Old Californio / Sundrunk Angels
Sundrunk Angels Spielzeit: 50:33
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Westcoast, Americana

Review vom 16.07.2011


Wolfgang Giese
Vor knapp zwei Jahren war es, als ich Westering Again zur Rezension vorliegen hatte. Nun ist es wieder soweit und die kalifornische Band Old Californio legt mit "Sundrunk Angels" ein neues Album vor. Ich war gespannt, ob und ggf. was sich geändert hatte.
Der Vorgänger war, rückschauend und vergleichend betrachtet, durch leichten und locker-flockigen Westcoastsound geprägt, mit direkter Ansage und leichtem Byrds- und Eagles- Anstrich. Nun höre ich nach zwei Titeln einen wesentlich höheren Rockanteil. Die Songs klingen weniger harmonisch, das für mich eher 'gemütliche' Element scheint entschwunden. Doch mit dem dritten Track ist es schon wieder da, schwebt "Better Yet" doch in bester lockerer Country Rock-Tradition einher. Hier klingen die New Riders Of The Purple Sage, der damalige Ableger der Grateful Dead, leicht durch und verbreiten genau diese typische Stimmung, sehr fein. Im Hintergrund klingt dezent ein Akkordeon dazu und trägt zum Flair des Songs bei. Merklich haben jedoch auch anderweitige Einflüsse Einzug gehalten. Eine Ballade alter Schule, annähernd à la Flying Burrito Brothers, ist beispielsweise der Titelsong. Gleichzeitig weist der Titel gewisse Ähnlichkeiten zu "Wild Horses" der Rolling Stones auf, erinnert jedoch ebenfalls an die alte Scheibe.
Aber - wie bereits geschrieben - hat sich der Rockanteil verstärkt, die elektrischen Gitarren scheinen mir dominanter geworden zu sein. "Jewels And The Dross" kommt in altmodisch anmutendem Country Rock-Stil vergangener Tage daher, gelegentlich mit einem Hauch Outlaws und einem leicht 'verdrehten' Gitarrensolo - klingt wirklich schräg. Gleichzeitig halte ich den Song durchaus für 'Hit-tauglich'.
Was gibt es sonst noch? Mit "Just A Matter Of Time" einen schwer und langsam schleppenden Rocker in Richtung Neil Young, der darüber hinaus noch Anklänge an
While My Guitar Gently Weeps aufweist. Eine eher folkige Nummer, "Unsatisfied", die auch von den Beatles hätte sein können, aber auch Spuren zu Bands wie Moby Grape oder ähnlichen aus deren Umfeld sind nicht von der Hand zu weisen. Bisweilen sind die Songs auch mit einer leichten Punk-Attitüde behaftet.
Schlussendlich kann ich meine obige Aussage erhärten, dass diese neue Platte hinsichtlich ihrer Ausprägung vielseitiger geworden ist und insofern ein gutes Beispiel dafür abgibt, wie man sich Americana am besten vorstellen sollte: Eben mit der Auswertung vieler Einflüsse und der Gestaltung dieser zu einem neuen Ganzen.
Als sehr gut gelungen möchte ich also diese Produktion bezeichnen, kann aber nicht genau sagen, ob ich den Vorgänger oder diese Veröffentlichung für gelungener halte. Spontan, vom Gefühl her, ist "Westering Home" die mir etwas liebere Scheibe - vom objektiven Standpunkt aus gesehen diese Neue sicher gelungener. Ein in meiner damaligen Rezension zum Vorgänger geäußerter Wunsch ist mir allerdings nicht erfüllt worden, nämlich eine leichte Prise Country mit dazu zu packen. Nun denn, ich bin der Band nicht böse, solange sie weiterhin solch gute Musik, mit Herz und Verstand gespielt, vorlegt. Und angenehm auffällig sind erneut die vortrefflichen Vokalharmonien der vier Stimmen ausgefallen.
Line-up:
Rich Dembowski (vocals, guitars, banjo, harmonica)
Justin Smith (drums, percussion, vocals)
Jason Chesney (bass, vocals)
Woody Aplanalp (guitars, lap steel, vocals)
Levi Nuñez (Wurlitzer piano, organ, accordion)
Jon Niemann (Chamberlain strings)
Tracklist
01:Learn To Cheat (4:54)
02:A Cool Place In The Light (5:24)
03:Better Yet (3:34)
04:Dark Fire (4:59)
05:Sundrunk Angels (6:38)
06:Allon Camerado (4:57)
07:Jewels And The Dross (6:15)
08:Just A Matter Of Time (6:03)
09:Unsatisfied (3:49)
10:Come Tomorrow (3:58)
(all songs written by Rich Dembowski)
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