Hedersleben liegt in der Nähe von Quedlinburg und dort spielte oder besser – jammte – Nicky Garratt zusammen mit Uve Mülrich von Embryo. Mit unterschiedlichen Musikern wurde dieses Treffen zu einer Art Tradition. Schließlich gründete man in Amerika die Formation mit dem Namen Hedersleben.
Mit wechselnden Besetzungen brachte Hedersleben diverse Alben auf den Markt. Unter anderem sind es Neue Welten und The Fall Of Chronopolis. Die Wechsel im Line-up muten wie ein für jede Fahrt neu besetztes Karussell. Der Name Nik Turner (Ex-Hawkwind) taucht phasenweise immer wieder auf.
Hedersleben steckt tief in der Tradition von Psychedelic beziehungsweise Krautrock.
Manchmal meint man die Gruppe ist in der Hochzeit dieser Genres steckengeblieben. Diese Zeit, von vielen Bands in die Gegenwart transferiert, war ja definitiv keine erfolglose und unter diesem Geschichtspunkt ist "Orbit" auch zu sehen.
Allerdings sei ein Manko der vorliegenden Platte direkt erwähnt, denn für diese Art von Musik sind fast sechsunddreißig Minuten Gesamtspielzeit ein Aspekt, der so nicht hingenommen werden kann, allerdings muss, denn daran lässt sich nun nichts mehr ändern.
Die beiden oben erwähnten Scheiben waren aber auch nicht viel länger. So wird der Hedersleben-Fan wohl nicht mit der Scheibe hadern, denn er ist es gewohnt.
Keyboarder Jai Young Kim war als Gast bereits auf "The Fall Of Chronopolis" dabei und wurde dann zum Bandmitglied. In der Besetzung der Lead Vocals beweist Hedersleben beziehungsweise Nicky Garratt Kontinuität, denn Alicia Previn, Tochter des bekannten Dirigenten André Previn, ist die vierte singende Person auf der vierten Platte. Außerdem spielt sie die Violine.
Wie der Songtitel "Walk Above The Clouds" suggeriert, geht es hier wohl ab in die höheren Atmosphären des Space Rock. Die Nummer belegt allerdings etwas anderes. Krautrock mit einem fast schon elfenhaften Gesang von Alicia Previn sind die Zutaten dieses bodenständigen Tracks und auch wenn die E-Gitarre mit Wah Wah-Pedal-Sound aktiv ist, bleibt das Stück unter den Wolken stecken. Sehr wohl ist "Walk Above The Clouds" ein gutes Stück Musik.
So wird das folgende "Distant Sun", mit einem unerklärlichen Fade-out versehen, zu einer balladesken, mystisch-schwebenden Psychedelic-Angelegenheit, bei der die Stimmen effektvoll verfremdet werden. Dieses Mittel findet auch in anderen Liedern Anwendung.
Beim Opener "Judas Star" haben wir es schon mit dem längsten Track der Platte zu tun. Zunächst kurz orbital-kreisend geht es ziemlich erdgebunden über in den Krautrock, der von Keyboard- sowie Gitarren-Sounds voran getrieben wird. Klasse platziert man Sechssaiter und Violine im Einklang und besonders das Tasteninstrument stellt die Psychedelic in den Vordergrund. "Judas Star" ist ein guter Album-Einstieg.
"Hedersleben (Dreamstate)" baut auf einem hypnotischen Gitarrenlauf auf. Darum ranken sich viele verschiedene Stimmungen, die mehr oder weniger verträumte Phasen reflektieren. Die männlichen Backing Vocals harmonieren sehr gut mit dem Gesang von Alicia Previn. Der "Perigee"-Schlusspunkt, komponiert von Doc Miller und mit akustischen Gitarren garniert, ist fast schon ein klassischer Ausklang der Scheibe. Toll!
Hedersleben ruft mit den neun "Orbit"-Songs sowohl psychedelische als auch Kraut Rock-Elemente auf den Plan und dieses Album ist eines jener, die erobert werden wollen.
Line-up Hedersleben:
Nicky Garratt (guitars)
Alicia Previn (vocals, violin)
Jai Young Kim (keyboards, vocals)
John Daren Thomas (drums, percussion)
Doc Miller (bass, classical guitar, vocals)
Tracklist "Orbit":
- Judas Star
- Walk Above The Clouds
- Distant Sun
- History Of Light
- Apogee
- Hedersleben (Dreamstate)
- Rarefied Air
- Be There
- Perigee
Gesamtspielzeit: 35:56, Erscheinungsjahr: 2017



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