Yes / Open Your Eyes
Open Your Eyes Spielzeit: 74:12
Medium: Do-LP
Label: Sireena, 2012 (Eagle/Beyond, 1997)
Stil: Prog Rock


Review vom 18.06.2012


Ulli Heiser
Leicht hatte es "Open Your Eyes" nicht. Aber das Problem hatten einige Scheiben der Band, denn auch bei dem Prog-Schlachtross der Siebziger hatte längst der Pop Einzug gehalten. Das lag zum großen Teil an den bei Yes stattfindenden Besetzungswechseln. Besonders die beiden Trevors (Horn und Rabin), die Anderson bzw. Wakeman 'ersetzten', verpassten den Prog-Göttern manchmal diesen Pop-Appeal. Grundsätzlich muss das ja nicht schlecht sein. Es war nur eben für diejenigen, die Yes von Anfang an und gerade wegen ihres Stils verehrten, fast eine 'andere' Band.
Horn und Rabin sind jedoch auf "Open Your Eyes" nicht an Bord. Wakeman war wieder mal weg, Anderson kam im Verlauf des Albums und Howe quasi erst gegen Ende. Was war passiert? Nachdem Keys To Ascension, ja, eigentlich kann man sagen, floppte, gab es Stress und Wechsel von Management und Plattenfirma. Zudem, ein zweites Album (neben "Keys To Ascension 2") innerhalb weniger Wochen, war schon ungewöhnlich. Die neue Plattenfirma (Eagle/Beyond) bestand aber auf einer neuen Platte, um die Band mit frischem Material auf Tour schicken zu können. Doch woher nehmen, wenn nicht stehlen?
Just zu dem Zeitpunkt der Label-Forderungen beschäftigten sich Chris Squire und Billy Sherwood mit einem geplanten Album ihres Sideprojektes Conspiracy. Zusammen mit Alan White wurden die Songs für Yes 'angepasst'. Wie bereits erwähnt, war Anderson nicht von Anfang an dabei und Howe erst am Schluss. Mangels Wakeman spielte Sherwood die Keyboard-Parts ein. Anderson holte später Igor Khoroshev ins Boot, der einige Sherwood-Passagen ersetzte. Igor wurde anschließend bis 2001 festes Mitglied. Dann kam Rick Wakeman wieder an Bord.
Zur Vervollständigung des Line-ups: Auf dem Titelstück hören wir an den Keys Steve Porcaro (Toto). Übrigens fanden zwei Nummern dieser Scheibe auf einem späteren Conspiracy-Album doch noch (eine umgeschriebene) Verwendung. "Open Your Eyes" ist kein klassischer Yes-Prog, aber auch kein Trevorscher Yes-Pop. Irgendwo dazwischen angesiedelt und wenn wir eine Schublade definieren müssten, würde ich mal Prog Pop mit Betonung auf Prog darauf schreiben. Auf jeden Fall prangt das Deansche Yes-Logo vom Cover, was man durchaus als Hinweis auf die Musik sehen kann: Yes ja, aber kein progressives Artwork wie auf den progressive Alben der Frühzeit.
Diese Rezension behandelt eine Langspielplatte; eine 180 g schwere Doppelscheibe. Wieder einmal hat Sireena ein Bonbon parat, denn neben "Magnification" ist "Open Your Eyes" »das einzige offizielle YES-Album, das nie auf Vinyl erschienen ist«. Ob man als Yes-Fan der alten Schule die Musik nun mag oder eher auf den stellenweise Pop-orientierten Output der Trevor-Ägide steht, hier gibt es vielleicht the best of both worlds und als Die hard-'Ja-sager' muss man seine Sammlung eh' mit diesem Vinyl vervollständigen.
Und aus der zeitlichen Distanz betrachtet, ist "Open Your Eyes" wahrlich mehr schlecht geredet, denn wirklich schlecht. Natürlich, da beißt die Maus keinen Faden ab: Kein Vergleich mit 'meinen' Yes (bis etwa Mitte der 1970er). Aber darf man, soll man überhaupt vergleichen? Da liegen Jahrzehnte dazwischen und würde man die alten Werke nicht kennen, dann...
Würde man anhand der Stimme nicht sofort wissen, wer hier am Musizieren ist - ich wette, nicht wenigen derjenigen, die dieses Album damals ablehnten, würde wahrscheinlich ein 'nicht schlecht, diese Truppe' über die Lippen kommen. Aber die Stimme... Automatisch ist man in Gedanken wieder am Vergleiche ziehen mit den Hymen der 'alten Yes'. Handwerklich gibt es dagegen nichts zu mäkeln und gut die Hälfte der Stücke kommt nahe an die Klassiker. Der Rest ist nicht schlecht, aber die Siebziger waren zu der Zeit halt gegessen. Nichtsdestotrotz ist es aber schön, das Yes-Logo der Platte nun in groß im Vinyl-Regal stehen zu haben. Und wer weiß, hört man die Musik und schaut auf die sich drehende schwarze Scheibe, ist es vielleicht wieder wie in den Siebzigern. Fast ...
Line-up:
John Anderson (vocals)
Steve Howe (guitar, vocals)
Billy Sherwood (guitar, bass, keyboards, vocals)
Chris Squire (bass, vocals)
Alan White (drums)

Igor Khoroshev (keyboards - #1-01, 2-01, 2-02)
Steve Porcaro (keyboards - #1-02)
Tracklist
Seite 1:
01: New State Of Mind (6:00)
02: Open Your Eyes (5:14)
03: Universal Garden (6:16)
Seite 2:
01:No Way We Can Lose (4:56)
02:Fortune Seller (5:01)
03:Man In The Moon (4:40)
Seite 3:
01:Wonderlove (6:07)
02:From The Balcony (2:42)
03:Love Shine (4:38)
04:Somehow... Someday (4:46)
Seite 4:
01:The Solution (23:47)
Externe Links: