Saint Vitus Support: Mos Generator, Orcus Chylde Aschaffenburg, Colos-Saal 26. März 2013 Konzertbericht Stil: Heavy Metal Artikel vom 07.05.2013 Marius Gindra

Drei geschlagene Jahre ist es nun her, dass ich eine der relevantesten und einflussreichsten Doom-Bands dieses Erdballs - Saint Vitus from Los Angeles, California - auf dem dritten Hammer Of Doom das letzte Mal live sah. Seit rund einem Jahr haben die vier Amerikaner nach 17 Jahren Veröffentlichungspause auch endlich wieder ein neues Studioalbum ("Lillie: F-65") am Start und statteten good old Germany zu diesem Anlass mal wieder einen kleinen Besuch ab. Mit im Gepäck: die ebenfalls US-amerikanischen Hard-/Stoner-Rocker Mos Generator .

Als besonderes Schmankerl eröffneten an diesem Abend um Punkt Acht jedoch die Lokalmatadoren Orcus Chylde den Reigen. Ihr 'Debütalbum, das sie Ende letzten Jahres auf den Markt brachten, katapultierte die Unterfranken innerhalb kürzester Zeit in die vorderen Reihen der Retro-/70s-Rockszene. Und zwar völlig zu Recht: Was das Sextett an diesem Abend auf der Bühne abzog, mag zwar einerseits momentan ein bisschen trendy sein. Andererseits konnte der schmackhafte Cocktail aus dynamischen, authentischen Gitarrenwänden, einem warmen, sphärischen und trotzdem völlig zeitlos klingenden Orgelteppich und dem sympathischen, hohen und irgendwie kauzig-eigenwilligen Gesang auf ganzer Linie überzeugen. Zumindest ich zückte anschließend am Merch-Stand direkt das Portemonnaie für die Vinyl-Variante ihrer neuen Full-Length.

Mit Mos Generator war ich bis zu diesem Abend zugegebenermaßen ziemlich wenig vertraut. Nichtsdestotrotz wusste auch der Toursupport mit leicht Stoner-mäßigem, ebenso durch und durch den Spirit der 70er atmenden Hard Rock zu begeistern. Während sich meine Wenigkeit ausnahmsweise in die hinteren Reihen des Clubs verzog, um dem ganzen Spektakel aufmerksam beizuwohnen, ging in den vorderen Reihen ordentlich die Post ab. Dem Feedback beim anschließenden Kippenpäuschen nach zu urteilen, haben sie ihren Slot auf der Tour völlig zu Recht ergattert.

Die Messlatte wurde also durch beide Support-Acts relativ weit oben angesetzt. Doch eine Band wie Saint Vitus lässt sich davon natürlich nicht die Butter vom Brot nehmen. Die Truppe gab ab dem ersten Moment an pausenlos Vollgas (natürlich nicht im musikalischen Sinne, sondern bezüglich der Performance), auch wenn sie als Opener einen Song ihres aktuellen Albums auswählten. Danach ging es jedoch gleich mit "I Bleed Black" wieder in ältere Zeiten zurück, bevor zu dem Gerödel von "War Is Our Destiny" die ersten Doomheads kurz vor dem körperlichen Kollaps standen. Das Set setzte sich allgemein wie ein bunter Strauß aus allen möglichen Dekaden der Bandgeschichte zusammen, auch wenn das Stimmungslevel bei "Born Too Late"-Klassikern (allen voran beim abschließenden Titeltrack) natürlich jedes Mal seinen Siedepunkt erreichte. Wino, wohl einer der charismatischsten Frontmänner der ganzen Metalszene, war natürlich die coolste Sau des Abends, während die würdevoll ergraute Lockenmähne Dave Chandler mit den großartigsten, originellsten und grandiosesten Fuzz-Gitarrenriffs der hiesigen Milchstraße auftrumpfte. Schlicht und einfach: Mit diesem Konzert zementierten sie wieder einmal ihren Ruf als eine der drei weltbesten Doom-Bands aller Zeiten. Hoffen wir mal, dass sie noch so lange wie möglich weitermachen!

Ein großartiger Konzertabend, der in einer solchen Konstellation gerne öfters im Colos-Saal stattfinden darf; zumal der Schuppen mit schätzungsweise 200-300 Leuten auch nicht gerade schwach gefüllt war. Da habe ich dort schon ganz andere Abende gesehen... Vielen Dank an Matthias für die freundliche Akkreditierung!

Setlist
01:Vertigo (Intro)
02:Blessed Night
03:I Bleed Black
04:War Is Our Destiny
05:Look Behind You
06:Let Them Fall
07:The Bleeding Ground
08:Patra
09:The Troll
10:The Waste Of Time
11:White Stallions
12:Thirsty And Miserable
Zugaben:
13:Dying Inside
14:Born Too Late