Richard Thompson / Still
Still Spielzeit: 51:01
Medium: CD
Label: Proper Records, 2015
Stil: Folk Rock

Review vom 16.09.2015


Wolfgang Giese
Sich über Richard Thompson näher auszulassen, hieße, Eulen nach Athen zu tragen…
Beachtung hat er bei uns bisher schon mehrfach gefunden.
Nach seinem Unplugged-Album hat er nun wieder eingestöpselt und sich mit Jeff Tweedy zusammengetan - zu seinem sechzehnten Solo-Studio-Album. Tweedy hat die Platte auch produziert und aufgenommen wurde in Chicago im Loft Studio seiner Band Wilco.
Durch ihn ist - trotz dessen, dass Thompson seine ganz eigene Art zu musizieren pflegt, eine gewisse Frische in diesem Mix, der sich aus verschiedenen Quellen speist - zu entdecken. Der Opener weist mir jedoch gedanklich einen Weg lange zurück zu den noch stark folkloristisch inspirierten Anfängen, auch mit Fairport Convention . So könnte hier auch gut und gerne am Schlagzeug Dave Mattacks sitzen. Auffällig ist jedoch auf jeden Fall die immer prägnante und so ganz eigene Art des Gitarrenspiels auf seiner Fender. Dazu kann ich dann auch gleich an den letzten Song des Albums anknüpfen, "Guitar Heroes". Thompson, auf seine Weise mittlerweile selbst ein Held der Gitarre, huldigt mit diesem Song einigen seiner offensichtlich persönlichen Helden, in fast acht Minuten Spielzeit. Django Reinhardt , Les Paul, Chuck Berry , Hank Marvin, Dale Hawkins und Scotty Moore könnten hier unter anderen in der Würdigung gemeint sein.
Nur eines kann ich ihm nicht so recht glauben, den Textausschnitt: »I Still Don't Know How My Heroes Did It.« Ich denke, mittlerweile kennt er sie alle selber, die Tricks.
Die restlichen Nummern bewegen sich in einem abwechslungsreichen Umfeld, einige Besonderheiten weisen solche Stücke wie "Broken Doll" auf, das einen dezent mystischen Hauch aufweist, auch durch den Einsatz der Keyboards in Union mit der Gitarre. Folkig ("Beatnik Walking") trifft auf einen Hauch J.J. Cale ("Long John Silver" und "All Buttoned Up") und "Josephine" klingt fast wie aus einem früheren Zeitalter, im fernen dunklen England. So kommt die alte Tradition noch einmal in flotter Version mit "Pony In The Stable" zum Vorschein, und mit "No Peace No End" rockt es richtig gut.
Wirklich sehr gut gelungen ist dieses neue Album insofern, als dass es verschiedene Stile und Epochen des Meisters abdeckt, herrlich zusammengehalten in einer einheitlich klingenden Aussage vortrefflich unterhaltender Musik auf hohem Niveau!
Im Laufe seiner langen Karriere hat Thompson mittlerweile ein derart hohes Maß an Reife erzielt, dass seine Musik eine Art von Weisheit auszustrahlen scheint.
Line-up:
Richard Thompson (guitars, vocals)
Jeff Tweedy (guitar, vocals)
Michael Jerome (drums)
Taras Prodaniuk (bass)
Jim Elkington (guitar)
Liam Cunningham (vocals)
Sima Cunningham (vocals)
Tracklist
01:She Never Could Resist A Winding Road
02:Beatnik Walking
03:Patty Don't You Put Me Down
04:Broken Doll
05:All Buttoned Up
06:Josephine
07:Long John Silver
08:Pony In The Stable
09:Where's Your Heart
10:No Peace No End
11:Dungeons For Eyes
12:Guitar Heroes
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