Cassie Taylor, 28.02.2014, blues, Rhede
blues Cassie Taylor
blues, Rhede
28. Februar 2014
Stil: Blues Rock
Konzertbericht


Artikel vom 05.03.2014


Joachim 'Joe' Brookes
Cassie Taylor Wer Blue und/oder Out Of My Mind zu schätzen weiß, kennt leider nur die eine Seite von Cassie Taylor. Bei ihrem Konzert im blues, Rhede wurde sie begleitet vom Gitarristen Steve Mignano, der bereits auf der "Out Of My Mind"-Platte eine vorzüglichen Eindruck hinterlassen hatte. Auf seine Beiträge durfte man gespannt sein. An den Drums war Brock Summers aktiv. Ohne die Künstler machte die Bühne einen echt spartanischen Eindruck. Das Schlagzeug war auf Bassdrum, eine Snare und ein Hi-Hat reduziert und die anderen Instrumente konnte man gar nicht sehen. Pünktlich um 21:00 Uhr enterte das Trio die Bühne. Cassie Taylor trug Slayer-Leggings und ein Träger-T-Shirt.
Brock Summers zauberte fantastische Grooves. Mit einem auf das Minimum begrenzten Schlagzeug bewies er ein ums anderen Mal seine Qualitäten. Beeindruckend, was er trommelte. Wie man eine Combo mit treibenden Beats nach vorne puschen konnte, war auch sein Verdienst. Er war, neben der Frontfrau für die Rhythmus-Intensivierung zuständig. So konnte er bei diesem Gig voll überzeugen.
Cassie TaylorSteve Mignano hatte beim Opener einmalig das Bottleneck übergestreift und er war in seinem Intro der Reiseleiter ins Delta, dort, wo man in den Juke Joints auftritt. Dieser Beginn sollte allerdings nur das solide gegossene Fundament für ein Konzert sein, das man definitiv nicht mehr vergessen wird. Steve Mignano servierte die gesamte Palette von hautfreundlichen Schmeicheleien bis zu pyrotechnischen Explosionen. In seiner relativ zurückhaltenden Art überließ er seinem Gitarrenspiel das Spektakuläre. Dieser Musiker war mit seinen langen, erquickenden Soli eine echte Überraschung und phasenweise verpasste er seiner Gibson Les Paul einen unerwartet verzerrten Sound. Steve Mignano war kein Mann der großen Sound-Effekte. Auf dem Bühnenboden befand sich nur noch ein Wah Wah-Pedal und wenn er dieses aktivierte, war hypnotisch-rotierende Psychedelic angesagt. Dieser Gitarrist war bei diesem Auftritt der Mann für alle Gelegenheiten. Bei ihm gab es keine Grenzen und er sprühte vor Ideenreichtum. Bei seinem Spiel griff der Zuschauer verdammt oft auf seine Gänsehaut-Reserven zu.
Cassie TaylorCassie Taylor spielte einen ganz souveränen Bass, sorgte für knackige Grooves und man war von der ersten Minute davon beeindruckt, wie sehr sie den Blues nach außen präsentierte. Die Songs wurden mit viel Beifall honoriert und man sparte auch nicht mit Szenenapplaus. Cassie Taylor sang mit einer wunderschönen, stets ausdrucksstarken Stimme. In der Essenz eines Trios konnte man über die Qualität der von ihr geschrieben Lieder in keiner Weise meckern. Unvorhersehbares meisterte sie ganz geschickt. Gegen Ende des regulären Gigs verabschiedete sich ihr Verstärker. Sie trug es ganz gelassen. Schnell waren helfende Hände auf der Bühne. Cassie Taylor löste das Mikrofon aus der Halterung, ging in die Bühnenmitte und sang kurzerhand ein Lied a cappella. "Strange Friut" ... wie war das mit der Gänsehaut? Wo im Körper ist eigentlich der Vorratsspeicher dafür, denn der wurde sehr stark beansprucht. Diese Band war einfach exorbitant gut und in den balladesken Momenten hauchte die Protagonistin ihre Worte sehr lasziv ins Mikrofon. Cassie Taylor gab sich verspielt, schwindelerregend, extrovertiert, distanziert, abwesend-verträumt oder animierend, hatte manchmal eine keck-frechen Augenaufschlag und sie konnte trotzdem in allen Gefühlslagen voll überzeugen.
Cassie TaylorNur eines gelang nicht zu ihrer vollen Zufriedenheit. In der Anfangsphase des Konzerts bat sie die Zuschauer, weiter nach vorne zur Bühne zu kommen. Man folgte ihrer Bitte nur sehr zögerlich und nach einigem Warten nahm sie einfach das Heft in die Hand, trug den Mikrofonständer vor die Bühne und nahm im Schlepptau Steve Mignano gleich mit. So kam man sich eben auch näher und als sich die beiden später auf den Bühnenrand setzten gab es eine unglaublich intensive Version von "The House Of The Rising Sun". Die Tochter von Otis Taylor führte nicht nur bei diesem Track ihr sehr individuelles Verständnis für Coversongs ins Feld. Cassie Taylors Webmaschine war auf vollen Touren, wenn sie hier ein wenig "Papa Was A Rolling Stone" von den Temptations einstreute oder es dort einen "Gimme Shelter"-Abstecher zu den Rolling Stones gab. Selbst sah sie eloquent in den Rückspiegel, als sie ihre R&B-Eigenkomposition "Out Of My Mind" mit viel Soul sang. Wie weit ihr Spektrum reichte, zeigte sich an einer anderen Stelle. Mit der Unbekümmertheit jüngerer Semester, wir schreiben das Jahr 2014 und sie ist noch nicht einmal dreißig Jahre alt, scherte sie in einem Medley Nine Inch Nails' "Closer" sowie das von Willie Dixon für Muddy Waters geschriebene "I Just Want To Make Love To You" über einen Kamm. Highlight! In der ersten Zugabe schaute sie mit "Talk To Me Baby" von Elmore James nochmals durch ihre eigene Brille auf die Tradition des Genres und das Finale war vom eigenen Slow Blues erster Kajüte geprägt ... "Again".
Hammer! Wow! Gigantisch! So könnte man das über zweistündige Konzert von Cassie Taylor & Co. zusammenfassen. Mit ihrem musikalischen Verständnis ist sie das 'b' in brillant.
Wir bedanken uns bei André Knoch für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Cassie Taylor (vocals, bass)
Steve Mignano (guitar)
Brock Summers (drums)
Bilder vom Konzert
Cassie Taylor    Cassie Taylor
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Cassie Taylor       Cassie Taylor       Cassie Taylor       Cassie Taylor
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