Aahm … nein, die Band Alabama 3 stammt nicht aus dem tiefen Süden der USA und zockt locker-flockigen Southern Rock. Dies gleich mal vorne weg, damit es euch beim ersten Durchlauf des neuen Albums "Step 13" nicht ebenso geht, wie dem bei diesem Anlass zunächst etwas verwirrten (weil auch unvorbereiteten) Rezensenten. Nein, diese fünf Jungs stammen aus dem Londoner Stadtteil Brixton und zelebrieren eine sehr moderne Variante der Rock-Musik. Alabama 3 gibt es bereits seit mehr als 25 Jahren, die erste Scheibe "Exile On Coldharbour Lane" erschien Ende 1997 und es folgten elf weitere. Im Mai 2019 schlug das Schicksal zu, als der Frontmann und Lead-Sänger Jake Black völlig überraschend an einer – um es mal 'einfach' auszudrücken – Lungenentzündung verstarb. Als sich die geschockten restlichen Bandmitglieder endlich wieder zusammenfanden, schlug Corona zu. Da an Touren erstmal nicht zu denken war, beschlossen die Musiker sich an die Arbeit zum Nachfolger der 2016 erschienenen Scheibe "Blues" zu machen.
Der performte Stil dieser 13 neuen Tracks stellt eine zunächst eher ungewohnte Mixtur aus sehr modernen Grooves und Beats aus der Maschine und Elementen aus dem Country-/Southern Rock dar. Wobei dem letztgenannten Genre im Band-Sound doch eher ein Hintergrunddasein beschert ist. Die Lead Vocals hat Rob Spragg übernommen und die Vokal-Akrobatik des Briten lässt durch dessen sehr tiefe Stimme unmittelbar aufhorchen. Der Tonumfang des Sängers ist zwar nicht gerade schwindelerregend weitreichend ausgefallen, dennoch schafft er es, die einzelnen Nummern interessant und dadurch irgendwie nie langweilig rüber zu bringen. Zudem wird er immer wieder auch (von namentlich nicht genannten) Background-Sängerinnen unterstützt, was zusätzliche angenehme Variabilität vermittelt.
Die Verbindungsstränge zur Country-, Roots- und Southern-Musik stellen eigentlich lediglich die Gitarren dar, die (wie beispielsweise in "Night Tripper In The Trap House") herrlich sliden. Der gerade erwähnte Song ist übrigens dem verstorbenen Jake Black gewidmet und die Sounds am Ende des Stücks sollen tatsächlich von den Maschinen im Krankenhauszimmer des Verstorbenen stammen. Gruselig? Zumindest makaber, möchte man meinen. Ob die Londoner irgendwelche Schlüsse aus dem Verlust gezogen haben, bleibt zumindest in dem Moment im Dunklen, wenn es direkt im ersten Song der neuen Scheibe darum geht, so stoned wie möglich zu sein und Spaß daran zu haben. Der neue Frontmann Rob Spragg hatte darauf angesprochen übrigens folgendes zu sagen: »Niemand will irgendein A…loch ein ganzes Album lang um seinen verstorbenen Freund jammern hören. Wir haben zwanzig Jahre lang Rock’n’Roll gepredigt und nur weil einer von uns gestorben ist, wird der Rest der Welt ganz sicher nicht mit den Drogen und Alkohol aufhören. Ja, wir können zusammen um Jake Black weinen, aber wir können trotzdem immer noch eine Party feiern, wenn ihr versteht, was ich meine.«
Für "They Shoot Horses" sind wieder diese tollen Slide-Gitarren am Start und spätestens nach zehn Titeln fällt auch kaum mehr auf, dass im Band-Line-up weder ein Bassist, noch ein Schlagzeuger aufgeführt sind. Kommt wohl (vor allem die Drums) aus der Maschine. Wie dem auch sei, "Step 13" wird ganz sicher seine Freunde finden, wird allerdings ebenso sicher nicht jeden Musikfan überzeugen. Als Anspieltipps, um sich selbst mal ein Bild zu machen, empfehle ich die Stücke "Night Tripper In The Trap House", das eröffnende "Whacked", "The Lord Stepped In (Taking Back Control)" sowie "They Shoot Horses".
Line-up Alabama 3:
Rob Spragg (lead vocals)
Orlando Harrison (keyboards)
Mark Sams (guitars)
Steve Finnerty (guitars)
Nick Reynolds (harmonica)
Tracklist "Step 13":
- Whacked
- Yolanda
- The Lord Stepped In (Taking Back Control)
- Petronella Says
- Rise Up Brother Rise
- Tranquilize Yourself Britannia
- If They Ring Your Bell
- Everytime I See A River
- Night Tripper In The Trap House
- Somebody Somewhere
- Lifted
- The Shoot Horses
- Song For Aubrey
Gesamtspielzeit: 52:50, Erscheinungsjahr: 2021



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