Tracer / Spaces In Between
Spaces In Between Spielzeit: 52:44
Medium: CD
Label: Cool Green Recordings, 2011
Stil: Stoner Rock

Review vom 01.10.2011


Markus Kerren
Komisch, wenn die Rede auf das australische Power-Trio Tracer kommt, sprechen plötzlich alle von Stoner Rock. Sowohl die Promoter wie auch unser Gunnar, der die letzte, noch in Eigenregie veröffentlichte Scheibe L.A.? besprochen hatte. Für mich sind diese zwölf Tracks nämlich schlicht und ergreifend feinster (Hard-) Rock. Nun tun sich mir beim Anhören von "Spaces In Between" zwei Fragen auf: Hat die Band ihren Stil geändert? Oder liegt es an mir und ich habe bis heute die Definition von Stoner Rock nicht kapiert? Letztendlich vollkommen egal, denn was die drei Jungs auf ihrem ersten Langeisen mit Label-Unterstützung abliefern, ist von vorne bis hinten einfach nur geil!
Wie viele der auch in Europa (und teilweise der Welt) bekannten Aussie-Rocker haben auch Tracer den Dreck fingerdick hinter den Ohren und unter den Fingernägeln. Da reiht sich ein herrlicher Rocker an den nächsten, tief verwurzelt in den siebziger Jahren und trotz der Rauheit mit jeder Menge Melodiösität gesegnet. Ja, in dieser Hinsicht eben ganz genauso wie meine geliebten
Rose Tattoo und auch AC/DC. Das Ganze kommt mit einem fetten, aber nicht überproduzierten Sound daher, was als Trio auch schon eine Leistung ist. Klar, kann man im Studio viel 'regeln', aber ich wäre sehr überrascht, wenn sich Tracer auf der Bühne gänzlich anders anhören würde.
Der Titelsong wird mit einem fetten Gitarren-Riff eröffnet, bevor der mächtige, rohe und dennoch sehr gefällige Gesang dazukommt. Und der agiert nicht nur melodisch, sondern hat von hohen wie tiefen Tönen, von zurückhaltendem bis hin zu stimmgewaltigen Krafteinlagen die volle Palette zu bieten. Darüber hinaus agiert Michael Brown auch noch als hervorragender Gitarrist. Andre Wise scheint kein Schlagzeuger, sondern ein wahres Powerhouse zu sein, während Leigh Brown mit seinem Bass heftigen Druck macht und mit demselben wie auch den weit im Hintergrund agierenden Keyboards die ganze Chose zusammenhält. Bereits der fetzige Opener "Too Much" macht ein für alle Mal klar, dass auf dieser Scheibe keine Gefangenen gemacht werden.
Hin und wieder hat man mal das Gefühl, die ein oder andere Gesangsmelodie schon mal gehört zu haben. Was im Falle Tracer allerdings nicht negativ ins Gewicht fällt, da die Ozeanier durch ihre Power und Spielfreude einfach alles mitreißen. Hin und wieder muss ich an die Scorpions aus den späten Siebzigern oder auch UFO zu ihren besten Zeiten denken, was aber bei Weitem keine Schande für die Band ist. Ein Song wie "Walk Alone" könnte glatt mit einer Zeitmaschine etwa 35 Jahre aus der Vergangenheit ins jetzt transportiert worden sein. Wobei der Sound der Australier jederzeit auf der Höhe der Jetzt-Zeit ist. Und irgendwo klingen da musikalisch auch immer wieder ein paar Black Sabbath-Nuancen mit durch.
Weiterhin sehr erfreulich ist, dass neben dem sehr guten Songwriting auch die Arrangements sehr gekonnt und abwechslungsreich in Szene gesetzt wurden. Langeweile ist bezüglich dieser Scheibe ein Wort, das gar nicht zu existieren scheint. Die Tracks kommen in der Regel strikt geradeaus und voll auf die Zwoelf, aber auch der ein oder andere schleppende Groover ("Louder Than This") ist zu finden. Und die Australier lassen nicht nach, von der ersten bis zur 53. Minute wird Qualitätsarbeit geleistet.
"Spaces In Between" sollte von jedem gestandenen Rocker zumindest mal angecheckt werden. Empfehlen würde ich dafür "Too Much", "Walk Alone", "Spaces In Between" und auch das sehr gediegen beginnende und sich dann in einen wahren Rausch steigernde "Won't Let It Die (Run Mary)". Aber auch "The Bitch" kann richtig dick durch die hammerstarken Vocals punkten. Insgesamt eine absolut runde Sache, die man sich nicht entgehen lassen sollte.
Line-up:
Michael Brown (guitars, vocals)
Leigh Brown (bass, keyboards, vocals)
Andre Wise (drums & percussion)
Tracklist
01:Too Much
02:Push
03:Walk Alone
04:Louder Than This
05:Devil Ride
06:The Bitch
07:Voice In The Rain
08:Spaces In Between
09:Dead Inside
10:Save My Breath
11:All In My Head
12:Won't Let It Die (Run Mary)
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