Anders Osborne / Three Free Amigos
Three Free Amigos Spielzeit: 25:14
Medium: EP
Label: Alligator Records, 2013
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 06.03.2013


Joachim 'Joe' Brookes
Zwischen Black Eye Galaxy und einem noch nicht veröffentlichten Album in voller Länge meldet sich der amerikanische Singer/Songwriter Anders Osborne mit der EP namens "Three Free Amigos" zurück. Sechs Eigengewächse werden dem Hörer in etwas über fünfundzwanzig Minuten geboten. Ist die EP eine Nachlese des bereits weiter oben genannten Albums? Wenn es so zu verstehen ist, dann hat der Protagonist definitiv Nummern aufbewahrt, die eher einen zurückhaltenden, nachdenklichen Charakter verkörpern ... mehr Singer/Songwriter als fetziger Blues, den man von ihm ja immer gut gespielt kennt.
Von allen Tracks nimmt der Opener "Three Free Amigos" noch am meisten Tuchfühlung zum Zwölftakter auf und ist gleichzeitig die längste Komposition der Platte. Anders Osborne spielt in diesem Lied allerdings nicht den Blues in Reinkultur, sonder lässt auch jede Menge Country-Feeling zu. Mit Querflötentönen sanft eingeleitet, dauert es nicht allzu lange, bis wir seinen Bottleneckeinsatz hören. Wenn die Bluesnummer mit Country vermischt ist, dann hat Anders Osborne den Soul auf seinen Stimmbändern.
Der Refrain ist herrlich und im Hintergrund vernehmen wir die Backing Vocals von Maggie Koerner, die in weiteren Liedern eine noch gewichtigere Rolle spielen wird. Die geslidete Gitarre von Anders Osborne ist natürlich immer ein Genuss. Dem wird wohl auch ein Derek Trucks zustimmen. Mit einer geringfügig an- und abschwellenden Dynamik ist "Three Free Amigos" schon eine Delikatesse.
Ups, was ist das denn jetzt? Will uns der Protagonist mit auf eine musikalische Reise nehmen? Vom Mississippi Delta geht es in die Karibik. Welch ein Kontrast zum Eröffnungsstück! Reggae ist angesagt. Der Unterschied kann kaum deutlicher ausfallen. Aber auch hier ist Anders Osborne ein Meister. "Marmalade" heißt das Stück und es fließt viel Sonnenschein aus den Lautsprechern.
Maggie Koerner bekommt etwas mehr Raum zur gesanglichen Entfaltung. Die Frau ist richtig gut. Der Track lebt vom sich wiegenden Rhythmus und dem Ohrwurm-Refrain. Zwischendrin gibt es ein mit Effekten angereichertes Gitarrensolo und fertig ist eine Art Überraschungs-Lied, an dem man seine Freude haben wird, allerdings den musikalische Rahmen dieser EP eher sprengt. Okay, die Reggae-Rhythmik ist mindestens schon seit American Patchwork bekannt.
Ab "Jealous Love" ist Singer/Songwriter-Kost angesagt. Mal nachdenklich-melancholisch, dann etwas rockig, mal mit einer Neil Young-Stimmung oder einfach nur groovend. Die Feuerwerks-Nummern der Vorgängeralben fehlen hier komplett.
Anders Osborne zeigt sich als nach innen gekehrter Künstler und Maggie Koerner wechselt von der Begleitsängerin immer mehr in die Rolle einer Duettpartnerin. "Never Is A Real Long Way" ist dann das Highlight der fünfundzwanzig Minuten. Gesanglich macht die aus Shreveport (Louisiana) stammende Künstlerin dem Anders Osborne echt Konkurrenz. Eine beeindruckende Leistung der Fünfundzwanzigjährigen, die auch eine eigene Band hat. Mit dem Rausschmeißer wird das Tempo etwas angezogen, ist aber vom von ihm gewohnten Rock noch weit entfernt.
Anders Osbornes EP "Three Free Amigos" ist subtil, sehr persönlich und bewegt sich musikalisch auf hohem Niveau. Auch wenn man hier die Kracher vielleicht vermisst, haben die sechs Eigenkompositionen ("It's Gonna Be Ok" wurde zusammen mit Joshua Ragsdale geschrieben) ihren ganz individuellen Charme und man legt die Scheibe immer wieder gerne in den Player.
Line-up:
Anders Osborne (vocals, guitars, keyboards, bass, drums)
Billy Iuso (acoustic guitar)
Michael Burkhart (Hammond B3)
Carl Dufrene (bass)
Eric Bolivar (drums)
Maggie Koerner (vocals)
Tracklist
01:Three Free Amigos (7:48)
02:Marmalade (4:08)
03:Jealous Love (2:43)
04:It's Gonna Be Ok (4:45)
05:Never Is A Real Long Time (3:02)
06:We Move On (2:46)
(all songs written by Anders Osborne except #4 written by Anders Osborne/Joshua Ragsdale)
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