Johnny Mastro & Mama's Boys / Beautiful Chaos
Beautiful Chaos Spielzeit: 39:06
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Blues Rock

Review vom 16.06.2010


Mike Kempf
Letztes Jahr im September zählte der Gig von Johnny Mastro zu einem meiner Live-Höhepunkte. In meinem späteren Interview gab er zu Protokoll: »Sehr viele Blues-Musiker sind nicht mehr sie selbst und legen sich so viele Regeln auf, dass sie auf mich steril und nicht mehr hörenswert wirken. Ich habe keine Angst, mein eigenes Ding durchzuziehen und ich glaube an den Spirit des Blues und an die Leute, die es schon vor uns getan haben.« . Dieses Zitat kann ich nur fett unterstreichen, beschrieb es doch haargenau die Attribute, die die Band auszeichnet. Ihr neustes Album, dass sie in Eigenregie produzierte und mit "Beautiful Chaos" kaum zutreffender betiteln konnte, bestätigt nur meine gesammelten Eindrücke: Nämlich, dass den Konsumenten unverfälschter Rotzlöffel-Blues erwartet! Oder auch anders formuliert: Ein wunderschönes Chaos!
Schon beim Opener "Spider" werden bei mir Erinnerungen an den Gig vom letzten Jahr wach. Spielten sie diesen genauso wie die folgenden Teile "Wineheaded" und "Love Train". Bei allen drei Songs spiegelt sich ihre ungeschönte, schroffe Spielweise wieder, dessen besondere Merkmale die E-Klampfen-Soli von Smokehouse und die ausdauernde Harp von Johnny sind. Mastro, der auch für die Präsentation der Texte zuständig ist, wird nie als Gesangswunder in die Rockgeschichte eingehen, doch sein leicht blechernder Gesang passt zu dem Instrumentalen wie die Faust aufs Auge! Sicher, Johnny und seine Mama's Boys sind auch nicht bestrebt mit den Schöneberger Sängerknaben in eine Schublade gepresst zu werden, eher in die Rubik 'Dreckiger Hintergassen-Blues'! Die extrem ungehobelte Spielweise wird mir bei "The Dirge" bewusst, einem Kracher bei dem Smokehouse aus seinen Sechssaiter die herrlichsten Töne herauskitzelt! Wenn zum Teil auch sehr schräge. Mir gefällts und das Stück bekommt von mir das Prädikat: Anspieltipp!
Nun wirft die Combo "Fresh Squeezed" ins Rennen. Hier bläst Mastro sein komplettes Lungenvolumen in die Harp, dass man meinen könnte, er wurde schon mit einer Harmonika im Schnabel geboren! Und immer wieder versteht er es, sich von Smokehouse glänzend begleiten zu lassen. Nach "Coolaid", das ich ebenfalls live um die Ohren geblasen bekam, folgt mit "Kings & Queens" meine zweite Hörprobe! Hier wird einem eine Mischung aus traditionellem Chicago-Blues und modernem Blues Rock geboten. Zwar kommt der Song ziemlich soft rüber, doch das Teil wirkt, als hätten sie es ohne vorheriges Proben, einfach live eingespielt! Besonders Smokehouse beeindruckt durch erstklassige Gitarrenläufe, die, wie bereits oben schon erwähnt, extrem ungeschönt meine Trommelfelle massieren! Mit "Shades Of Grey", "Howlin" und "Night" sind weitere Highlights auf dem Silberling verewigt.
Fazit: Die Band hat meine Eindrücke aus 2009 nur noch mal bestätigt. Eine richtige Front- und Rampensau in Form von Johnny Mastro, der live auf Knien robbt oder sich rücklings auf dem Boden suhlt, um dabei seine Harp zu massakrieren, wie es wohl zurzeit kein anderer Harmonika-Spezi zelebriert! Smokehouse ist ebenfalls ein Großer an seiner E-Gitarre, bei dem man live am besten seine Energie spüren kann. Und vor allem seine Stärke: Er spielt nicht immer schön, aber immer voller Energie, einfach geradeaus, rau und dreckig! Drummer Goodall und Bassist Hightower erfüllen grundsolide ihre Jobs, ohne nun jeweils mit einem Solo zu imponieren. Doch darauf wird es ihnen auch nicht ankommen. Hier zählt die Gesamtheit der Truppe, und die ist stark! Ich empfinde die Tonkonserve als absolut gelungen. Trotzdem! Als Steigerung kann ich noch raten, sich den Vierer mal live reinzuziehen! Da gefiel er mir noch besser!
Line-up:
Johnny Mastro (vocals, harp)
Smokehouse (guitar)
Mike Hightower (bass)
Jim Goodall (drums)
Tracklist
01:Spider
02:Wineheaded
03:Love Train
04:The Dirge
05:Fresh Squeezed
06:Coolaid
07:Kings & Queens
08:Shades Of Grey
09:Bone Dry
10:KGB Boogie
11:Night
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