Es scheint sich herumzusprechen bzw. herumgesprochen zu haben, dass man es nicht versäumen sollte, ein Konzert mit Kaurna Cronin zu besuchen, wieder "Zur Scharfen Ecke" in Sande. Denn am 18.Juli 2025 hatte sich der Biergarten sehr gut gefüllt, daher passte es, dass für ein solches Open Air-Ereignis das Wetter hervorragend mitspielte.
Ja, nicht umsonst konnte sich der Musiker in seiner Heimat Australien bereits mit entsprechenden Anerkennungen schmücken: Folk Alliance Australia "Artist Of The Year", Winner of the ARBA "Roots Album of the Year", 2x Australian Folk Music Awards "Artist Of The Year" nominee, Roots & Blues "Album Of The Year", South Australian Music Awards "Live Music Award". Ja, da konnten wir uns in der kleinen beschaulichen Gemeinde Sande mit gut 8.600 Einwohnern glücklich schätzen, den Musiker mit seiner Band erneut begrüßen zu dürfen, um zu erfahren, warum es diese Auszeichnungen gab.
Die Zeit des gut zweistündigen Konzerts verging wie im Flug. Im Gegensatz zum letzten hier stattgefundenen Konzert war die Band auf zwei Posten neu besetzt, einmal spielte Tom Dillner den Bass und Jelte Hildebrands das Schlagzeug, erstaunlicherweise beides Musiker aus dem Jazzlager. Und das, ich sage das schon einmal vorab, führte meiner Meinung doch tatsächlich dazu, dass sich der Rhythmus etwas mehr in eine dezent swingende und elastische Basis entwickelt hatte. Das führte dazu, dass sich die Musik noch mehr zu verdichten schien, mit noch mehr Groove ausgestattet und stärker ausgefüllt klang. Dieses war bereits 2017 auffällig, als die auch dem Jazz zugeneigte Drummerin Kyrie Anderson durch ihre federnde und swingende Gestaltung positiv auffiel. Und so passt es nun mit Jelte Hildebrands auch sehr gut.
- Tom
- Kaurna & Luka
- Jelte
Das wiederum kam den sich immer stärker ausprägenden Kompositionen des Protagonisten entgegen, die Strukturen gerade der neuen oder neueren Songs hatten noch mehr Gestalt angenommen. Klare, mit Wiedererkennungsmerkmalen behaftete Refrains fügten sich im Wechsel mit mehr Offenheit in der Präsentation noch harmonischer ein. So konnte man klar erkennen, dass sich im Laufe der Jahre einige Lieder derart hervorhoben, dass sie mit einem gewissen 'Hitcharakter' ausgestattet sind. Leider haben solche wirklich starken Nummern in gängigen Charts wohl eher weniger Chancen, aber wer sich mit Kaurnas Musik näher beschäftigt, dem wird das mit Sicherheit auch auffallen. Also, liebe Rundfunkanstalten: Mehr Airplay bitte!
Ganz besonders traf das auch auf "Leave Your Love Behind" vom 2019er Album "Glitter Or Dust" zu, das dermaßen kraft- und ausdrucksvoll dargeboten wurde, dass man durchaus in Verzückung geraten konnte, im Vergleich zur Studioversion hatte das Stück live noch einmal kräftig zugelegt! Klar, auch einer der ersten Nummern, damals schon mein persönlicher Hit, 2013 ursprünglich erschienen, festigte seinen Ruf als Hit, "Run Boy". Von der neuen CD, "Jester In A Mess", die offiziell im Oktober des Jahres erscheinen wird, gab es natürlich auch bereits einen Vorgeschmack mit einigen Songs, die auch recht viel versprechen! Hieraus wurden bereits zwei Tracks ausgekoppelt, "Spinning Wheels" und "Mental Vacation" kann man bereits hören.
Immer mehr in den Fokus gerückt zu sein scheint, dass sich ganz viele Songs mit eigenen Erlebnissen des Künstlers beschäftigen, eine Menge Autobiografie also. Ob es nun die Geschichte seiner Eltern ist, Mutter und Vater mit lettischem und deutschem Hintergrund, und wie sich beide dann kennen und lieben lernten, als Kaurnas Vater als Clown auftrat, hier als Frosch mit grün bemaltem Körper und zwei Kugeln im Mund, die spätere Mutter als Zuschauerin, die es sich nicht nehmen ließ, diesen Frosch heiraten zu müssen, oder die Geschichte der gemeinsam trampenden Freunde, die ihr Zelt auf einem freien Platz in Stockholm aufschlugen, morgens aufwachten und feststellten, mitten in einem Kindergarten zu zelten.
- Kai
- Kaurna
- Kai
- Luka
Natürlich durfte eines der ganz frühen Lieder, "Leave A Letter", nicht fehlen, die anrührende Geschichte einer an Krebs schwer erkrankten Freundin, die darum bat, ein Fest für sie zu feiern, gemeinsame Erlebnisse auf Zetteln zu notieren und zu verbrennen, und so ihr Leben und nicht ihren Tod zu zelebrieren. Es wurden die meisten dieser Songs vorab angekündigt mit der jeweils passenden Hintergrundgeschichte. Und dadurch, so empfand ich es, war man der Musik doch viel näher, weil man diese Geschichten miterleben konnte.
Und so entsteht in der Regel eine Art Identifikation, hat man doch einige der Situationen vielleicht bereits selbst so oder in ähnlicher Form erlebt. Ganz besonders fühlte ich mich wiederum tief berührt von "Is Everything Alright?". Kaurna, Luka, Kai und Jelte traten hierzu von der Bühne und standen direkt vor uns, vor mir, als sie diesen akustischen Song mit zwei Gitarren, Mandoline und Banjo vortrugen, dazu mit sehr schönen gemeinsamen Vokal-Harmonien. Ein Song über Freundschaft, etwas, dass uns alle berühren dürfte: »I only want to know, I only want to know, that everything’s alright with you«. Und gleichzeitig wird angeboten: »If you ever need reminding, if you ever need a friend, to sit with you in darkness«. Einer der schönsten Songs, die Kaurna geschrieben hat.
So mögen sicher viele, die sich mit dieser Art des Folk Rocks anfreunden können, damit identifizieren können, weil die Musik eben viele Emotionen jeglicher Art abdecken kann, sei es Freude, Hoffnung, Trost oder Trauer. Wer möchte, kann sich fallen lassen, und wenn dann die Stücke musikalisch auf diesem hohen Niveau durch die harmonische Band ausgekleidet werden, inklusive der sehr besonderen, individuellen Stimme des Protagonisten, dann sorgt diese Klangästhetik für Wohlgefallen und Wohlgefühl.
Kaurna zeigte sich erneut als moderner Geschichtenerzähler, mit Geschichten, die uns alle angehen, Geschichten, die auch zeitlos sind. Doch mitunter darf man auch aus den Träumen gerissen werden, wenn deftig rockende Songs wie "Keep Me By The Rock" erklingen. Das ist einer der Nummern vom Album "Harsh Beauty", bei dem dem Gitarristen Tom Kneebone Leine gelassen wurde. Dieses wurde nun dem sehr innovativem Kollegen Kai Kampf zuteil, der sich sehr kraftvoll präsentieren konnte. Dazu klopfte Kaurna perkussiv auf die Gitarre, und das mit einem Echo versehen, so ist auch dieses Lied aus meiner Sicht einer der Höhepunkte im Repertoire des Musikers! Und gerade live bekommt ein solcher Song noch mehr Auftrieb und Ausdruck!
So war es sicher sehr gut, dass sich 'Mozart', der Betreiber der "Scharfen Ecke", noch einmal dazu entschließen konnte, die Band zu verpflichten, verbunden mit der Hoffnung, dass das bitte auch für die nächstjährige Tournee zutreffen möge. Denn schließlich ist es Kaurna anzurechnen, dass er zwischen all den anderen Auftrittsorten der Tournee in Dänemark, Lettland und Estland auch Sande beibehalten hat. Und daran sollte man festhalten, weiß man schließlich nicht, wie es sich mit seinem Bekanntheitsgrad noch weiter entwickeln wird. Denn die Zeichen sind deutlich zu erkennen, das er sich noch weiter etablieren wird als ernstzunehmender Songwriter und Musiker.
Bildnachweis für alle Bilder des Events: © 2025 | Wolfgang Giese | RockTimes
Line-up Kaurna Cronin:
Kaurna Cronin (vocals, guitar, harmonica)
Kai Kampf (guitars, mandolin, background vocals)
Tom Dillner (electric bass, background vocals)
Luka Küssner (keyboards, mandolin, background vocals)
Jelte Hildebrands (drums, banjo, background vocals)














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