Travellers / A Journey Into The Sun Within
A Journey Into The Sun Within Spielzeit: 52:44
Medium: CD
Label: Metal Mind Productions, 2011
Stil: Prog/ Ambient

Review vom 18.07.2011


Boris Theobald
Wojtek Szadkowski denkt von früh bis spät nur an Musik, was auch eine feine Sache ist. Und wenn er irgendetwas zu Blatte bringt, das nicht so hundertprozentig zu den Bands passt, die er ohnehin schon am Laufen hat, dann gründet er dafür eben eine neue. Und da isses schon wieder passiert! Voilà: Travellers!
Am Bekanntesten ist er für Satellite, ein Aushängeschild in Sachen Polen-Prog - Peter Pan und Collage sind auch Szadkowski-Babys. Und Strawberry Fields, von denen er Sängerin Robin mit zur neuen Gruppe bringt. Der Entstehungsgrund für Travellers: Zufall, sagt Szadkowski. Er habe sich nochmal einige Sachen angehört, die er über Monate hinweg aufgenommen habe und gemerkt, dass sich da ein bestimmter Vibe durch alle Songideen durchzieht - eine Stimmung, die nicht so ganz zu seinen bisherigen Kapellen passt und interessant genug scheint, etwas Neues zu beginnen.
Interessant, ja. Aber auch gewöhnungsbedürftig. Diese 'Reise zur inneren Sonne' ist sicherlich nichts für jeden Prog Rock-Liebhaber. Die Dynamik der Stücke ist geprägt von Rhythmus-Loops, die unermüdlich ihre Runden drehen. Oft gehören Ethno-Vibes, zum Beispiel mit afrikanischen Schlaginstrumenten zum Gesamtklang der Taktgeber-Abteilung. Dazu bestimmen Ambient-Keyboards und Synthie-Drones die Atmosphären. Es erinnert zuweilen so ein bisschen an moderne Klangexperimente à la Fish, aber Wojtek Szadkowski driftet stärker weg vom Rock in eine Art atmosphärischen Weltmusik-Groove.
Die Stimme von Sängerin Robin ist sagenhaft schön (lobte ja auch schon Kollege Ulli im Strawberry Fields-Review zu Rivers Dry Gone). Highlight: "Letters To God" - äußerst zerbrechlich, aber einfach traumhaft schön, diese Melodie in dieser Stimme. Doch insgesamt muss sie all zu oft in sehr hohen, lyrisch-verträumten Sphären umherschweben, während sich drumherum alles zurückhält und mit federleicht-hypnotischen Eso-Wattebäuschchen musikalische Schwerelosigkeit erzeugt. Das ist freilich nur ein Aspekt des Albums. Doch beim arg gehauchten "Dreaming" ist es der einzige, und so ist der Song trotz nur fünf Minuten Länge schwer durchzuhalten.
Der andere Aspekt sind aber auch die zwar nicht prägenden, aber durchaus vorhandenen Spannungen. Die haben auf "A Journey Into The Sun Within" wenig mit den auffällig Harmonie-orientierten Gesangspassagen zu tun. Verzerrte Gitarren tauchen vor allem in den Instrumentalpassagen auf. 'Noisy', etwas Space-rockig beispielsweise in "Magic" und "Into The Sun", wo durch das aufgeregte Saiten-Gezerre zwischenzeitlich Aufregung in die Chose kommt. Das Ganze wirkt aber zuweilen, als sei es von den Gesangspassagen regelrecht abgehackt. Der Opener zum Beispiel ist alles andere als homogen - Rahmen und Mittelteil klingen, als ob man zwischenzeitlich den Raum wechseln würde. Eine Art Collage; aber das ist Teil des Experiments.
Das Spiel mit ganz gemischten Gemengelagen in Sachen Stimmung und Schwerkraft, das gelingt besonders gut bei "I See The Light" und dem komplexen "I Dream Softly", dem Anspieltipp des Albums. Beide Stücke beginnen mit ätherischen, surrealen Atmosphären und pittoreskem, magischem Gesang. Und bei beiden entwickeln sich angenehme, wellenförmige Spannungsbögen mit Tempoverschärfung, dichteren Drives und anmutvollen Gitarren- und Synthie-Soli, die innerhalb psychedelischer Klangschwaden für Crescendos sorgen. Beide Stücke werden zwischenzeitlich intensiver und gar rockig und bombastisch, um dann immer wieder rasch zu ihrer träumerischen Trance zurückzukehren. Es lohnt sich die akustische Detailsuche; was mit Keyboard-, Bass- und cleanen Gitarrentönen kreiert wird, ist schon zauberhaft.
"A Journey Into The Sun Within" ist speziell, experimentell, und betont atmosphärisch. Vielleicht gar keine schlechte Idee, dass Wojtek Szadkowski das Material eben nicht unter der Marke Satellite rausgebracht hat. Offiziell hat das Label den Travellers auch vorsichtshalber den Stempel 'Atmospheric Pop/ Rock' aufgedrückt, obwohl letztendlich doch einige progressive Elemente eine Rolle spielen. Der Apfel fällt schließlich nicht weit vom Stamm, wie man so schön sagt. Fans von Satellite und ähnlich gelagerten (Neo) Proggern mit Faible für Experimente sollten dem Ganzen also durchaus ein Ohr leihen - aber unbedingt vorab und nicht erst, wenn es vielleicht schon 'zu spät' ist.
Line-up:
Robin (vocals)
Grzegorz Leczkowski (guitar)
Krzysiek Palczewski (synthesizer bass lines)
Wojtek Szadkowski (keyboard, drums)
Tracklist
01:Magic (11:08)
02:Letters To God (8:35)
03:Dreaming (4:59)
04:I Dream Softly (7:25)
05:I See The Light (8:04)
06:The Sun (12:30)
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