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Zeus B. Held / Zeus' Amusement – CD-Review

Zeus B. Held - "Zeus' Amusement" - CD-Review

Der Multiinstrumentalist, jedoch vorrangig an den Keyboards agierende, Zeus B. Held war in den frühen Jahren und bis weit in die Siebziger Mitglied bei Birth Control. Im Jahr 1977 packte ihn der Wunsch nach musikalischer Selbstverwirklichung und einem Soloalbum, das dann auch umgehend angegangen wurde. An seiner Seite hatte er dafür den Schlagzeuger Manni von Bohr (Birth Control), für zwei Tracks den Bassisten Horst Stachelhaus und einige weitere Mitmusiker. Wobei sich auf diesem ersten Alleingang mit dem Namen "Zeus' Amusement" erwartungsgemäß alles auf die Tasten und weitere von dem Protagonisten eingespielte Instrumente konzentriert. Womit man also keinesfalls rechnen sollte, ist hier eine Scheibe im Birth Control-Stil oder auch nur ansatzweise Rock-Musik auf die Ohren zu bekommen. Vielmehr erhalten wir eine Platte, die – je nach Herangehensweise – durchaus spalten kann.

Größtenteils instrumental ausgelegt, hat "Zeus' Amusement" durchaus richtig tolle Momente zu bieten, verliert sich teilweise bzw. in den schwächsten Momenten leider aber auch zu sehr in sich selbst. Richtig klasse kommt beispielsweise "Claude" (laut Booklet an Heiligabend des Jahres 1977 um zirka 23:00 Uhr spontan aufgenommen), ein reines Piano-Stück, das aber mit schönen Melodien und seiner Gesamtauslegung punkten kann. Nochmal eins drauf setzt da die 2025 eingespielte Neuversion als Bonus Track, bei der dann noch eine effektiv ergänzende und gewinnende Flöte hinzu gefügt wurde. Beim eröffnenden Beatles-Cover "The Fool On The Hill" werden das Stück wahrscheinlich selbst eingefleischte Fans der Pilzköpfe erst nach etwa dreißig bis fünfundvierzig Sekunden erkennen. Was aber eher als Kompliment verstanden werden soll, da die Nummer hier komplett neu instrumentiert und interpretiert wurde.

Dass "Zeus' Amusement" damals nah am Zeitgeist war, wird durch die sehr ordentlichen Verkaufszahlen belegt, wobei vom heutigen Label angeführt wird, dass auch das durchaus ins Auge springende Cover hilfreich gewesen sein könnte. Wenn der Protagonist selbst die Vocals übernahm, tat er dies mit Hinzunahme eines Vokoders, der den Gesang durch diesen Klangeffekt dann 'entfremdet' aufs Band zauberte. Held konzentrierte sich ab den achtziger Jahren übrigens immer stärker aufs Produzieren anderer Bands, wenn er auch nie damit aufhörte, selbst Musik zu machen. Es kamen weitere Soloplatten, seit ein paar Jahren ist er als Keyboarder bei Guru Guru eingestiegen.

Zumindest aus heutiger Sicht lässt "Zeus' Amusement", das erste Soloalbum von Zeus B. Held, beim Rezensenten einen gespaltenen Eindruck zurück. Und wie bereits anfangs erwähnt, kommt es extrem auf die Herangehensweise des Hörers an. Einerseits kann man von einem damals aktuellen und sich auf der Höhe der Zeit befindlichen, wenn man will sogar fortschrittlichen und die kommenden Jahre des Electronic-Sektors vorwegnehmenden Album sprechen. Wenn man sich die zweite Seite der Medaille betrachtet, verlieren sich Nummern wie beispielsweise "Why Can’t I Be A Singer?", "Off The Cuff" oder "L.A.s OK" trotz netter Melodien teilweise zu sehr in sich selbst. Klar kann man beim letztgenannten Track noch von einem coolen Groover sprechen, aber viel mehr Gutes gibt es dazu auch nicht zu sagen.

Deshalb Fazit: Am besten selbst anchecken, denn wie bereits erwähnt, wird dieses Album wahrscheinlich seine Freunde, allerdings auch Musik-Fans finden, die nur sehr wenig damit anfangen können. Die vier neu eingespielten Bonus Tracks sind eine willkommene Ergänzung.


Line-up Zeus B. Held:

Zeus B. Held (keyboards, vocoder, flute, alto saxophone, percussion, vocals)
Manfred von Bohr (drums & percussion)
Horst Stachelhaus (bass – #1,4)
George Fisher (lead vocals – #4,6)
Christop Noppeney (viola – #9)
'Willie' (percussion – #7)
Claudia Simeaux-Levy (spoken words – #4)

Tracklist "Zeus' Amusement":

  1. The Fool On The Hill
  2. Off The Cuff
  3. Goodbye Europe (Part I)
  4. Italian Items
  5. Claude
  6. Madmen’s Rag
  7. Why Can’t I Be A Singer?
  8. L.A.s OK
  9. Space Cake
  10. Sagenhaft
  11. Claude 2025 (bonus track)
  12. Why Can’t I Be A Singer? (bonus track)
  13. Why Can’t I Be In The Year 2025 (bonus track)
  14. Space Cake MMXXV (bonus track)

Gesamtspielzeit: 62:36, Erscheinungsjahr: 2025 (1978)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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