Walter Trout / The Outsider
The Outsider Spielzeit: 68:37
Medium: CD
Label: Provogue Records, 2008
Stil: Blues Rock


Review vom 23.05.2008


Joachim 'Joe' Brookes
Es war einmal: Walter Trout And The Free Radicals, unter anderem mit der Hammer-CD "Live Trout", Walter Trout & The Radicals und zuletzt Walter Trout And Friends, mit dem er wohl einen seiner Träume hat wahr werden lassen. Aus heutiger Sicht sein Abschiedsgeschenk an Ruf Records.
Heuer erschient sein aktuelles Album auf einem Label, bei dem er schon einmal unter Vertrag war: Provogue Records und auf dem Cover steht nun nur noch sein Name.
Verabschiedet hat er sich auch vom Drum-Oktopus Joe Parfumi, von 2002 bis 2007 dabei. Neu ins Boot holte er Michael Leasure, der auf "The Outsider" nicht die Felle gerbt, sondern einmal beim Chorus vertreten ist.
Hinter den Trommeln und Becken sitzt dafür Kenny Aronoff (John Mellenkamp).
Bassist Rick Knapp, der 2005 den Arbeitsplatz des unvergessenen Jimmy Trapp einnahm, zupft hier die dicken Saiten ebenfalls nur einmal. Zwölfmal ist der als Sessionmusiker sehr gefragte James 'Hutch' Hutchinson (Bonnie Raitt) am Tieftöner unterwegs und neben Sammy Avila spielt Skip Edwards (Gene Clark, Dwight Yoakam, Keith Moon) die Hammond B3.
War "Full Circle" noch vom Walter persönlich produziert, saß für "The Outsider" John Porter
(B.B. King, Ana Popovic) an den Reglern.
Walter Trout steht klar im Mittelpunkt und mit diesen fast 70 Minuten zeigt der Herr seinen sich im Genre-Umfeld befindlichen Mitstreitern den musikalischen Mittelfinger. Hört her, Leute, so geht das ab, so müssen Songs auf die Lauscher kommen, wenn der Konsument seine Freude haben soll.
"The Outsider" ist, selbst unter der Maßgabe eines wesentlich kleineren Radius als "Full Circle", was die Anzahl der Musiker angeht, ein weiterer Volltreffer des Amerikaners, der ja in Europa bekanntlich eine riesige Fanschar hinter sich hat.
Er ist nicht ausschließlich mit seiner ehemals weißen Fender Startocaster unterwegs. Der Griff zur Dobro oder akustischen Gitarre gibt dem Album einen Hauch von Unplanbarkeit.
Natürlich lässt es der Gitarrist riffig und mit viel geliebter Solo-Heftigkeit donnern, allerdings findet der Protagonist auf dieser Scheibe auch geschickt zu den ruhigeren Tönen.
Seine Soli sind raumgreifend, aber nie so ausladend, dass man zu dem Schluss kommen müsste: Jetzt reicht es aber! Wohl getimt, Walter… .
Zwölf Februar-Tage war die Band in den Mad Dog Studios versammelt und lediglich Jason Riccis Harp-Einlage in "Child Of Another Day" wurde woanders eingespielt… . Ansonsten: Live im Studio.
Trout legt mit dem autobiografischen "Welcome To The Human Race", einem für ihn so typischen Blues-Rocker mit vortrefflich ausgeloteter Dynamik, los und wenn man von 'typisch' spricht, sieht man förmlich, wie andere Musiker ihre Gitarrenhälse steil nach oben in Trouts Richtung strecken und es bleibt stets genügend Luft zwischen dem Kopf ihrer Arbeitsgeräte und Walters Füßen.
Schon wechselt er mit "The Next Big Thing" zur Dobro und nimmt das Tempo sowie die Aggressivität etwas raus, ohne die Intensität verebben zu lassen.
Mit dem Akkordeon-Spieler Skip Edwards und dem Vorklampfer auf der Akustischen wird für "All My Life" ein groovendes Country Blues-Fass aufgemacht. Denk, denk… ne, in diesem Gewässern habe ich den Trout noch nicht gehört und es ist zu wünschen, dass er für seine Tour (im Spätsommer 2008) die akustische Gitarre bloß nicht vergisst, denn in "Turn Your Eyes To Heaven" spielt er auch die Stromlose. Im Übrigen ein Solo-Stück von ihm. Bei anderen Künstlern würde dieser Track unter bestem Americana- oder Roots Music-Geschrammel schubladisiert werden.
Für die ultimative Ballade "Matter Of The Heart" wird ganz großes Besteck aufgefahren: Hammond B3 und elektrisches Piano von Skip Edwards, zusätzlich John Porter an der akustische Gitarre und ein Trockeneis zum Schmelzen bringender Chorus mit Wally Bass, Teresa James, Michael Leisure (da ist sein etatmäßiger Drummer) und Sammy Avila.
Schleppender Chicago-Blues bringt die Atmosphäre wieder zurück auf die massivere Schiene: "Can't Have It All".
"Sanjay" ist dem indischen Schauspieler mit Nachnamen Dutt gewidmet und hier sind es Eric Corne sowie abermals John Porter, die durch den Einsatz von fernöstlichen Saiten- und Schlag-Instrumenten ein ebensolches Flair versprühen.
Zum Abschluss gibt es den treibenden Titelsong "The Outsider".
Zum Ousider macht sich der Trout nicht unbedingt, denn, wie bereits erwähnt, zeigt er sich auf seiner neuen CD als äußerst spielfreudig und es schient ihm so richtig gut zu gehen. Dem schreibenden Hörer auch, denn bei den letzten Player-Einsätzen hatten die noch auf meinem Schreibtisch liegenden Rundlinge nicht die geringste Chance, Zugang zu finden… .
Wieder einmal verweist Walter Trout seine Konkurrenten mit hohen 9 von 10 RockTimes-Uhren auf die Plätze.
Line-up:
Walter Trout (vocals, guitars)
James 'Hutch' Hutchinson (bass)
Rick Knapp (bass - #13)
Kenny Aronoff (drums, percussion)
Sammy Avila (Hammond B3 - #1, 2, 4, 5, 8, 9, 11, 13, backing vocals)
Skip Edwards (Hammond B3 - #6, 10, accordion - #3, electric piano - #10)
John Cleary (piano - #8)
Jason Ricci (harmonica - #6)
John Porter (acoustic guitar - #10, bass - #12, indian instruments - #10)
Eric Corne (indian instruments - #12)
Teresa James (backing vocals)
Wally Bass (backing vocals)
Michael Leasure (backing vocals)
Tracklist
01:Welcome To The Human Race (5:56)
02:The Next Big Thing (4:28)
03:All My Life (3:59)
04:The Love Song Of J. Alfred Bluesrock (6:13)
05:Don't Wanna Fall (5:36)
06:Child Of Another Day (6:23)
07:Turn Your Eyes To Heaven (4:09)
08:The Restless Age (4:09)
09:Gone Too Long (5:52)
10:A Matter Of The Heart (5:42)
11:Can't Have It All (6:07)
12:Sanjay (4:43)
13:The Outsider (5:13)
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