Dass Jimi Hendrix nach seinem frühen Tod im September 1970 zu einer Ikone seiner Zeit und als Gitarrist zu einer wahrhaften Legende erklärt wurde weiß heute jeder, der musikalisch auch nur halbwegs geradeaus bis Drei zählen kann. Aber der Amerikaner war viel mehr, diesen Status hatte er nämlich bereits zu Lebzeiten. Zumindest ab dem Zeitpunkt, als er in der zweiten Hälfte der sechziger Jahre nach London kam und zunächst dort und nicht sehr viel später auch den Rest der Welt mit seinem Spiel auf den Kopf stellte. Für nicht mal fünf Jahre war Jimi ganz oben, bis die Gesetze des Business und sein Lebensstil ihren Tribut forderten und den Musiker ins Jenseits beförderten. Dennoch hat der Afro-Amerikaner mit seinem Stil unwahrscheinlich viele Musiker (und in erster Linie wohl Gitarristen) beeindruckt und beeinflusst. So auch den Duisburger Peter Bursch, Mitglied in der Band Bröselmaschine sowie später Autor einiger Gitarrenbücher.
Besagter Bursch stellte ein Tribute Concert zusammen, um Hendrix mehr als zwanzig Jahre nach seinem Ableben noch einmal ausgiebig zu ehren. Viele große Musiker wurden angefragt und eingeladen, von denen die meisten auch kamen (zwei die absagen mussten, waren Gianna Nannini sowie Billy Sheehan). Stattfinden sollte das Ganze eigentlich genau am zwanzigsten Todestag, aber nach erschwerten Vorbereitungen dauerte es schließlich bis zum 25. April 1991, bis die Sause endlich losgehen konnte. Als Opener wurde Randy Hansen engagiert, der bis heute durch die Welt tourt und Hendrix-Songs zum Besten gibt. Sehr nah am Gitarrensound des Geehrten, gesanglich ebenfalls ganz nah dran und auch das Aussehen seinem Vorbild angepasst, ist der gute Randy hier solo mit vier Nummern (angefangen von "Hey Joe") vertreten, die aber noch nicht so wirklich zünden wollen. Auch der Sound wirkt hier insgesamt noch etwas dünn, wenn man allen drei Musikern der Randy Hansen Band (Francoise Garny am Bass sowie Herb Quick an den Drums) vom Spielerischen auch keinen wirklichen Vorwurf machen kann.
Dann kommt die All Star Band und wie es bei solchen Events eben ist, herrscht ein großes Kommen und Gehen auf der Bühne. Mit Jack Bruce, Simon Phillips oder John Wetton sind echte Stars mit am Start, aber wer umgehend beeindruckt und als musikalischer Leiter auch alle Fäden in der Hand hat, ist der ehemalige Scorpions-Gitarrist Uli Jon Roth. Um ehrlich zu sein, hatte der Verfasser dieser Zeilen das Werk von Roth nie wirklich im Blick, was sich in Zukunft aber ändern wird. Denn mit einer unglaublichen Leichtigkeit und ohne dabei jemals aufdringlich zu wirken, steckte der Gitarrist an diesem Abend alle anderen Musiker mal ganz locker in die Tasche. Da kommt der Rezensent selbst nach Jahrzehnten intensivem Musik-Konsums doch nochmal vom Staunen ins Schwärmen bis hin zur echten Bewunderung. Aber auch Jule (heute Julia) Neigel machte eine sehr gute Figur, während sie die Stücke "Castles Made Of Sand" und "Little Wing" zum Besten gab.
Jack Bruce legt u. a. ein blitzsauberes "The Wind Cries Mary" aufs Parkett und John Wetton ist bei "Burning Of The Midnight Lamb" richtig gut. Laut den Liner Notes wollten so einige Musiker, die lediglich für ein paar Stücke vorgesehen waren, gar nicht mehr von der Bühne, die sich deshalb im Verlauf der Show immer mehr füllt. Lediglich Peter Bursch macht sich bis auf "All Along The Watchtower" (mit Akustik-Gitarre im Hintergrund) sowie beim finalen Gruppensingen ziemlich rar. Am Schluss stehen schließlich alle singend auf der Bühne, um ein durchaus gelungenes Konzert ausklingen zu lassen. Auf der DVD gibt es als Boni dann fünf (relativ) kurze Interview-Beiträge von einigen der beteiligten Musiker, die das Paket abrunden.
Feine Sache mit vielen guten Momenten und einem überragenden Uli Jon Roth.
Line-up Randy Hansen Band:
Randy Hansen (guitar, vocals)
Francoise Garny (bass)
Herb Quick (drums)
Line-up All Star Band:
Jack Bruce (bass, vocals)
Peter Bursch (acoustic guitar)
Michael Flexig (vocals)
Francoise Garny (bass)
Randy Hansen (guitar, vocals)
Oliver Hennlich (keyboards)
Jule Neigel (vocals)
Manni Neumann (violin)
Nadja Ollig (vocals)
Jane Palmer (vocals)
Simon Phillips (drums)
Herb Quick (drums)
Uli Jon Roth (guitar)
Zeno Roth (guitar)
Tobias Stachelhaus (vocals)
John Wetton (bass, vocals)
Tracklist "The Jimi Hendrix Tribute Concert…" (CDs + DVD):
- Hey Joe (Randy Hansen Band)
- Stone Free (Randy Hansen Band)
- I Don’t Live Today (Randy Hansen Band)
- Steppin' Stone (Randy Hansen Band)
- Gypsy Eyes
- If Six Was Nine
- Spanish Castle Magic
- One Rainy Wish
- The Wind Cries Mary
- Burning Of The Midnight Lamb
- All Along The Watchtower
- House Burning Down
- Electric Ladyland
- Castles Made Of Sand
- Little Wing
- Axis: Bold As Love
- Voodoo Child
- Third Stone From The Sun
- Crosstown Traffic
- In From The Storm
- Who Knows
- Message Of Love
- Hey Baby
- Angel
- Purple Haze
- Atlantis
DVD Bonus Tracks:
- Randy Hansen Talks About Guitar Effects
- Simon Phillips Talks About Rhythm
- Uli Jon Roth Talks About Arranging Songs
- John Wetton Talks About Improvisation
- Randy Hansen – Voodoo Child (instrumental)



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