US Rails, Support: Lucie Thorne, 07.11.2010, Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
Cultureel Podium Roepaen US Rails
Support: Lucie Thorne
Cultureel Podium Roepaen, Ottersum (NL)
07. November 2010
Konzertericht
Stil: Americana


Artikel vom 14.11.2010


Joachim 'Joe' Brookes
Nach ihrem aktuellen Album wird man neugierig auf ein Konzert der Band US Rails. Mit
Tom Gillam und Joseph Parsons sind ja nicht gerade Nobodys am Werk. Außerdem befinden sich weitere exzellente Musiker im Line-up der Gruppe.
Lucie ThorneAls Support für das Quintett unterhielt vorher die Singer/Songwriterin Lucie Thorne aus Australien die zahlreich anwesenden Besucher auf Roepaen. Wer unter anderem Randy Newman oder Ed Kuepper als Einflüsse nennt, muss schon etwas vorzuweisen haben. Ihr Album "Black Across The Field" wird sehr gelobt. Lucie Thorne bezeichnet man als die australische PJ Harvey und die Kritiker finden nur positive Worte über die Künstlerin.
Die Singer/Songwriterin präsentierte ihre Songs, zumeist aus ihrem oben genannten Album solo. Die Kompositionen schwankten zwischen Andacht, Melancholie und zum Teil lauten Gitarrenphasen. Mit ihrer roten Halbakustischen wusste die Protagonistin genauso gut umzugehen, wie mit ihrer Stimme. Während ihres Auftrittes gab es Situationen, in denen sie ohne Mikrofon sang. Das Publikum war sehr konzentriert und Thorne bedankte sich ausdrücklich dafür. Man konnte stellenweise die berühmte Stecknadel fallen hören.
Lucie ThorneZuweilen verpasste sie ihrer Guild eine Young'sche Färbung. Der Musiker sollte bei US Rails später noch in einem anderen Zusammenhang von Bedeutung sein. Sie servierte Nummern wie filigran gearbeitete Kirchenfenster und ihr Gitarrenspiel war oftmals begleitet von wiegenden Körperbewegungen. Die Lieder der Thorne verfügten über eine immense Tiefenwirkung. Ihr "Great Wave" war melodramatisch-auditive Kost der Traurigkeit und mit "Alice" malte sie einen hauchdünnen Silberstreif am Horizont. "When The Lights Go Down" besaß balladeske Züge. Sie hatte sehr viel Emotionalität in ihrer Stimme, sodass sie ganze Textzeilen ins Mikrofon hauchte. Ihr zirka dreiviertelstündiger Auftritt überzeugte das Publikum so sehr, dass noch eine Zugabe drin war.
US RailsErst als Lucie Thorne ihr Equipment von der Bühne geräumt hatte, wurde richtig deutlich, was von US Rails an Spezialität auf die Besucher zukam. Weit und breit war keine E-Gitarre mehr zu sehen. Nachdem am Tag zuvor das Weseler Karo mit elektrischen Gitarren gerockt wurde, hatte man sich für den Roepaen-Gig dazu entschieden, ein komplett semi-akustisches Konzert zu spielen. So etwas passiert dann doch nicht alle Nase lang. Ausschließlich akustisch war der Auftritt deswegen nicht, weil Ben Arnold ein Keyboard einsetzte und Scott Bricklin seinen E-Bass zupfte.
US RailsFünf fantastisch singende und spielende Männer gaben ein Konzert der Extraklasse. Léon Bartels, der Soundmann des Abends, hatte für einen brillanten Klang gesorgt und die insgesamt fünfzehn Songs, die US Rails bot, wirkten nachhaltig. Es war ein beeindruckendes Wechselspiel der Lead-Stimmen und akustischen Gitarren. Vornehmlich Tom Gillam konzentrierte sich auf die Solo-Einlagen. Gleich zu Beginn hatte er das Bottleneck übergestreift und fuhr bereits in "Lucky Star" deliziös über die Saiten. Die Songs aus dem US Rails-Pool stammten aus den Federn unterschiedlicher Bandmitglieder. So war es entweder Joseph Parsons', Ben Arnolds, Scott Bricklins oder Gillams Part, einige Hintergrundinformationen zu den Kompositionen zu geben. Der Combo musste man eine verdammt gute Laune unterstellen, denn die Ansagen wurden nicht ohne Augenzwinkern dargeboten. Folglich gab es auf der nichtmusikalischen Seite hohe Wertungen.
US RailsSehr schön fügten sich auch die Songs aus der 4 Way Street-Phase ins Gesamtkonzept des Gigs ein. Der Chorgesang war einfach zum Niederknien und selbstredend glänzten alle, auch der etwas erkältete Gillam mit klasse Solostimmen. Ganz selten setzte Matt Muir Drumsticks ein. In der Hauptsache wirbelte er mit Hot Rods über die Felle sowie Becken seines Arbeitsgerätes und griff hier und da zu den Jazzbesen. Die Songs hatten Drive, Groove und Pep. Gillam servierte viele hochinteressante Soli auf seiner Akustischen. Zum Dahinschmelzen waren auch die locker eingestreuten a cappella-Momente des Konzerts. Diese fünf Männer versetzten mit ihrem derart tollen Gesang das Publikum ständig in Staunen. Es war eine wahre Freude!
US RailsUS Rails hatte die Setlist sehr gut zusammengestellt. Man changierte zwischen ordentlich rockenden Nummern und balladesken Liedern. Bei allen gebotenen Highlights hatte das groovende "Rockin' Chair" eine überdimensionale Wirkung. Da passte der Titel auch deswegen, weil die Herren ja alle saßen. Ausnahmen bestätigten auch die Regel, denn wenn man mit drei akustischen Gitarren unterwegs war, spielte Arnold im Stehen. Ganz locker meinte er, dass das ja sonst nicht der Fall sei und spontan erhob sich Muir von seinem Sitz und gab so eine kurze Trommeleinlage als Extra.
US RailsZwischendrin erzählte Gillam die Geschichte von seinem Herzinfarkt und seine Kumpel hielten dabei nicht mit veralbernden Kommentaren hinterm Berg. Es durfte auch kräftig gelacht werden! Zur Gillam-Erzählung passte dann natürlich "Chapter II", das im Köcher seiner eigenen Songs unter "Ready To Begin" firmiert. Wie sehr selbst ein Bandmitglied vom Treiben der anderen Musiker angetan war, zeigte sich, als Scott Bricklin irgendwann völlig in sich gekehrt mit geschlossenen Augen einfach nur genoss.
Während des gesamten Konzerts gab es unvergessliche Momente, in denen US Rails an Crosby, Stills, Nash & Young verdammt nahe dran war. Was bis zum Ende der offiziellen Setlist fehlte, wurde in der vorher vehement geforderten Zugabe geboten: "Suite: Judy Blue Eyes"! Diesen Song, zusammen mit "Barbed Wire" als Sahnehäubchen zu bezeichnen, ist eine glatte Untertreibung.
US RailsBis Weihnachten ist es noch ein bisschen hin, aber am 07.11.2010 war sicherlich musikalische Bescherung durch US Rails mit ihrem überraschenden semi-akustischen Auftritt im Nightclub auf Roepaen. Ich ziehe meinen Hut vor Ben, Joseph, Matt, Scott und Tom. Es war ein gewaltiges Konzert!
Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up:
Joseph Parsons (acoustic guitar, vocals)
Tom Gillam (acoustic guitar, vocals)
Ben Arnold (acoustic guitar, keyboards, harp, vocals)
Scott Bricklin (bass, vocals)
Matt Muir (drums)
Setlist
01:Lucky Star
02:Man Down
03:Simple Plan
04:Good Times
05:Change Is Gonna Come
06:Burning Fire
07:New Gold Rush
08:Rockin' Chair
09:Spell
10:Rainwater
11:Chapter II (Ready To Begin)
12:Brown Me In The Sun
13:Shine Your Light

Encore:
14:Suite: Judy Blue Eyes
15:Barbed Wire
Bilder vom Konzert
Lucie Thorne     Lucie Thorne
US Rails     US Rails     US Rails
US Rails     US Rails
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