabass sowie Christian Kolf am Schlagzeug unerwähnt zu lassen. Eine Rhythmus-Abteilung, auf die man sich 100% verlassen kann. Das ist so wichtig.
Zu Jessy Martens: Eine Stimme zum Niederknien.
Habe ich mich gefreut, zu lesen, dass die Blues-Lady, die ihre gesanglichen Krallen an den richtigen Stellen auszuspielen weiß, erst knapp über zwanzig Jahre ist.
Da werden wir hoffentlich noch verdammt viel von ihr hören und auch sehen. Wenn man sich ihre Tourtermine anschaut, geht da viel zwischen Kreiensen und Ahrensburg.
In Koko Taylors "What Kind Of Man Is This" singt sie vor als auch nach Fischers inspiriertem Tasten-Solo von sexy bis rau einige Parts ihres Stimmumfangs durch. Da steht schon am Anfang ein ganz starker Beitrag. Daumen hoch!
Ihr "Stormy Monday Blues" ist Extraklasse, ohne das Solo von Friedenstab zu mindern. Die beiden heizen sich gegenseitig an. So kann jeder eine weitere sehr gute Version von T-Bone Walkers Stück in seine Sammlung aufnehmen. Mit einer Kontrabass-Einleitung geht es mit "Mercy" in die Halbzeit der Platte und der Gitarrist lässt es rocken.
Das Fischer-Eigengewächs erweist sich als eine der längsten Nummern und Krell zupft eine sowohl zappelig schnelle als auch langsamere Strecke, nicht ohne am Wegesrand in die eine oder andere bekannte Zitaten-Kneipe einzukehren. Kompliment, Herr Krell, das ist schon grell.
Mit Jimmy Reeds "You Got Me Running" ist wieder Duett-Time in Slow-Blues und das locker Boogie Woogie-groovende, schon lange abgehangen geglaubte Canned Heat-Stück "Going Up The Country" erhält mit Martens Stimme und den Jan Fischer Bluesband-Zutaten eine Frischzellenkur, die ihre Wirkung nicht verfehlt. Super, was man aus diesem Track noch machen kann!
Nicht nur die Musik macht Spaß, sondern auch darüber zu schreiben.
Leider sind die Minuten gefühlt viel schneller durch die Sanduhr gelaufen, aber es hat sich echt gelohnt.
Der geneigte Blues-Fan darf zugreifen, so wie im letzten Stück Christain Kolf bei seinem Drum-Solo, ganz kräftig.
Eine hervorragende Platte!
In einigen Jahren, wenn Jessy Martens bereits zu den sehr bekannten Sängerinnen gehört, kann man sagen: »Hier, ich habe ihr zweite CD aus dem Jahr 2009…«
Line-up:
Jessy Martens (vocals)
Martin Friedenstab (guitar)
Jan Fischer (piano, vocals)
Andrew Krell (double bass)
Christian Kolf (drums)
Tracklist
01:Mama, He Treats Your Daughter Mean (4:53)
02:I Believe I'm In Love With You (4:21)
03:What Kind Of Man Is This (5:55)
04:Stormy Monday Blues (7:35)
05:Mercy (5:52)
06:I'm No Sophisticated Mama (6:28)
07:You Got Me Running (6:05)
08:Hallelujah, I Just Love Him (Her) So (4:41)
09:Going Up The Country (5:18)
10:Messing With The Kid (5:45)
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