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Bai Karama Jr. & The Voodoo Sniffers / Salone – CD-Review

Bai Kamara Jr. veröffentlichte seit Beginn der 2000er verschiedene Alben.
Den Anfang machte "Living Room/Intrinsic Equilibrium".
2010 beziehungsweise 2012 folgten "Disposable Society" und "This Is Home".
Nach "If I Could Walk On Water" (2015) kam unter anderem "Going Up The Wrong Way" (2017) auf den Markt.
Unter Einbezug seiner Band The Voodoo Sniffers debütierte er mit dem Album "Salone", »[…] was in der Kriosprache Sierra Leone bedeutet […]«.
Der »[…] Sohn des ehemaligen Botschafters Sierra Leones in Brüssel […]« lebt seit fünfundzwanzig Jahren in der Hauptstadt Belgiens.
Aus seiner Biografie geht hervor, dass er im Laufe seines Werdegangs in unterschiedlichen Zusammenhängen mit Habib Koité, Cassandra Wilson sowie Rokia Traoré arbeitete. Außerdem bringt man ihn in Verbindung mit Vanessa Paradis, Dani Klein (Vaya Con Dios) oder Youssou N’Dour. »[…] Zwei von Bais Kompositionen wurden zudem vom spanischen Regisseur Paco Torres für den Soundtrack zu seinem Film "El Vuelo Del Tren (The Magic Of Hope)" verwendet. […]«

Laut Informationsblatt ist »[…] Bai Kamara Jr.’s Musik […] eine Mischung aus Soul, Blues, Roots, Swamp, Voodoo und Jazz. […]«
Die Mixtur wird ziemlich vollmundig angekündigt. Da müssen der Bandleader und The Voodoo Sniffers aber nicht nur an den Genres schnüffeln, sondern ordentlich inhalieren.

So weit, nicht so gut.
Denn im Endeffekt hat Bai Kamara Jr. "Salone", wie auch vom Promoter MIG-Music bestätigt, im Alleingang eingespielt. »[…] All songs produced, arranged, composed & performed by Bai Kamara Jr. […]« Folglich bezieht sich das weiter unten angegebene Line-up – entnommen aus den Informationen bei Zig Zag World – auf zukünftige Konzerte. Einerseits ist die Angabe der Band auf dem Cover schon irreführend. Andererseits zollt man dem Portagonisten Respekt, weil er die vorliegende Platte solo aufgenommen hat.

Doch nun zur Musik.
Mit Blick auf den oben erklärten Albumtitel erwartet der Hörer dann auch Musik afrikanischer Färbung. Erfrischend locker begegnet uns der Opener "Can’t Wait Here Too Long". Neben dem Gitarrenspiel imponiert die ausgeklügelte Rhythmik inklusive Fingerschnips und einer überzeugenden Bai Kamara Jr.-Soul-Stimme, die er auch noch durch Backing Vocals vervielfältig. Die ersten groovenden knapp vier Minuten sind gelungen.
Luftig-leicht kommt "Lady Boss" aus den Startlöchern. Der Bassdrum-Rhythmus setzt die Fußwippe in Gang. Geschickt arrangiert, wird der Track intensiver. Die Handtrommeln setzen Ausrufezeichen und selbst bei eher gesprochenem Text ist der Sänger klasse.
Die Percussion-Vielschichtigkeit sorgt ein ums andere Mal für Freude. Der Künstler weiß genau, wie er seine ambitionierten Texte in Szene zu setzen hat. Da reicht, wie in "Black Widow Spider", ein akzentuierter Gitarrenriff.

Über ein etwas eher zurückhaltendes "Homecoming", dessen Ambiente von so einigen Kleininstrumenten ausgeschmückt wird, ist nicht erst im "Morning School Run Blues" der Zwölftakter afrikanischer Prägung enthalten. Das E-Gitarren-Solo mag man. Klasse!

Bai Kamara Jr. ist ein Meister der Percussion-Fantasien.
Immer wieder überrascht er einen mit infizierender Rhythmik. Ein Schlagzeug im klassischen Sinn haben wir noch nicht gehört. Selbst in relativ kurz intonierten Stücken wie das von feinem Fingerpicking bestimmte "The Rest Of Everything" oder dem Blitzlicht-Blues "Cry Baby" verdient Bai Kamara Jr. Anerkennung.

"Don’t Worry About Me" ruft Melancholie auf den Plan und bei "Naked Girls On The Merry-Go Round" schultert der Musiker abermals die sensibel gespielte Strom-Gitarre.
"Fortune" ist die andere Art des Bai Kamara Jr.-Blues. Oh Yeah! Ein E-Gitarren-Boogie mit verzerrtem Sound ist angesagt und ja, diese Nummer fällt etwas aus dem Strickmuster der Scheibe, zeigt aber, das der Künstler auch diese Spielart beherrscht.
Akustischer 12-Takter steht am Ende der Platte. "Some Kind Of Loving" verstärkt den infizierenden Charakter der Musik von Bai Kamara Jr.

Ohne Band unterhält "Salone" in bester Manier.
Durch eine tolle Stimme, einem überzeugenden Gitarrenspiel sowie besonders gelungenen Percussion-Arrangements darf man sich über ein gut unterhaltendes Album freuen.


Line-up Bai Kamara & The Voodoo Sniffers:

Bai Kamara Jr (lead vocals, acoustic guitar)
Eric Moens (electric guitar, backing vocals)
Tom Beardslee (electric guitar, backing vocals)
Desire Some (bass)
Boris Tchango (drums, percussion)
Patrick Dorcean (drums, percussion)

Tracklist "Salone":

  1. Can’t Wait Here Too Long
  2. Lady Boss
  3. Black Widow Spider
  4. Homecoming
  5. Morning School Run Blues
  6. Cold Cold Love
  7. The Rest Of Everything
  8. Cry Baby
  9. I Ain’t Lying (Can’t Give You What I Aint Got)
  10. Don’t Worry About Me
  11. Naked Girls On The Merry-Go-Round
  12. Time Has Come
  13. Fortune
  14. Riverboat Blues
  15. Some Kind Of Loving

Gesamtspielzeit: 49:33, Erscheinungsjahr: 2020

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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