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Michał Urbaniak am 20. Dezember 2025 verstorben

Michał Urbaniak am 20. Dezember 2025 verstorben

Der in Warschau geborene Urbaniak wurde stets mit dem Instrument Violine in Verbindung gebracht. Ja, er hat dieses Instrument auch studiert, doch er unterrichtete sich auch selbst mit dem Spiel des Saxofons. Und so kann man ihn auf frühen Veröffentlichungen auch noch als Saxofonist hören und später gelegentlich.

Seine Karriere startete er im Quintett des Komponisten und Pianisten Krzysztof Komeda, zwischen 1962 bis 1964. Daneben verewigte er sich unter anderem auf Platten von polnischen Kollegen, wie zum Beispiel bei Czesław Niemen, mit dem er später in den Siebzigern noch einmal kollaborieren sollte. Danach verweilte er eine Zeitlang in Schweden, bis er schließlich in Polen seine eigene Band gründete. Davon gibt es noch ein Live-Konzert aus 1971, auf dem der Protagonist auch sein Können auf drei Saxofonen (Sopran, Tenor, Bariton) zeigt.

Es folgten solch wichtige Veröffentlichungen wie "Paratyphus B", "Super Constellation" oder ganz besonders "Atma". Das 1974 in Deutschland eingespielte Album "Fusion" war ein weiterer Meilenstein auf dem Weg in seine nächste Richtung, denn diese spezielle Art des polnischen Jazz, wie man ihn unter anderem von Tomasz Stańko kannte, wandelte sich so nach und nach in Fusion von Jazz und Rock US-amerikanischer Prägung. Und bereits das 1975 veröffentlichte Album "Fusion III" zeigte dieses ganz deutlich, entstand es doch, nachdem er mit seiner damaligen Ehefrau, der Sängerin Urszula Dudziak, in die USA auswanderte. So war sie dann auch die Einzige, die aus der jahrelangen polnischen Besetzung übrig blieb.

Und so etablierte sich Urbaniak als wichtiger Eckpfeiler der Fusionszene der USA. Es folgten zahlreiche Veröffentlichungen, die nicht mehr vergleichbar erfolgreich waren. Neben verschiedenes Zusammenarbeiten mit anderen namhaften Musikern ist sicher die mit Miles Davis hervorzuheben – als er auf dessen Album "Tutu" spielte. Und viel später widmete er auch dem Trompeter ein eigenes Album, das war 2009 mit "Miles Of Blue"; das Saxofon wurde hier auch wieder hervorgeholt und zahlreiche Fusion-Stars der USA wirkten mit. Zwischendurch erschienen etliche Veröffentlichungen, die sich musikalisch eher wieder dem Jazz widmeten und er sich vom Bereich der Fusion abwandte.

Selbst wurde ich auf den Musiker im Rahmen meiner 'musikalischen Früherziehung' aufmerksam, Anfang der Siebziger, als ich mich mehr und mehr der sich öffnenden Fusion-Szene widmete, und so war es dann ganz besonders eine bestimmte Veröffentlichung, die mich angesichts seines besonderen Spiels begeistern konnte. Das war eine Doppel-LP, damals meine LPs Nummer 157 und 158, gekauft am 23.12.1972. Die Aufnahmen zu "New Violin Summit" entstanden angesichts des Berlin Jazz Festivals vom November 1971. Neben Don 'Sugarcane' Harris, Jean-Luc Ponty und Nipso Brantner war Urbaniak einer der vier Violinisten, die sich mit sechs Songs vorstellten. Unterstützt wurden sie von brillanten Begleitern: Terje Rypdal an der Gitarre, Wolfgang Dauner an den Keyboards, Neville Whitehead am Bass sowie Robert Wyatt (genau, von Soft Machine) am Schlagzeug.

Eine Komposition, die von Urbaniak stammte, hatte es mir ganz besonders angetan, und zwar "Valium"! Und somit war für mich der Weg geöffnet. Oben genannte Veröffentlichungen fanden alle alsbald ihren Weg in den Plattenschrank. Ja, und bis heute ist er für mich stets Bestandteil der speziell geprägten polnischen Jazz-Szene geblieben, denn diesen Ausdruck hatte er letztlich nie verloren.

Danke Michał, für Deine hervorragende Musik!

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
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Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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