Wenn nichts mehr hilft, schlägt die Stunde der Musik
Rocktimes Interview Im Gespräch mit Schauspieler und Musiker Jan Josef Liefers, Sänger der Band Radio Doria


Interview vom 28.06.2015


Mario Keim
Jan Josef Liefers gehört zweifelsfrei zu den bekanntesten und erfolgreichsten Schauspielern Deutschlands, doch neben dieser Leidenschaft gibt es eine weitere, in die er viel Zeit, Energie und vor allem Herzblut steckt: die Musik. RockTimes sprach mit dem 50-jährigen Künstler.
RockTimes: Drei Alben und eine ständig wachsende Fangemeinde gibt es bei Radio Doria. Was macht Musik für Sie aus?
Jan Josef Liefers: Wenn nichts mehr hilft, dann schlägt die Stunde der Musik. Wenn Worte nicht mehr reichen, dann singen die Menschen eben. Musik ist der Generalschlüssel, der jede noch so dicke Tür öffnet. Das teilen wir auf jedem Konzert mit jedem, der gekommen ist. Und das ist bis jetzt noch nie nach hinten losgegangen. Upps, mal schnell auf Holz klopfen!
RockTimes: Früher hieß Ihre Band Oblivion, jetzt Radio Doria. Warum?
Jan Josef Liefers: Als wir den Vertrag mit unserer Plattenfirma verhandelt haben, stellte sich uns zum ersten Mal die Frage, ob der Name Oblivion überhaupt rechtefrei ist. Und es stellte sich heraus, dass er bereits geschützt wurde. Wir hätten darauf pochen und uns vor Gericht darum streiten können, aber wir hatten keinen Bock auf solchen öden Kram. Außerdem markiert Radio Doria sehr gut ein neues Kapitel in der Geschichte der Band.
RockTimes: Wo ordnen Sie die Stilrichtung Ihrer Band Radio Doria ein? Welche Botschaft geht vom aktuellen Album Die freie Stimme der Schlaflosigkeit aus?
Jan Josef Liefers: Wir machen Deutschpop mit Gitarren. In den Texten spielen Gefühle mit Gedanken, und wir lieben Melodien. Das mit der Botschaft, das sieht gedruckt immer irgendwie doof aus. Eigentlich wollen wir nur zwei Stunden lang 'ne gute Zeit mit den Menschen haben, die uns zuhören. Und das werden immer mehr. Die Botschaft ist der gemeinsame Draht, ohne den wir, wie Einzelteile, sinnlos durchs All fliegen würden.
RockTimes: Sie sind nicht nur Sänger der Band. Was reizt Sie außerdem an der Tätigkeit als Texter und Komponist?
Jan Josef Liefers: Naja, es hat sich gezeigt, dass ich eigene Texte brauche, um auf der Bühne zu stehen und singen zu können. Es macht mehr Sinn und damit auch mehr Spaß. Meist komponiert die Band gemeinsam. Die Texte bleiben eher meine Baustelle.
RockTimes: Mehr als 200 Konzerte haben Sie zuvor mit dem Programm 'Soundtrack meiner Kindheit' bestritten. Beschreiben Sie doch bitte einmal den Reiz dieses Soundtracks? Was macht DDR-Rockmusik für Sie so wichtig?
Jan Josef Liefers: Der Reiz besteht darin, zu wissen, wo man herkommt. Weil man dann viel besser verstehen kann, warum man wurde, wer man ist. Das haben unfassbar viele Menschen in Ost und West zu meiner großen Überraschung genauso gesehen, deshalb wurden am Ende so viele Konzerte daraus.
RockTimes: Wäre unter bestimmten Umständen auch eine reine Musikerlaufbahn denkbar gewesen?
Jan Josef Liefers: Klar! Aber das wäre im Nachhinein schade, denn dann wäre ich wahrscheinlich nie zum Theater oder Film gekommen.
RockTimes: Ihr "Tatort"-Kollege Axel Prahl steht ebenfalls mit eigener Band auf der Bühne. Haben Sie schon einmal gemeinsam mit ihm musiziert?
Jan Josef Liefers: Schon oft. Nach Drehschluss im Hotelzimmer, mit 'ner Pulle Rotwein. Axel wäre um ein Haar Musiker statt Schauspieler geworden. Wir haben aber auch schon Konzertabende zusammen bestritten, zuletzt in Saarbrücken.
RockTimes: Auch Ihre Frau, die Schauspielerin und Silly -Sängerin Anna Loos, ist musikalisch gut unterwegs. Gibt es ein Duett mit Ihnen beiden?
Jan Josef Liefers: Das gibt es schon lange, es heißt "Erinnert". Die Wette, wer zuerst TOP 10 mit einem Album geht, hat sie gewonnen. Deshalb durfte sie das Lied für unser Duett aussuchen.
RockTimes: Welches ist, außer der "Tatort"-Reihe aus Münster, Ihr nächstes Filmprojekt?
Jan Josef Liefers: Kommt ins Kino! Dort startet am 16. Juli 2015 ein kleiner, abgefahrener Gangsterfilm namens "Desaster". Ein paar Freunde und ich haben ihn, fast ohne Budget, im letzten Spätsommer in Saint Tropez gedreht. Da, wo Louis de Funés mal Gendarm war!
RockTimes: Vielen Dank für das Gespräch.
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