Johnny Mastro & Mama's Boys
15.09.2009, Café Garbáty, Berlin
Live
Johnny Mastro & Mama's Boys
Café Garbáty, Berlin
15. September 2009
Konzertbericht
Stil: Blues


Artikel vom 18.09.2009


Mike Kempf
Johnny MastroEs war am frühen Morgen des 3. Mai 2009 als mein Telefon schellte und ich am anderen Ende der Leitung folgenden Wortschwall registrierte: »Alter, gestern habe ich Johnny Mastro & Mama's Boys gesehen! Die Band musst Du Dir auch unbedingt reinziehen!.........«. Verfasser dieser Nachricht war mein geschätzter RockTimes-Kollege Jürgen Bauerochse, der aus dem Schwärmen gar nicht mehr herauskam, sodass nur das Klingeln meiner Eieruhr das Gespräch abrupt beenden konnte. Jürgen, der sich in den letzten Jahrzehnten als wahrer Konzertspezialist herauskristallisiert hat, geht mit Sonderlob nur spärlich hausieren! Also wurde Johnny Mastro fett unterstrichen. Passend dazu, folgte kurze Zeit später eine Mail von meinem Freund und Konzertveranstalter Eddy Czesnick: »Johnny Mastro & Co spielen am 15. September 2009 im Berliner Kultclub Café Garbáty«. Ein kurzer Anruf und schon war der Besuch des Konzerts in trockenen Tüchern!
Johnny MastroEin bisserl aufgeregt war ich schon, denn das Garbáty hatte, wie es Eddy bereits in unserem Interview ankündigte, sich den Interessen des Berliner Senats zu beugen. So zog man ca. vierhundert Meter weiter in die Damerowstraße und nennt sich seitdem 'Cafe Garbáty im Exil'. Wie immer äußerst pünktlich eintreffend, entdeckte ich bei einer gepflegten Tasse 'Blasentee' unseren Gastschreiber Matthias Ziegert. Er hatte erst vor kurzem über Günter Holwas berichtet und gilt als wahrer Ostdeutsch-Blues-Experte. Eigentlich wäre es ja nun ein Leichtes gewesen, den Gig-Bericht von Jürgen einfach zu kopieren, doch es gab auch für meine Sinnesorgane noch reichlich neue Eindrücke!
Bevor es um 21.00 Uhr losging, saß Johnny neben der Bühne in einem Cocktail-Sessel, massierte sich mit den Fingerspitzen die Stirn und es schien, als ob er die Setliste noch mal gedanklich durchging. Konzentration ist eben alles, auch im Rockbusiness…! Hinter meinem Rücken versammelten sich indes recht schnell die Fans, als der Harper ohne jegliche Vorwarnung kräftig in seine Harmonika blies und die Show begann. Mein Güte, die US-Blueser zeigten gleich, dass sie auf Schönspielerei keinen sonderlichen Wert legten. Was dem Publikum geboten wurde, kann ich nur als schnörkellosen, rauen, dreckigen Blues bezeichnen.
Johnny MastroDazu passte es, dass Smokehouse Brown neben erstklassigen Soli auch ziemlich heftig mit seinem Bottleneck an den Saiten seiner Klampfe lang schredderte, dass einem schon schwindlig werden konnte. Um seinem Namen alle Ehre zu machen, zog er sich während des Sets die eine oder andere Fluppe in die Lunge und spülte dazu einige Drinks der Marke 'Becks' hinterher. Drummer Jimmy Goodwall fiel erstmal durch sein gewagtes Outfit auf! Ziemlich hager, mit 'Omis' Perlenketten behangen und rot geschminkten Lippen wirkte er sehr extrovertiert! Gott sei Dank spielten sie nicht den deutschen Schlager-Oldie: »Rote Lippen soll man…«. Mike Hightower, der einen traditionellen viersaitigen Tieftöner bediente, war dagegen die Coolness in Person. Keine Miene verziehend spielte er, zwar fehlerfrei, aber auch unspektakulär seinen Bass. Das fiel aber nicht entscheidend ins Gewicht, denn die beiden Frontmänner, Johnny und Smokehouse, waren jeden Euro Eintrittsgeld wert! Während sich der Harper einige Male kniend den Fans präsentierte und ich den Eindruck gewann, dass der Typ eine sieben Liter-Lunge haben musste, sprang Brown zum Teil wie ein Besessener auf den Holzplanken rum, sodass Eddys mitgebrachter Teppich extrem starkem Abrieb ausgesetzt war. Dass die beiden in kürzester Zeit gut durchgeölt waren, war nur allzu verständlich.
Johnny MastroDie kurzweilige Pause wurde genutzt, um den eigenen Wasserverlust gut aufzufüllen! War es bisweilen schon eine starke Vorstellung des Vierers, so wurde die Schlagzahl im zweiten Teil nochmals erhöht und Tontechniker Tony Helm hatte alle Hände voll zu tun, um das Optimale an Akustik herauszuholen. Die Band gab keinen Meter vom Rotzlümmel-Blues preis und schaffte es in der Folgezeit, dass sich das Garbáty in eine eingeschworene Partygemeinde verwandelte. Ob zur linken oder rechten Seite, selbst hinter mir wurde das Tanzbein reichlich geschwungen! Dabei machte auch Ziegert eine tolle Figur. Respekt Matthias! Als der zweite Akt durch war und die Band in den wohlverdienten Feierabend wollte, kam nochmals Eddy auf die Bühne. Es war kein Problem für ihn, die Massen zu Zugabe-Rufen zu animieren, denen die Band auch sehr gerne nachkam. Folglich verwandelte sich das Garbáty noch zweimal zur Partymeile und bettelte förmlich um diverse Breitseiten des kompromisslosesten Hintergassen-Blues, den der Club wohl je erlebt hatte.
Johnny MastroIm Prinzip kann ich Jürgens Bericht nur bestätigen! Johnny & Co. sollte man sich auf keinen Fall entgehen lassen! Die Band vertritt viele Facetten des Blues. Doch haben sie es geschafft, ihren eigenen Stil zu verkörpern! Johnny Mastro und seine Mamas Boys, die bösen Buben des Blues, sind zurzeit wohl fälschungssicher! Als die Messe endgültig gelesen war, konnte ich noch ein paar Worte mit Eddy wechseln, der die Berlin-Premiere dieser US-Combo erst ermöglichte. Dabei konnte ich ihm entlocken, dass er für seine Veranstaltungen häufig an sein finanzielles Limit geht und es oftmals ziemlich schwierig ist, einigermaßen ungeschoren aus diesen Verpflichtungen heraus zu kommen! Seine Worte: »Ich tue das für die Fans, für die Musik, für die Künstler und fürs Garbáty (im Exil)!« stimmten mich sehr nachdenklich. Dieser Idealist opfert viel Freizeit und Moneten, um so großartige Musiker wie
Van Wilks, Stoney Curtis, Tony Spinner oder eben Johnny Mastro nach Berlin zu holen. Gott sei Dank weiß die Fangemeinde des Pankower Clubs diesen Einsatz auch zu schätzen. Schade nur, dass es sich noch nicht in ganz Berlin herumgesprochen hat! Ich hoffe, dass die Berliner Rockmusik-Gemeinde endlich kapiert, mit wie viel Einsatz Eddy und der Club an die Sache rangehen! Vielleicht wird demnächst das 'Ausverkauft'-Schild am Eingang zu lesen sein, denn das hätten sie sich schon jetzt verdient! RockTimes bedankt sich für die problemlose Akkreditierung!
Line-up:
Johnny Mastro (harp, vocals)
Smokehouse Brown (guitar)
Mike Hightower (bass)
Jimmy Goodall (drums)
Johnny Mastro        Johnny Mastro        Johnny Mastro
Johnny Mastro        Johnny Mastro        Johnny Mastro
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