Gerade hat Steve Wynn mit seinen Miracle 3 eine Europa-Tournee beendet und schon ist er mit der akustischen Gitarre unterwegs. Bei den Auftritten spielt er mit unterschiedlichen Musikern zusammen. Auf Roepaen war es der Ex- Green On Red-Mann Chris Cacavas.
 Unangekündigt gab es noch einen Support. Das niederländische Quintett Point Quiet eröffnete den Konzertnachmittag. Mit ihrer Americana-Musik, die vom Neo Folk und Country infiltriert wurde, entfaltete die Band einen Fächer der sentimentalen Melancholie. Pascal Halliberts sonor-gutturale Stimme passte vorzüglich zum Ambiente der nachdenklich-intimen Songs. Durch die Vielfalt der eingesetzten Instrumente zeigte sich die Gruppe flexibel in der Melodieführung. Jan van Bijnen wechselte von der Pedal Steel zum Akkordeon oder zur Mandoline. Der Gruppengesang war hinreißend und als man "Red Eye Nights" intonierte, stand das Glockenspiel im Interesse der Zuhörer. Nach einem fein gezupften Gitarrenintro legten sich für "Anchors And Birds" Simone Manuputtys Geige sowie Akkordeon gefühlvoll ins Zeug.
 Bei der Auswahl der Songs stand das aktuelle Album "Point Quiet" im Mittelpunkt. Vor Point Quiet nannte man sich White Sands und aus dieser Phase stammte das andächtige "Into The Night". Der Drummer Daan van Diest setzte die Jazzbesen ein und konnte ansonsten durch ein flexibles Trommeln auffallen. Da wurden die Felle auch schon einmal mit den Händen bearbeitet und die Paukenschlägel hatten nur wenige Pausen. Point Quiet verbreitete eine sehr nachdenkliche Atmosphäre im Night Club. Diese Stimmung konnten die fünf Musiker allerdings perfekt in Szene setzen.
 Nach zirka fünfundvierzig Minuten hieß es: Bühnenumbau. Viele Hände sorgten für einen reibungslosen Ablauf und um kurz nach 17:00 Uhr war es dann Zeit für Steve Wynn und Freunde. Das gesamte Konzert war ein genüsslicher Streifzug durch die gesamte Karriere des sehr aktiven Mannes. Wynn nahm den roten Faden der Point Quiet-Nachdenklichkeit auf und begann mit dem zauberhaften "Follow Me", einem Track, der schon über siebzehn Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch zündendes Flair hatte. Für "Tears Won't Help" hatte Chris Cacavas einen super Keyboard-Groove auf Lager und nach einer tollen Ballade gab Cacavas bei einem Track aus dem "...Tick...Tick...Tick"-Album eine gelungene Kostprobe seiner knarzig klingenden halbakustischen E-Gitarre.
 Gleichzeitig war dieses Lied der Punkt, an dem das Duo der alten Freunde zu einem Trio wurde. Der Kontrabass rechts auf der Bühne fristete nun kein einsames Dasein mehr, denn Erik van Loo hauchte ihm Leben ein. Und wie! Was bisher geboten wurde, war schon sehr fein, aber mit "Resolution" von Northern Aggression öffnete Steve Wynn sein großartiges Rock-Paket. Cacavas hatte das Keyboard auf Piano gestellt und Wynns Rhythmushand schaltet den Turbo ein. Akustischer Desert Rock der Extraklasse füllte jetzt die rauchfreie Luft des Nightclubs und gemessen am großen Beifall wollten die zahlreich erschienenen Zuschauer genau das jetzt hören.
Mit "Burn" aus der Dream Syndicate-Zeit sowie "Bring The Magic" zündete man ein knalligfarbenes Feuerwerk. Cacavas zückte für "We Don't Talk About It" die Harp. Das Trio spielte den Blues und mit einer ganz starken Version von "Ribbons And Chains" wurde das Trio für einen Song zum Quartett. Yuko Murata, deren Gemeinsamkeit mit dem Protagonisten wohl bei Willard Grant Conspiracy lag, nahm den Keyboard-Hocker ein. Die Nummer versah man mit einem herrlichen a cappella-Ende. Leider war die Tastenfrau so schnell verschwunden, wie sie auftauchte.
 Mit einem abermals rockigen Abstecher nach New York ("Manhattan Fault Line") ging es in Richtung "Boston". Das war Cacavas-Time. Gefühlvoll begleitet er Wynn und mit dem Tastensolo wurde es immer rockiger. Wow, welch ein Konzert. So ganz nebenbei und wie selbstverständlich sorgten die Männer durch ihre Konversation noch für gute Laune. "Amphetamine" bildete den Abschluss des regulären Sets und Cacavas lieferte ein klasse honky Piano ab.
Wynn betonte nicht nur einmal, wie wohl er sich auf Roepaen fühlte und für eine Zugabe ließ man sich nicht lange bitten. Wie spontan es abging, zeigte sich am Wechsel des Arbeitsplatzes. Mit Akustischer, Akkordeon und Kontrabass spielte man die Zugabe vor der Bühne und Wynn ging einmal auf Wanderschaft durch den Night Club. Vier tolle Songs, unter anderem "There Will Come A Day" waren das Sahnehäubchen auf einem akustischen Gig, der keine Wünsche offen ließ, zumal der Mann des frühen Abends das Konzert dann solo ("If My Life Was An Open Book") endgültig beendete. Was geboten wurde, wäre auch ohne die gelungene Show-Einlage ein hervorragender Auftritt gewesen. Der sympathische Steve Wynn ist ein Garant für beste Unterhaltung.
 Wir bedanken uns bei Chris Tangelder vom Cultureel Podium Roepaen für die problemlose Akkreditierung.
Line-up: Steve Wynn
Steve Wynn (acoustic guitar, vocals)
Chris Cacavas (acoustic guitar, keyboards, harmonica, backing vocals)
Yuko Murata (keyboards - "Ribbons And Chains")
Erik van Loo (upright bass, backing vocals)
Line-up: Point Quiet
Pascal Hallibert (acoustic guitar, vocals)
Jan van Bijnen (peddle steel, accordion, mandolin, backing vocals)
Simone Manuputty (violin, mandolin, glockenspiel, backing vocals)
Hans Custers (upright bass, backing vocals)
Daan van Diest (drums, harmonica)
Bilder vom Konzert
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