Ja, 'Proggies' werden ihn mit Sicherheit kennen, den Keyboarder Tomas Bodin, einst in Diensten der Band The Flower Kings. Der schwedische Keyboarder veröffentlichte dieses meisterliche Gebräu nicht unter seinem Namen, sondern als The Master’s Brew. Ein weiterer ehemaliger Musiker der Flower Kings braut mit: Drummer Felix Lehrmann. Das Quartett wird komplettiert mit dem Gitarristen JJ Marsh aus Schweden, der unter anderem mit Glenn Hughes musizierte, und aus Deutschland stammt der Bassist Thomas Stieger, ein Jazz- und Fusion-Musiker, der auch bereits eine ganze Menge wichtiger Beteiligungen hinter sich hat.
Gemeinsam schufen sie mit dem Album "Elixir" Musik, die über das hinausgeht, was mit dem Begriff Prog Rock eingeengt wäre. Denn hier geht es direkt in Richtung Fusion / Jazz Rock, und gemeinsam, unter Einbezug aller drei genannten Stilrichtungen, ist ein Werk geschaffen worden, das sehr lebendig ist und dabei mit großer Spielfreude Musik entstehen ließ, die sich sehr offen und virtuos präsentiert. Zwölf Titel ohne Gesang, also komplett instrumental. Aber die Federführung Bodins lässt die Keyboards nicht vordergründig agieren. Im Laufe der Spielzeit bemerkt man die Ausgewogenheit aller Anteile der Musiker, klar – solistisch sind die Keys und die Gitarre sicher maßgeblich, aber auch Bass und Schlagzeug setzen wesentliche Akzente!
Nun habe ich im Laufe der Jahrzehnte recht viel solcher Musik, wie sie hier geboten wird, gehört und bin diesbezüglich etwas verwöhnt mit dem einen oder anderen Superlativ, und in gewisser Weise auch recht 'überladen'. Deshalb passiert es, dass ich beim Hören dieser zwölf Songs rasch in diverse Assoziationen falle. So habe ich vieles anderweitig inszeniert mit Sicherheit bereits gehört und "Elixir" ist somit keine Überraschung für mich. Denn unter dem Aspekt, das hier das Rad neu erfunden werden soll, darf man, darf ich, die Musik nicht betrachten. Daher versuche ich auf jeden Fall, ohne Vorbehalte und nicht voreingenommen an die Beurteilung zu gehen.
Losgelöst von Allem, komme ich nicht umhin, der Musik von Tomas Bodin – ja, er ist für alle Songs verantwortlich (bei Track 3 half ihm JJ Marsh) – ein hohes Maß an Virtuosität und Einfallsreichtum zu bescheinigen! Die brillante Ausführung kann sich messen mit vielen Produktionen, die im Bereich Fusion / Jazz Rock / Rock Jazz seit den Siebzigern entstanden sind, und steht aufgrund seiner hohen individuellen Ausrichtung ganz oben. Waren es seit Beginn dieser Musikrichtung meistens Jazzmusiker, die sich dem Rock näherten und dann eine Fusion schufen, so sind es hier Prog Rocker, die sich nun nähern und die Gewichtung insofern sicherlich mehr auf Prog-Elementen legen.
Mitunter überschlagen sich einige Passagen, auch nicht von der Hand zu weisen ist so manch zappaeske Ausrichtung. Ich muss aber, gerade bei "A Stoner In Paris", an typisch nordische Stimmungen denken – gar ein wenig Terje Rypdal meine ich zu spüren. Und den Balkan spüre ich sofort und unvermittelt (der Titel sagt es ja bereits) bei "Balkan Bill And The Jets". Hier fällt besonders die sehr flüssige Gitarrenarbeit auf sowie die Art und Weise, wie der Drummer mit seiner großartigen Gestaltungsfähigkeit der Rhythmen spielt. Verabschiedet werden wir dann wiederum ganz anders, mit einer sehr gefühlvollen Ballade, "The End", nur mit Piano und Bass vorgetragen.
Romantisch ist dieser Abgang der Veröffentlichung von Tomas Bodin, Musik, der ich ein besonderes Gütesiegel verleihen darf, ein "Elixir" von feinster und erlesener Qualität!
Line-up The Master’s Brew:
Tomas Bodin (smiles when playing Moog One, Moog Voyager, Moog Matriarch, Buchla Easel, ARP 2600, Korg 700-S)
JJ Marsh (simply loves playing on Fender Stratocaster and amps from Universal Audio)
Thomas Stieger (shines when playing Yamaha basses)
Felix Lehrmann (greatly enjoys playing Gretsch drums, Paiste cymbals, Remo drumheads, Rohema sticks, SE electronics and Beyerdynamic)
Tracklist "Elixir":
- Driven (9:03)
- More Champagne (6:25)
- A Havana Cigar (5:40)
- Hart Island (6:28)
- Balkan Bill And The Jets (4:23)
- A Stoner In Paris (5:44)
- Don’t You Worry (8:00)
- Die Nordsee (6:32)
- The Northern Lights (6:17)
- Bombay Boys (4:21)
- Two Brothers (7:10)
- The End (2:35)
Gesamtspielzeit: 72:37, Erscheinungsjahr: 2024



Neueste Kommentare