Vangough / Game On
Game On Spielzeit: 50:26
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Instrumental Prog

Review vom 23.06.2010


Boris Theobald
Mit ihrem allerersten Album Manikin Parade hatten die US-Amis von Vangough eines der Progressive Metal-Alben des Jahres 2009 herausgebracht. Ein Jährchen später hat es Chefdenker Clay Withrow schon wieder dermaßen in der kreativen Hirnrinde gejuckt, dass er, praktisch als Zwischenstopp Richtung Album Numero zwo, dieses Instrumentalscheibchen unters Volk bringt. "Game On" is the name of the game - und was erblickt Dr. Prog da auf dem Coverbildchen... eine düstere Fantasy-Gestalt, bestückt mit allen möglichen Waffen, ein ebenso 'fantastisches' Burgruinen-Szenario, ein Keyboard auf dem Boden, und der Schriftzug von "Game On" - Mensch, das ist ja das "Castlevania"-Design?!
Withrow hat doch tatsächlich ein Tribute-Album auf die Musik von Videospiele-Klassikern aus dem letzten viertel Jahrhundert eingetütet! Mit seinen Mitstreitern, von denen nur Drummer Brandon Lopez schon länger Bestandteil der Band ist, hat er sich Themen von interaktiven Bildschirmpionieren wie "Mega Man", "Wave Race 64", "Castlevania", "Killer Instinct", "Super Mario", "Donkey Kong" oder dem "Sega"-Igel 'Sonic' vorgeknöpft, Stoff von den 80ern bis heute, von der Nintendo NES bis zur Wii - und aufs Heftigste verproggt.
"Game On" klingt aber nur in den seltensten Fällen nostalgisch, vielleicht mal bei den markanten, harten Synthie-Hits bei "Corneria", oder wenn das Keyboard mal im Cembalo-Sound erklingt, und ansonsten bei ein paar wohl dosierten Retro-Effekten. Ansonsten gilt aber: Vangough haben sich die musikalischen (Grund-)Ideen bestens zueigen gemacht und drehen daraus ihr ganz eigenes Ding. Mal hat das Keyboard, mal die Gitarre die führende Funktion, dazwischen wird genüsslich und hochklassig soliert, und dazu kommt eine Rasierklingen-scharfe Rhythmussektion mit vielen Hightech-Spielereien und druckvolle Drums mit diversen Double Bass-Variationen.
Die Tracks "Simon's Revenge" (aus "Castlevania") und "Green Hill Terror" (rund um 'Sonic The Hedgehog') sind dabei Medleys, die gleich verschiedene Musiken aus der jeweiligen virtuellen Welt ineinander vereinen. Das bedeutet, dass sich auch diverse Atmosphären miteinander abwechseln, so wie man einen Videospieleheld ja auch durch verschiedenste Ebenen, Levels, Landschaften und so weiter navigiert. Und bei alledem entsteht keine falsche 80er-Jahre-Plastiksound-Nostalgie - nein, das hier klingt in höchstem Maße polyphon und könnte dank des fülligen bis bombastischen Klangs gut & gern der Soundtrack zu einer Fantasy-Verfilmung der ganzen Spielchen sein. Mit einer gehörigen Portion Dream Theater.
Schon erstaunlich, was für ein Potenzial Vangough-Fronter Clay Withrow aus diesen Melodien rausholt, von denen am Ende teils wenig Videospiel und stattdessen viel Vangough übrig bleibt. Erkennbar bleibt die Grundidee aber immer. Und so ist "Game On" kurzweilige Unterhaltung für Leute, die mit Datasetten- und Floppy-Laufwerken groß geworden sind, die ihre Videospiele noch mit ',8,1' statt per Doppelklick gestartet haben... aber auch für alle Prog Metal-Genussmenschen, die nicht die Bohne Ahnung haben, von was ich da rede. Ein kurzweiliger, quirlig-kreativer und wahrlich nicht unaufwändiger Gruß aus dem Studio, auch wenn vielleicht nicht mit der Langzeitwirkung eines 'echten' Albums.
Line-up:
Clay Withrow (guitar, keyboard, bass)
Brandon Lopez (drums)
Abe Hartley (additional keyboard)
Carlton Dorsey (additional bass)
Tracklist
01:Wily's Castle (MM2) [3:22]
02:Marine Fortress (WR64) [3:39]
03:Simon's Revenge (CVIV) [9:25]
04:Your Darkest Hour (PO) [3:15]
05:The Turtle King's Lair (SMW) [4:16]
06:Green Hill Terror (StH) [5:01]
07:Corneria (SF) [3:40]
08:The Killer Instinct (KI) [5:01]
09:Torvus Bog (MP2) [7:13]
10:Coral Capers (DKC) [5:29]
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