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Little Feat / Strike Up The Band – Digital-Review

Little Feat - "Strike Up The Band" - Digital-Review

Wer hätte es gedacht? Nach der Scheibe "Rooster Rag" (2012) hat es geschlagene zwölf Jahre gedauert, bis die nach wie vor legendäre Band Little Feat im Mai 2024 mit "Sam’s Place" ein neues Studioalbum an den Start brachte. Sicherlich eine für die Amerikaner spezielle Platte, die sich erstmalig – abgesehen von dem Eröffnungs-Stück "Milkman" – gänzlich aus (Blues-) Coversongs zusammensetzte und für die erstmalig der Percussionist Sam Clayton bei jedem Track die Lead Vocals übernommen hat. Ebenso feierten der Gitarrist Scott Sharrard sowie der Schlagzeuger Tony Leone Premiere auf dieser Scheibe. Möglicherweise lediglich ein Test-Versuch, ob und wie die Gruppe noch punkten kann, folgt nun nur ein Jahr später jedoch bereits das nächste Studioalbum, das nun auch wieder mit eigenem neuen Songmaterial ausgestattet wurde. Die Lead Vocals der insgesamt 13 Tracks dieser neuen Platte haben sich Bill Payne sowie Scott Sharrard geteilt.

Apropos Sharrard: Der Mann stellt sich – neben vielen anderen Dingen – durch seinen Gesang und sein Gitarrenspiel als ein ganz großes Puzzle-Teil zum Gelingen der Scheibe heraus. Um es gleich mal vorweg zu nehmen, ist der Verfasser dieser Zeilen ein riesengroßer Fan der Little Feat-Scheiben aus den Siebzigern, mit dem Gesamtwerk der Band nach der Reunion Ende der achtziger Jahre jedoch so gut wie gar nicht vertraut. Nicht aus Ablehnung, sondern weil sich dies aus irgendwelchen, eigentlich nicht wirklich nachvollziehbaren, Gründen einfach nicht ergeben hat. Umso hellauf begeisterter ist er von "Strike Up The Band", das so ziemlich alles bietet, was sich der Little Feat-Fan wünscht. Großartige Songs, wie immer klasse eingespielt, einen herrlich 'warmen' und 'erdigen' Sound, Abwechslungsreichtum und Tracks, die nicht nur ganz hervorragend ins Ohr gehen, sondern dort sogar ihre Zelte aufschlagen und ein Langzeit-Ticket buchen möchten.

Ganz große Klasse beweist Sharrard beispielsweise mit seinen souligen Vocals zu dem sowieso schon bärenstarken Track "Shipwrecks", nur einer von musikalisch nicht zu unterschätzenden Nummern, die Little Feat auf ihre so ganz eigene Art als locker-flockige Übung aussehen bzw. klingen lassen. Bill Payne macht vor dem Mikro, wie auch mit seiner Tastenarbeit, nach wie vor einen hervorragenden Job und der neue Drummer Tony Leone hat sich ebenfalls bestens eingefügt und funktioniert glänzend im Verbund mit Kenny Gradney am Bass. Die Band klingt durchgehend wie eine Einheit, niemand, mal abgesehen von den Sängern, steht mehr im Vordergrund als seine Kollege und das Zusammenspiel ist fantastisch.

Little Feat ist ganz sicher keine Band, die sich mit fremden Federn schmücken, sprich ihre Alben mit hochgradigen Gastmusikern anpreisen muss. Und so hat sich die Combo auch lediglich eine knappe Handvoll Freunde eingeladen, die (fast) gesammelt auf der Nummer "Bluegrass Pines" agieren. Dafür steuerten die gute und immer öfter und heller scheinende Molly Tuttle einen Gitarrenpart sowie das Ehepaar Larry Campbell (Ex-Bob Dylan, Ex-Levon Helm) und Teresa Williams (unter anderem Ex-Levon Helm) Background Vocals bei. Für den Titeltrack ist Larkin Poe mit am Start. "4 Days Of Heaven, 3 Days Of Work", "New Orleans Cries When She Sings", "Disappearing Ink", "Bayou Mama", "Running Out Of Time With The Blues" und ich könnte fast die gesamte Tracklist runterlesen: Hier jagt ein bärenstarker Song den nächsten!

Als Fazit kann an dieser Stelle deshalb auch gar nichts anderes festgehalten werden, dass es sich bei "Strike Up The Band" um das unbestrittene bisherige Highlight des Jahres 2025 handelt. Es verbietet sich geradezu, einzelne Songs dieses Albums hervorzuheben, da die Qualität durchgehend auf extrem hohem Niveau ist. Je nach Geschmack gefallen vielleicht nicht alle Stücke gleich gut, dennoch darf man getrost von einem '95%-Album' sprechen, was schon mal ein ganz großes Kaliber ist. Vergleiche mit Werken, die vor 45 bis fünfzig Jahren veröffentlicht wurden, erspare ich mir an dieser Stelle übrigens ganz bewusst, denn die stehen sowieso für sich alleine. Und deshalb: Hoy-Hoy!


Line-up Little Feat:

Billy Payne (piano, keyboards, lead & background vocals)
Fred Tackett (acoustic & electric guitars, mandolin, lead & background vocals)
Scott Sharrard (acoustic & electric guitars, slide, lead & background vocals)
Kenny Gradney (bass, background vocals)
Sam Clayton (percussion, background vocals)
Tony Leone (drums, background vocals)

With:
Molly Tuttle (guitar – #8)
Larry Campbell (background vocals – #8)
Teresa Williams (background vocals – #8)
Larkin Poe (vocals – #7)

Tracklist "Strike Up The Band":

  1. 4 Days Of Heaven, 3 Days Of Work
  2. Bayou Mama
  3. Shipwrecks
  4. Midnight Flight
  5. Too High To Cut My Hair
  6. When Hearts Fall
  7. Strike Up The Band
  8. Bluegrass Pines
  9. Disappearing Ink
  10. Love And Life (Never Fear)
  11. Dance A Little
  12. Running Out Of Time With The Blues
  13. New Orleans Cries When She Sings

Gesamtspielzeit: 61:26, Erscheinungsjahr: 2025

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
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Mail: markus(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Uli

    Wirklich ein bärenstarkes Comeback, die besten Little Feat seit "Waiting for Columbus" und "Let it Roll". Jeder Song besticht durch die Qualität der Bandmitglieder. Lowell George wäre stolz darauf.

  2. Manni

    Der erste Song bringt mich zum Gedanken, der selige Lowell George sei auferstanden. Genau so hätte er die Slide gespielt…

    Der Rest ist auch irgendwie ok, auch mal mit gutem Groove, aber nicht mehr in der Variante "Little Feat", sondern hört sich eher stark wie die Swamp-Rock Könige "The Radiators" an. Sicher eine gute Reverenz, aber eben eine andere Baustelle. Let’s face it: Little Feat war unvergleichlich von 1970 bis 1979. Mit Lowell George, dem Kopf und Mastermind. Alles was danach kam, hat den Wein mit Wasser vermischt.

    Markus, dein Fazit steht felsenfest für diese Sichtweise: "Vergleiche mit Werken, die vor 45 bis fünfzig Jahren veröffentlicht wurden, erspare ich mir an dieser Stelle übrigens ganz bewusst, denn die stehen sowieso für sich alleine." Besser kann man es nicht ausdrücken!

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