Motörhead / Motörizer
Motörizer Spielzeit: 39:02
Medium: CD
Label: Steamhammer (SPV), 2008
Stil: Heavy Rock

Review vom 26.08.2008


Markus Kerren
Es ist sicherlich nicht übertrieben, zu sagen, dass es in den letzten circa fünf Jahren für Motörhead wieder sehr gut läuft. Was natürlich auch mit den starken letzten Alben "Inferno" und Kiss Of Death zu tun hat. Bei den Arbeiten daran hatte das Trio Infernale nämlich einerseits wieder zu gewohnter Songwriting-Stärke zurückgefunden, und andererseits hat man seit diesem Zeitpunkt mit Cameron Webb einen ganz starken Produzenten an der Seite. Denn Charaktere wie Lemmy Kilmister, Phil Campbell und Mikkey Dee unter seiner Fuchtel behalten zu können, dazu gehört sicher Einiges. Und dann hat Webb auch noch einen klasse Sound für "Motörizer" hingezaubert. Beste Voraussetzungen also!
Über die Qualitäten von Motörhead zu schreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Und dennoch ist das neue Album wieder mal eine kleine Offenbarung. Sehr frisch wirkt es, sehr inspiriert. Wurde auf dem Vorgänger doch schwer einer auf Geschwindigkeit gemacht, so sind die Mannen um Lemmy hier sehr viel abwechslungsreicher, was das Songwriting, die Stimmungen und das Tempo betrifft. Und das, obwohl auf der Scheibe keine Ballade, keine Akustikgitarren-Nummer oder ähnliches vertreten ist. Leider gibt es auf der von der Plattenfirma geschickten Promo-Copy keinerlei Angaben, wer die einzelnen Songs geschrieben hat, noch, ob man sich mal wieder einen Gast für die Aufnahmen eingeladen hatte.
Durchgestartet wird zunächst mit drei mächtigen Heavy Rockern, die zwar sowohl von den Melodien, wie auch von der Einspielung nichts zu bemängeln lassen, die aber noch keine neuen Aspekte aufzeigen, sondern eher den (hohen) Band-Standard erstmal 'nur' halten. Der erste echte Höhepunkt des Silberlings ist dann "Rock Out" mit einem fetten und sehr eingängigen Refrain. Ziemlich bluesig wird es bei "One Short Life", das auch durch seine starken Lyrics glänzen kann. Spätestens hier angekommen wird einem erneut bewusst, wie geil die Scheibe abgemixt ist. Denn trotz aller Power und Transparenz verfügt "Motörizer" über einen angenehm warmen Sound.
Außerdem hat man das Gefühl, dass die Tracks im Verlauf der Scheibe immer stärker werden. Das nächste Highlight, "English Rose", ist ein geiler Rocker mit absolutem Ohrwurmcharakter, einem coolen Arrangement, dem knarzenden und brummenden Bass, Phil Campbells immer besser werdendem Gitarrenspiel und dem (O-Ton Lemmy) »besten Drummer der Welt«, Mikkey Dee. Ein weiterer Killersong ist "Heroes", der einmal mehr durch ein bravouröses Riff, die dichte Atmosphäre und den starken Text zu überzeugen weiß. Und "Heroes" läutet dann auch das Grande Finale des Albums ein.
Beim folgenden "The Time Is Right" werden angenehme Erinnerungen an die Rocker "Ain't My Crime", "Riding With The Driver" (vom Album "Orgasmatron", 1986) oder "Dogs" (von "Rock'n'Roll", 1987) wach. Zum Abschluss dann "The Thousand Names Of God" mit einer erneut sehr geilen Gitarre und hohem Einprägungsgrad. Eines der absoluten Highlights. Weiter davor bekommen wir übrigens noch mit "Buried Alive" eine Abrissbirne vor dem Herrn verpasst.
Es gibt keinen Ausfall auf diesem Album, was es zu einem sehr guten macht. Normalerweise braucht niemand großartig zu überlegen, ob man sich ein Motör-Werk in den Schrank stellen, oder doch lieber ignorieren möchte. Aber denjenigen, die tatsächlich doch noch eine Entscheidungshilfe benötigen, denen sei "Rock Out", "English Rose", "Heroes" und "The Thousand Names Of God" als Anspieltipps wärmstens ans Herz gelegt.
Mit "Motörizer" setzen sich die alten Haudegen also einen weiteren Meilenstein in ihrer bislang seit 33 Jahren anhaltenden Karriere. Ein Umstand, den auch der Rezensent zum Anlass nimmt, fette
8,5 von 10 RockTimes-Uhren zu verteilen. Wo Motörhead drauf steht, ist auch Motörhead drin!!
Line-up:
Lemmy Kilmister (vocals, bass)
Phil Campbell (guitars)
Mikkey Dee (drums)
Tracklist
01:Runaround Man
02:Teach You How To Sing The Blues
03:When The Eagle Screams
04:Rock Out
05:One Short Life
06:Buried Alive
07:English Rose
08:Back On The Chain
09:Heroes
10:Time Is Right
11:The Thousand Names Of God
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