Nektar / A Spoonful Of Time
A Spoonful Of Time Spielzeit: 71:24
Medium: CD
Label: Cleopatra Records, 2012
Stil: Prog Rock


Review vom 12.01.2013


Jürgen Bauerochse
Um es gleich mal vorweg zu nehmen: Dieses Album, das im Begleit-Flyer mit »The biggest gathering of Progressive Rock Superstars ever assembled« angekündigt wird, stürzt mich doch in tiefe Zweifel. Was treibt eine Band wie Nektar, die mit Alben wie Remember The Future, "A Tab In The Ocean" und Sounds Like This wahre Perlen der progressiven Rockmusik auf den Markt brachte, die auch in der jüngeren Vergangenheit Longplayer wie Book Of Days (2008) oder The Prodigal Son immer wieder Arbeiten vorlegte, die ihre ganze Eigenständigkeit unter Beweis stellten, dazu, eine CD nur mit Coverversionen einzuspielen, die sicherlich im Original mehr oder weniger Top-Hits waren?
Meines Erachtens gar nichts! Es sei denn, sie haben noch offene Verpflichtungen gegenüber ihrem Label, aus denen sie nicht so ohne weiteres wieder herauskommen. Ich kann einfach nicht glauben, dass Roye Albrighton und seine Kumpane, die auch nach jahrelanger Bühnenabstinenz im Jahr 2007 auf ihrer Reunion-Tour mit den Eigenkompositionen glänzen konnten, von ganz allein auf diese Idee gekommen sind. Wenn doch, dann wäre das ein ziemlicher Schock für mich, der noch immer an den Idealismus vieler Musiker glaubt und glaubte, und ich müsste dann wohl so langsam einsehen, dass in diesem Business doch nur noch die Kohle zählt.
Zugegeben, ich war noch nie ein großer Freund von reinen Coveralben, auch wenn es die eine oder andere durchaus gelungene Produktion gibt, wie z.B. Out Through The In Door von
Vanilla Fudge, wo die Jungs um Carmine Appice aber alle Zep-Klassiker komplett überarbeiteten und den Songs so ihren ureigenen Stempel aufdrückten. Aber ansonsten kann wohl kaum eine Band mit dieser Art von Alben punkten, denn die Qualität der Originale wird in der Regel niemals erreicht. Und so ist es auch bei dieser Produktion. Obwohl reichlich Gastmusiker, die in den jeweiligen Ursprungsgruppen dabei waren, mehr oder weniger mitwirkten, kommt kein einziger Titel an die Originalversion ran.
Sind das kurze und instrumentale "Sirius" sowie das folgende "Spirit Of The Radio" noch so einigermaßen mit dem 'normalen' Nektar-Sound zu vergleichen, so ist "Fly Like An Eagle" doch nur ein reines Plagiat, auf dem zwar flirrende Keyboards zu hören sind, die gut rüber kommen, aber ansonsten wird dem Song keinerlei besondere Note verpasst.
Genau so läuft es bei Wish You Were Here ab. Die Gitarren passen schon, aber die grandiose Stimmung der Pink Floyd-Version wird nie erreicht. Über "For The Love Of Money" decken wir dann gleich mal komplett den Mantel des Schweigens. Brüllende Saxofoneinlagen, unterlegt mit einem Funk-Rhythmus haben so rein gar nichts mit der Musik von Nektar in ihrer Ursprungsform zu tun.
Etwas angenehmer ist da schon "Can't Find My Way Home" anzuhören. Die zarten Einsätze von Flöte und Sax klingen recht nett und erreichen trotzdem nie die Klasse des Blind Faith-Klassikers. Ohne einen besonderen Höhepunkt wird danach 2000 Light Years From Home abgespult. Keinerlei instrumentale Ausflüge sind eingebaut, nur die reine Grundmelodie. Absolut belanglos!
Zu den hörenswerteren Interpretationen gehört "Riders On The Storm", bei dem Klaus Henatsch zusammen mit dem Gast-Tastenmann Rod Argent ein wirklich starkes Keyboardsolo einbringt. Doch die düstere, magische Atmosphäre, die von den Doors bei diesem Song erzeugt wurde, ist nie vorhanden.
Auch an der Ausführung von "Blinded By The Light" gibt es nichts zu mäkeln. Roye Albrighton liefert ein schönes Solo am Sechssaiter ab, ansonsten passiert absolut nichts Erwähnenswertes, was wir bei der Fassung von Manfred Mann's Earthband nicht schon gehört hätten. Interessant beim folgenden "Out Of The Blue" ist der Violineneinsatz im Mittelteil. Und dieses Instrument steht auch bei "Old Man" im Vordergrund, was der Neil Young-Nummer dann doch einen Hauch des Besonderen einflößt.
Nachdem Gary Wrights "Dream Weaver" angenehm im Ohr geblieben ist, klingt die CD mit "I'm Not In Love" und "Africa" aus. Beide Songs würden es mühelos auf die nächste 'Kuschelrock'-Ausgabe schaffen, wenn da nicht schon die Originalversionen ihren Stammplatz hätten.
Fazit: Dieses Album unter der Flagge von Nektar laufen zu lassen, ist schon ganz schön starker Tobak. Dieser Silberling ist überflüssig wie ein Kropf!
Line-up:
Roye Albrighton (guitar, vocals)
Ron Howden (drums)
Klaus Henatsch (keyboards)

with Guests::
Billy Sherwood (bass - #5,9,13,14, backing vocals - #2,4,6,7,9,14, synth intro - #2, guitar solo - #4, synth - #7) Michael Pinella [Symphony X] (keyboards - #1)
Mark Kelly [Marillion] (keyboards - #2)
Geoff Downes [Asia, Yes] (keyboards - #3)
Joel Vandroogenbroeck [Brainticket] (keyboards flute, sitar - #3,13,14)
Edgar Froese [Tangerine Dream ] (keyboards - #4)
Nik Turner [Hawkwind] (Saxofone - #5)
Ian Paice [Deep Purple] (drums - #5)
Steve Howe [Yes] (guitar - #6)
Derek Sherinian [Dream Theater, Black Country Communion] (keyboards - #6)
Mel Collins [King Crimson] (saxophon, flute - #6)
Simon House [Hawkwind] (violin - #7,10)
Bill Sheehan [Mr. Big] (bass - #8)
Rod Argent [The Zombies, Argent] (keyboards - #8)
Joakim Stalberg [Opeth] (keyboards - #9)
Ginger Baker [Cream] (drums - #9)
David Cross [King Crimson] (violin - #11)
Jerry Goodman [Mahavishnu Orchestra] (violin - #(12)
Rick Wakeman [Yes] (keyboards - #13)
Bobby Kimball [Toto] (vocals - #14)
Patrick Moraz [Moody Blues, Vanilla Fudge] (keyboards -#14)
Tracklist
01:Sirius
02:Spirit Of The Radio
03:Fly Like An Eagle
04:Wish You Were Here
05:For The Love Of Money
06:Can't Find My Way Home
07:2000 Light Years From Home
08:Riders On The Storm
09:Blinded By The Light
10:Out Of The Blue
11:Old Man
12:Dream Weaver
13:I'm Not In Love
14:Africa
Externe Links: