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General Lee Band / Freebird’s Calling – CD-Review

General Lee Band-Freebird's Calling-CD-Review

Die General Lee Band war in den neunziger Jahren eine ganz große Nummer. Bereits das Debütalbum "Confederal Wedding" machte mächtig Eindruck in der Southern Rock-Szene und das nicht nur in Deutschland. Es folgten unendlich viele Konzerte, ein weiteres Album und noch mehr Gigs, bis sich der General 1998 aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen musste und die Band damit erstmal gestorben war. Wer mehr über die Vorgeschichte dieser deutschen Combo aus erster Hand erfahren möchte, kann sich unter anderem durch das exzellente Interview meines ehemaligen Kollegen Steve mit dem General Willy Eilers himself informieren. Über 15 Jahre nach dem Split kam es dann doch wieder zur Reunion und die Scheibe Rebel By Choice erschien. Wieder von Steve – sehr positiv – beurteilt, äußerte er vor etwa zweieinhalb Jahren dennoch die Hoffnung »Trotz dieser richtig gut interpretierten Coversongs bleibt allerdings zu hoffen, dass bei der nächsten Veröffentlichung wieder mal die eine oder andere Eigenkomposition berücksichtigt wird.«

Okay, und jetzt ist sie da. Die nächste Veröffentlichung mit dem Namen "Freebird’s Calling". Und obwohl Steves Wunsch nicht in Erfüllung ging, ist das hier wieder eine richtig starke Geschichte geworden. Die Tracks an sich wird zweifellos jeder Southern Rock- bzw. Blues-Fan kennen wie seine Westentasche und dennoch macht dieses Album richtig Spaß, weil die einzelnen Nummern einfach sehr gut gebracht werden. Den Anfang macht das auf dem Papier vielleicht etwas untypische, aber dennoch einverleibte und auf eigene Art gebrachte "Dust My Broom", der Blues-Klassiker des Slide Guitar-Spezialisten Elmore James. Bereits hier fällt auf, dass die Band unheimlich tight zusammenspielt, das raue Organ des General setzt schließlich zusammen mit den beiden Gitarren die Kirsche auf die Torte. Dicht gefolgt von der starken Doc Holliday-Interpretation "Thunder And Lightning", einem meiner absoluten Highlights dieses Silberlings.

Und dann geht es mit "Dreams" sowie "Jessica" von der Allman Brothers Band so richtig in die Vollen, wenn auch gesagt werden muss, dass sich das erstgenannte Stück doch eher an der Molly Hatchet-Version orientiert. Macht aber gar nix, denn die sind beide gut. Und auch die General Lee Band hat die Nummer voll drauf und liefert eine klasse Interpretation ab. Bei "Jessica" fällt dem aufmerksamen Hörer dann aber doch deutlich auf, dass hier eben weder ein Dickey Betts, noch ein Chuck Leavell am Werk sind. Nicht, dass der Titel schlecht rübergebracht wird, aber gegenüber dem Original fehlt neben dem letzten Quäntchen Druck doch auch der ein oder andere geniale Zwischenton der gerade genannten (mittlerweile Ex-) ABB-Musiker. Schließlich fällt aber auch nicht jeden Tag ein Mr. Betts vom Himmel und genießen kann man dieses Stück dennoch zu jeder Sekunde. Und wenn wir gerade schon bei den absoluten SR-Klassikern sind, muss natürlich auch Lynyrd Skynyrds "Freebird" erwähnt werden. Eher überraschend übernahm hier Lady B. die Lead Vocals, woran man sich zunächst etwas gewöhnen muss. Nachdem die erste Verwunderung verflogen ist, geht aber auch dieser Song vollkommen zu Recht als Gewinner durchs Ziel.

Tja, und dann sind da noch der ZZ Top-Track "Tush", das nicht (hoffentlich niemals) tot zu kriegende "Ghost Riders (In The Sky)" sowie als Abschluss das lediglich gesanglich und völlig ohne Instrumente gebrachte "Pine Box". Ein ruhiger, dafür sehr gelungener Abschluss einer sehr gelungenen… ja, es muss schon gesagt werden… Cover-Scheibe. Es ist müßig darüber zu spekulieren, ob die General Lee Band mit diesen Songs erstmal auf 'Nummer Sicher' gehen wollte, oder ob es andere Gründe für fehlende Eigenkompositionen gab. Aber wie dem auch sei, "Freebird’s Calling" ist sehr gut geworden und macht eine Höllenlust (Hell, Yeah!) auf eine Live-Show der Sauerländer. Und selbst wenn auf der nächsten Platte wieder keine eigenen Kompositionen drauf sein sollten: solange die (hoffentlich) kommenden Produktionen so stark ausfallen wie diese, werden wir noch eine Menge Spaß mit der General Lee Band haben.


Line-up General Lee Band:

The General (lead & background vocals)
Lady B. (percussion, lead & background vocals)
Mister Fastfinger B. Ghost (lead & slide guitars)
Mister Vee Dee (rhythm guitars, background vocals)
Dany The Wizard Ghost (keyboards)
Cel Rust (bass)
Doc Snyder (drums & percussion)

With:
Matt Trader (blues harp – #1,5)

Tracklist "Freebird’s Calling":

  1. Dust My Broom
  2. Thunder And Lightning
  3. Dreams
  4. Jessica
  5. Tush
  6. Ghost Riders
  7. Freebird
  8. Pine Box

Gesamtspielzeit: 44:48, Erscheinungsjahr: 2017

 

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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