Eddie Turner & The Trouble Twins / Gone In 60 Seconds …
Gone In 60 Seconds Spielzeit: 79:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2013
Stil: Blues Rock

Review vom 20.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Anscheinend hat Eddie Turner bei seinen Konzertreisen immer eine Überraschung im Gepäck. Anlässlich der Tour im Frühjahr 2013 ist es eine in Eigenproduktion erstellte Livescheibe mit dem Titel "Gone In 60 Seconds ...". Diese Platte, in einem Pappschuber untergebracht, ist nur bei Konzerten des 'Devilboy' erhältlich. Diese Exklusivität zum schlanken Kurs gibt es ja auch bei anderen Bands/Künstlern und die musikalische Sonderklasse des Amerikaners stellt auch vorliegende CD nicht in Frage.
Hier kann man in vielen Stücken quasi zu Hause erleben, was Eddie Turner mit den Trouble Twins aus seinen Songs herausholt, sie anders arrangiert und zu Glanzobjekten werden lässt. Dazu braucht der Protagonist eine versierte Crew. Die Trouble Twins sind hier der Bassist William Shannon und Daniel Barnett am Schlagzeug. Persönlichkeiten an ihren Instrumenten ... Musiker im Dienste des Blues/Blues Rock.
Wer vielleicht schon den einen oder anderen Vorläufer dieser Live-Platten in der Sammlung hat, darf sich auch bei "Gone In 60 Seconds ..." freudig in die Hände klatschen, denn man bekommt in neunundsiebzig Minuten die Vollbedienung in Sachen 12-Takter-Rock auf die Ohren. Neben den vielen Eigenkompositionen sticht aus meiner persönlichen Sicht Billy Cobhams "Stratus" sofort ins Auge. Bass und Drums kreieren einen Bomben-Groove und der Gitarrist lässt sich so manche Feinheiten einfallen. Turner-typische Spielereien rund um das Wah Wah-Pedal gehören ja auch zu seinen Markenzeichen und wenn es funky sein sollt, dann greift der Frontmann gerne in seine eigene Kompositionskiste und serviert einen Leckbissen namens "Secret". Unheimlich, wie er Funk-Licks zum Leben erweckt. Hypnotisch-rotierend, infizierend-anTURNERnd und doch so bodenständig. Man hat an der CD seinen uneingeschränkten Spaß und diese Nummer ist einfach höllisch.
Mit dem Medley "Wind Cries Mary & Dangerous" hat das Trio vorher schon Party gemacht. Knapp über sechzehn Minuten darf man an einer von Eddie Turner mit viel Gefühl und Power inszenierten Blues-Orgie teilhaben. Wer das Energiebündel mit seinen ergrauten Rastalocken schon einmal live erlebt hat, wird feststellen, dass sich diese CD bestens dazu eignet, einen inneren Film in Gang zu setzen. Eddie Turner ist ein Erlebnis. Ja, man geht sehr gerne zu einem seiner Lieblings-Musiker in seinen Lieblings-Club und lässt sich für die nicht unerheblich kurze Zeit in eine andere Welt entführen.
Die vielen Kompositionen des Mannes aus Colorado haben einen ungemeinen Wiederkennungswert ... die Songs bleiben über Jahre in einer nie ganz geschlossenen Schublade. Die Kopplung aus dem Jimi Hendrix-Song und "Dangerous" wird durch einen Publikumsbeifall sozusagen unterbrochen und so gibt es keine echte Überleitung. Aber was spielt das schon für eine Rolle bei einer der besten Nummern von Eddie Turner. Psychedelisch-mystisch mag man den Musiker auch mit angezogener Handbremse, in einer langsameren Fahrt. Der Protagonist wäre ein herausragender Vertreter für den Energieerhaltungssatz, der aber nur in unserer Vorstellung existieren kann. Der Künstler präsentiert seine Power in unterschiedlichen musikalischen Energieformen und nicht ohne Dramatik.
Nicht ganz so oft begegnet man dem Titelsong seines Albums The Turner Diaries. Wie Sekundenkleber haftet die Psychedelic an seinen Fingern, Daniel Barnett untermalt die ganze Angelegenheit mit einem perkussiven Rhythmus und William Shannons Bass zieht in herrlicher Gelassenheit seine tief-pumpenden Runden. Hier erlebt man Eddie Turner als eine Art Prediger, der mit seiner Stimme die gesamte Atmosphäre auch noch intensiviert. Er hat es fertiggebracht, seine Musik auf eine höhere Ebene zu schrauben, sein Talent in die richtigen Bahnen zu lenken.
Zwischen multiplen Klangkaskaden und chilligen Phasen ist bei diesem Künstler alles möglich und drin. "Gone In 60 Seconds ..." ist symbolisch gesehen wie ein Titel vom Album
Miracles & Demons ... "Blues Fall Down Like Rain". Eddie Turner ist nichts für Puristen, die Gralshüter des traditionellen Blues, weil der Blueser viel zu modern ist, sich nicht anpasst, einerseits einen 12-Takter mit Erkennungsmelodie spielt und andererseits über eine wahrscheinlich nie versiegende Ideenquelle verfügt. So werden die zehn Lieder von "Gone In 60 Seconds ..." definitiv nicht in sechzig Sekunden verpufft sein.
Line-up:
Eddie Turner (guitar, vocals)
William Shannon (bass)
Daniel Barnett (drums)
Tracklist
01:Mr Blues (7:34)
02:Ride A Painted Pony (5:30)
03:Jody (4:59)
04:Prison Of Love (8:08)
05:Stratus (6:50)
06:The Answer Is (8:03)
07:The Turner Diaries (5:39)
08:Wind Cries Mary & Dangerous (16:07)
09:Booty Bumpin' (8:16)
10:Secret (8:25)
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