Mit der aktuellen Veröffentlichung "Our Calling" treffen zwei Welten aufeinander und verbinden sich perfekt – das sind der malische Kora-Meister Ballaké Sissoko und der britisch-italienische Songwriter Piers Faccini. Wie ich las, soll die Musik inspiriert worden sein unter anderem von der Migration der Nachtigallen. Alles in Allem erklingt mit dem Album umgesetzte Poesie.
Herrlich, diese äußerst entspannte und entspannende Musik, und besonders ist auch, dass, weil Mali durch die Kora dargestellt wird, man nun auch afrikanischen Gesang erwartet. Doch – weit gefehlt, Piers Faccini ist es, der den Gesang bestreitet und sich dabei recht gut in eine afrikanische Ausdrucksweise einfügt. Dann wieder klingt er mitunter wie Nick Drake und dessen verhaltene Art. Da es hälftig, bis auf fünf Songs, um gemeinsame Einspielungen der beiden Protagonisten handelt – Faccini spielt auch Gitarre – bleibt die Stimmung weitgehend auf dem gleichen Niveau, ohne jedoch irgendwie langweilig zu werden. Denn die Beiden verstehen es, den jeweiligen Songs durch individuelle Bearbeitung etwas Eigenes zu verleihen.
Klar, natürlich ist es meiner Meinung nach sehr dienlich, wenn sich auf "Mournful Moon" und "Ninna Nanna" das Cello von Vincent Segal gesellt, und auf dem erstgenannten Stück gibt es noch den zusätzlichen Hauch Afrika durch Malik Ziad mit der Guembri. So entstanden durchgehend beeindruckende Songs von zwei Musikern, die bereits lange im Geschäft sind, Faccini seit etwa 1996 und Sissoko, seit er sich 1997 mit dem beeindruckenden Album "Kora Music From Mali" vorstellte. Im übrigen arbeiten die Beiden bereits gut zwei Jahrzehnte immer wieder zusammen.
Dem Pressetext zufolge sollen die zehn Lieder ein klanglicher und erzählerischer Lobgesang auf Migration in all ihren Ausprägungen sein, ob die vom Wind getragenen Samen in der Natur, ob von Vögeln wie der Nachtigall, die zum Wechsel der Jahreszeiten zwischen Westafrika und Europa zieht, oder von Menschen, die über die Jahrhunderte entlang der Handelsrouten musikalische Modi und Rhythmen teilten.
Wunderschön anzuhören ist diese nahezu nahtlose Verschmelzung unterschiedlicher Musiker und Musiktraditionen und Kulturen, die, so wie dargeboten wird, sehr emotional ist und die Seele stark berühren kann. Darüber hinaus schleicht sich im Laufe der Spielzeit so manch' eine andere Zutat ein. So wird zum Beispiel bei "North and South" ein leichtes Bluesfeeling transportiert, wie man es von der Musik von Ali Farka Touré und Ry Cooder auf deren gemeinsamer Platte "Talking Timbuktu" kennt. Somit entstand auch hier ein hervorragendes Zwiegespräch.
Line-up Piers Faccini / Ballaké Sissoko:
Piers Faccini (guitar, voice)
Ballaké Sissoko (kora)
Badjé Tounkara (ngoniba – #1)
Djeli Ngoni (ngoniba – #7)
Malik Ziad (guembri – #4, 9)
Vincent Segal (cello – #4, 5)
Tracklist "Our Calling":
- One Half OfAa Dream (4:11)
- I Wanted To Belong (3:50)
- If Nothing Is Real (4:05)
- Mournful Moon (3:51)
- Ninna Nanna (5:07)
- Borne On The Wind (4:12)
- Go Where Your Eyes (5:59)
- Shadows Are (4:20)
- North And South (3:18)
- By Your Hand (5:04)
Gesamtspielzeit: 43:58, Erscheinungsjahr: 2025



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