Alles fing mit einem Inserat mit dem Titel
"Beyond Good And Evil" an.
Rocktimes Interview Die Band Tribal aus der Schweiz blickt mittlerweile auf eine siebenjährige Karriere zurück und in diesem Interview erzählen Greg, Mark sowie Üse unter anderem über einige Aspekte ihrer rockigen Musik, geben viel Hintergrundinformationen zu ausgesuchten Songs und werfen einen Blick in die Zukunft.


Interview vom 19.04.2010


Joachim 'Joe' Brookes
RockTimes: Hallo zusammen. Zunächst einmal vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für dieses Interview genommen habt.
Greg: Ehrensache!
RockTimes: Das aktuelle Album heißt Corner Of A Circle. Wie seid ihr auf diesen Titel gekommen?
Greg: Der 'Circle' ist ein Symbol für die Gesellschaft. Wenn man allerdings nicht in das vorgeschriebene Korsett passt, fällt man durch die Maschen des Netzes und findet sich außerhalb, in diesem Fall in der nicht vorhandenen Ecke des Kreises wieder. Ursprünglich sollte das Album "Circle" heißen, und war als eine Art 'Lebensgeschichte' angelegt. Es ist in der Endphase der Arbeiten aber noch einiges passiert und das Konzept wurde dementsprechend abgeändert. Es waren und sind nunmehr 'Szenen eines Lebens'. Da sich die Texte mit schwierigen Situationen im Leben beschäftigen, bei welchen sich der Protagonist oft ausgestoßen fühlt, entschlossen wir uns dazu, die gesamte CD "Corner Of A Circle" zu nennen.
RockTimes: Wie seid ihr auf den Bandnamen Tribal gekommen?
Greg: Ein Vorgänger-Projekt von Mark und mir lautete auf den Namen The Tribe. Und eigentlich passte der Name immer noch, denn schließlich sind wir eine Art 'Stamm', im Sinne von 'gemeinsame Ziele haben'. Aber der Name gefiel uns nicht mehr wirklich. So steckten wir die Köpfe zusammen und die Band wurde Tribal getauft. Tribal ist eine Metapher für das unsichtbare Zeichen, welches auf unseren Herzen tätowiert ist, und unsere Zusammengehörigkeit symbolisiert.
RockTimes: Ihr schreibt eure Songs im Team. Wie entstehen die Kompositionen bei euch?
Mark: Einige der Kompositionen entstehen im Team direkt im Bandraum, dies betrifft vor allem neuere Songs. Viele der älteren Tracks sind auf der akustischen Gitarre entstanden, zu Hause zu zweit vor einem gemütlichen Kaffee. Ich habe an der Gitarre meine Ideen vorgespielt, Greg hat Texte und Melodien dazu improvisiert und live eingesungen. Auf diese Art sind viele der Songs von Cardboard Heroes, dem ersten Tribal-Album, entstanden. Andere Ideen wiederum wurden komplett am PC zu Songs entwickelt. Es gibt mehrere Ansätze, wie man einen guten Song schreiben kann, Teamarbeit ist vor allem beim Arrangieren und Adaptieren der Songs für Liveeinsätze gefordert, denn zu viert kann man nicht alle Spuren einer CD spielen und man muss sich gewissermaßen auf die wesentliche Essenz eines Songs konzentrieren.
RockTimes: Im Booklet von "Corner Of A Circle" befindet sich auf jeder Seite ein Bild. Auf der ersten Seite kniet ein Mann vor einer Dollarnote. Hat dieses Foto einen symbolischen Charakter?
Greg: Dieses Bild gehört zum Song "Holy". Es hat mehrerlei Bedeutung: 1. Das Übel der Geldmacherei mit dem Glauben. Und 2. Die Menschen beten Geld heutzutage geradezu an. Eine sehr traurige Entwicklung! Da ich ein großer Fan von Symbolträchtigen Bilder bin, wollte ich im Booklet zu jedem Song ein Sinnbild haben, welches die Aussage des Songs unterstreicht.
RockTimes: Wie kam es zur Gründung von Tribal. Gib unseren Lesern doch bitte einen genaueren Hintergrund, dazu, wie alles anfing.
Greg: Alles fing mit einem Inserat mit dem Titel "Beyond Good And Evil" (der Titel eines großartigen Albums von The Cult) an, dass Mark aufgegeben hatte. So lernten Mark und ich uns kennen. Wir erkannten dann sehr schnell, dass wir auf einer Musikwelle lagen. Nach einer Demoaufnahme unter dem Banner The Tribe trennten sich unsere Wege vorerst, nur um sich einige Zeit später wieder zu kreuzen. 2003 kamen wir dann erneut zusammen und begannen Songs zu schreiben. Beim ersten Treffen entstanden die Fundamente von Songs wie "Daddy" und "Free", die sich später auf unserem Debüt "Cardboard Heroes" wiederfinden sollten. Wir fanden schließlich in Üse und Andy die idealen Menschen zur Komplettierung der Band.
RockTimes: Habt ihr, neben der Musik auch andere künstlerischen Interessen?
Greg: Alles was mit Filme machen zu tun hat. Musik und Film sind ja eng miteinander verknüpft. Mark wiederum verfügt über großes Talent in Sachen grafischer Gestaltung, was man anhand unserer Booklets nachprüfen kann.
RockTimes: Mit dem Veröffentlichungstag einer CD ist ein, manchmal langer Prozess der Entstehung abgeschlossen. Ist das Releasedate einer Platte etwas Besonderes für euch? Oder hat man den Blick bereits auf andere Dinge gerichtet?
Mark: Mit dem Releasedatum wird für eine CD natürlich ein besonderes Zeichen gesetzt. Es ist sozusagen die Geburtsstunde des Albums. Die CD wird in unseren Breitengraden im Rahmen eines Konzertes getauft und dem Publikum vorgestellt. Anhand den Publikumreaktionen kann man sich ein erstes Bild machen, wie die Musik auf den Zuhörer wirkt. Ab dem Releasedatum läuft auch der Countdown auf dem Markt, ab diesem Moment wird Erfolg oder Misserfolg des Albums gemessen. Natürlich hat man zu diesem Zeitpunkt bereits Anderes im Kopf, neue Arrangements, neue Ideen für zukünftige Stücke. Das Releasedatum ist schließlich nur eine Momentaufnahme im Werk eines Musikers oder einer Band, ein Moment eines stetigen Reife- und Entwicklungsprozesses.
RockTimes: RockTimes ist ein online Magazin. Gibt es für euch Unterschiede zwischen den Printmedien und Onlinemagazinen?
Mark: Heutzutage zählen Printmedien wie Onlinemagazine, die natürlich durch das digitale Zeitalter an Bedeutung gewonnen haben. Dank dem Internet haben sich für neue Bands und für die Musikbranche generell, gewaltige Tore aufgemacht, was die Vermarktung eines Produktes angeht. Es geschieht alles in einem rasanten Tempo, das Angebot hat sich vervielfacht, die Anzahl Neuveröffentlichungen ist mittlerweile unüberschaubar geworden. Plattformen wie MySpace und YouTube haben diesen Prozess unterstützt und beschleunigt. Die Halbwertszeit eines Songs ist dadurch auch kürzer geworden. Es wird auch schneller konsumiert. Wo bleibt aber die Qualität? Das Gleiche gilt für die Berichterstattung. Die Art der Berichterstattung im Internet polarisiert, man kann hervorragende Reviews lesen wie auch mittelmäßige, ja beinahe lächerliche oder grammatikalisch groteske Texte.
Um auf die Frage zurückzukommen, sind vielleicht Printmedien etwas selektiver und sachlicher als Onlinemags, die Chance in einem Printmagazin etwas Vernünftiges zu lesen würde ich schon höher einschätzen. Doch die Webmagazine holen stetig auf.
RockTimes: Welche anderen Bands oder Musiker haben eure Musik beeinflusst?
Mark: The Cult, Slash, Randy Rhoads, Paradise Lost, Creed, AC/DC. Die Liste ist ziemlich lang…
Greg: Da kann ich Mark absolut beipflichten. Hinzufügen möchte ich von der textlichen Seite noch Alice Cooper (die gesellschaftskritischen Songs) und Georg Danzer und etliche Gothic- und Darkwave-Combos.
Üse: Flea von den Chilli Peppers und Billy Sheehan (Mr. Big).
RockTimes: Gibt es bei den einzelnen Musikern von Tribal bestimmte Vorlieben für Bands oder Musiker?
Üse: Üse: Audioslave, Linkin Park, Evanescence, Muse, Placebo...
Greg: Hier wäre die Liste wohl noch um einiges länger (lacht). Von AC/DC, über Paradise Lost bis ZZ Top gibt's ja vieles.
RockTimes: "Jump Off The Bridge" klingt nicht gerade positiv. Der Text reflektiert eine ziemlich düstere, aussichtslose Stimmung. Welchen Hintergrund hat der Track?
Greg: Man muss zwischen den Zeilen lesen. "Jump..." ist ein 'Aufrüttelsong'. Dazu eine kleine Geschichte:
Ein junger Mann, der im Leben nicht gerade vom Glück verfolgt war, verfiel in Lethargie und Selbstmitleid. Fortan jammerte und beklage er sich bei einem guten Freund, der ihm versuchte zu helfen und ihn wieder aufzurichten. Es gelang im nicht, im Gegenteil: Es wurde noch schlimmer. Eines Tages, es muss so gegen 4 Uhr morgens gewesen sein, klingelte das Telefon des guten Freundes. Am anderen Ende war die verzweifelte Stimme des jungen Mannes zu hören. Er sprach: »Ich bin im Wald und schneide mir gleich die Pulsadern auf.« Da stieg die Wut in dem guten Freund hoch und er brüllte ins Telefon: »Ja, mach es doch endlich! Wenn Du wirklich keinen anderen Ausweg siehst, dein Leben ein ewig dunkler Ort ist und es nicht gibt was es wert ist weiterzumachen, dann bring dich um!« Und der junge Mann erwachte aus seiner Lethargie, warf das Selbstmitleid über Bord und fing wieder an zu Leben.
Diese Geschichte ist in meinem unmittelbaren Umfeld passiert. Persönlich erachte ich "Jump..." als einen der wichtigsten Songs des Albums. Live hat sich der Song übrigens als absolutes Highlight erwiesen!
RockTimes: Gibt es Pläne für eine Konzertreise bei euch?
Greg: Das Booking für die zweite Jahreshälfte ist bereits im Gange und wir hoffen, dass uns die Reise auch nach Deutschland führen wird. Wir konnten die PMA Rock Heaven als neue Bookingagentur gewinnen. Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit.
RockTimes: Nicht erst seit kurzem sind ja auch Downloads im Gespräch. Welche Meinung habt ihr zu diesem Thema? Geht es in dieser Zeit auch ohne dieses Vehikel?
Greg: AC/DC hat bewiesen, dass es ohne geht. Doch ich denke, sie sind doch eher eine Ausnahme. Wir selbst mögen es persönlich lieber eine CD oder eine Vinyl-Platte in der Hand zu haben, als eine MP3-Datei auf den Compi zu laden, doch vielen Menschen genügt dies. Nichtsdestotrotz werden wir weiter viel Liebe in die grafische Gestaltung stecken. Ein schön aufgemachtes Booklet beispielsweise, natürlich mit allen Texten, ist uns sehr wichtig.
RockTimes: Wie sehen die zeitlichen Planungen für Album Nummer drei aus? Existieren schon Songideen oder wart ihr gar schon im Studio? Wann kann man mit dem neuen Album rechnen?
Mark: Neue Songideen sind bereits vorhanden. Einerseits Ideen, die wir während den letzten zwei Studiosessions aus Zeitgründen nicht weiterverfolgen konnten aber auch ganz frische. Zurzeit arbeiten wir an sehr spannenden Songs, einige davon sind bereits weit fortgeschritten, andere sind bisher bloß Fragmente. Es steht noch eine Menge Arbeit vor uns. Wir werden sicher nach und nach alles auf Papier bringen und die Songs sauber vorproduzieren. Das Studio werden wir irgendwann nach Abschluss der Vorproduktion buchen, alles andere steht noch in den Sternen.
RockTimes: Gibt es noch etwas, was ihr euren Fans mitteilen möchtet?
Üse: Never give up ... and don't jump! Und danke für das Reinziehen unserer Songs.
Mark: Seid aufs nächste Tribal-Album gespannt, es wird rocken!
RockTimes: Vielen Dank für das Interview.
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