Catherine Russell / Sentimental Streak
Sentimental Streak Spielzeit: 47:03
Medium: CD
Label: World Village, 2008
Stil: Blues, Jazz

Review vom 02.11.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Nach dem Catherine Russell-Konzert ist vor der Rezension.
Kann Catherine Russell mit "Sentimental Streak" genauso beeindrucken, wie live?
Die Russell hat sich für ihren Nachfolger von "Cat" mit hervorragenden Musikern umgeben.
Allen voran Larry Campbell (unter anderem Rory Block, Marc Cohn, Bob Dylan, Ry Cooder, Buddy & Julie Miller, Paul Simon, Lyle Lovett, Phil Lesh, Solomon Burke) an verschiedenen Saiteninstrumenten. Einer der Kontrabassisten ist Byron Isaacs, der bereits mit Joan Baez, Levon Helm, The Holmes Brothers, oder Sean Costello gespielt hat.
James Wormworth trommelt vornehmlich für Bluesmusiker wie zum Beispiel Hubert Sumlin oder Michael Powers. Dann ist da noch Rachelle Garniez (Richard Barone, Rufus Wainwright) und last but not least der Trompeter Steven Bernstein (Carla Bley, The Lounge Lizards, Lou Reed, Bill Frisell, Marianne Faithfull, Levon Helm) Fast alle haben, wenn auch nicht immer aufgeführt, mit Levon Helm zu tun. In seinem Woodstocker Studio ist die Platte auch aufgenommen worden.
Man lernt nie aus.
Stutzig wurde ich bei einem Instrument, das Bernstein bläst. Es handelt sich um eine 'slide trumpet'. Tatsächlich ist es eine Trompete mit dem Zug von einer Posaune. Er setzt dieses Blechgebläse in "I've Got That Thing" ein. Ein sehr feiner Klang ist da zu hören und obwohl hier acht Musiker spielen, klingt auch diese Nummer intim und sensibel. Es kommt zu jeder Menge New Orleans-Stimmung auf der Platte mit dem warmen Sound.
Blues und Jazz liegen bei "Sentimental Streak" so dicht beieinander, als wären beide Geschwister.
Den Song "I Don't Care Who Knows" hat sie sich beim Howlin' Wolf Bassisten Willie Dixon geliehen. Mit diesem Blues darf man sie ohne Übertreibung in eine Reihe mit Bessie Smith oder Big Mama Thornton bringen. Catherine Russell strahlt selbst beim Hören einer Platte so viel Feeling aus. In ihren Adern fließt gehaltvolles Blut.
Die Musiker spielen auf hohem Niveau und dazu eine Sängerin, die den Hörer ein ums andere Mal staunen lässt.
Dieses Album ist gleichzeitig zweierlei: zeitgenössisch in der Interpretation und tief mit den Wurzeln der Musik aus den Dreißiger- beziehungsweise Vierzigerjahren verbunden. Selten habe ich eine derart feinfühlige Herangehensweise erlebt.
Einen nachhaltigen Eindruck vom Roepaen-Konzert kann man sich hier immer wieder verschaffen, denn bei "My Old Daddy's Got A Brand New Way Of Love" begleitet sie Mark Shane, mit dem sie auch auf Tournee war. Augen zu und genießen.
Wie so etwas mit Gitarrenbegleitung funktioniert, finden wir ganz am Schluss der Disc. Matt Munisteri begleitet sie mit Fingerpicking auf der Akustischen beim damals auch von Alberta Hunter gesungenen "You For Me, Me For You". Ein umwerfendes Finish, das umgehend wieder die Starttaste aktiviert.
Herzschmerz pur ist der Track "New Orleans" und selbst ein Song, für den Frank Sinatra bekannt war, bekommt durch die Sängerin einen zarten Schmelz und an dieser Stelle muss die Akkordeonspielerin Rachelle Garniez hoch gelobt werden. Was sie auf den Tasten ihres Instruments abliefert, ist Spitzenklasse... erste Güte!
Qualität zahlt sich aus. "Broken Nose" stammt aus der Feder von Garniez und kommt als herrlicher Blues-Tango daher. Mann, diese Leute haben ein Feeling. Umwerfend!
Neben all den wunderschönen Rückspiegelsongs hat Russell mit "Luci" auch eine Eigenkomposition auf dem Album. Ein relaxter Blues mit wechselseitig agierendem Piano beziehungsweise akustischer Gitarre.
Russells Stimme ist über jeden Zweifel erhaben und "Sentimental Streak" präsentiert die Amerikanerin in Höchstform. Eine dicke Empfehlung, auch weil sie in der Lage ist, dieses Musikkonzept in perfekter Weise auf die Bühne zu transferieren.
Line-up:
Catherine Russell (vocals)
Larry Campbell (guitar, resonator guitar, mandolin, violin, pedal steel)
Matt Munisteri (guitar, banjo)
Mark Shane (piano)
Larry Ham (piano)
Brian Mitchell (piano)
Rachelle Garniez (accordion)
Howard Johnson (tuba)
Steven Bernstein (trumpet, slide trumpet, cornet)
Erik Lawrence (saxophone)
Lee Hudson (acoustic bass)
Byroan Isaacs (acoustic bass)
James Wormworth (drums)
Tracklist
01:So Little Time (So Much To Do) (2:34)
02:I'm Lazy, That's All (3:05)
03:Kitchen Man (3:05)
04:Oh Yes, Take Another Guess (2:26)
05:New Orleans (3:15)
06:My Old Daddy's Got A Brand New Way To Love (3:19)
07:South Of A Warmer Place (6:08)
08:Thrill Me (2:47)
09:You Better Watch Yourself, Bub (2:57)
10:I've Got That Thing (2:55)
11:I Don't Care Who Knows (3:17)
12:Broken Nose (3:22)
13:Luci (5:02)
14:You For Me, Me For You (2:41)
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