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Black Project / Epic Wonderland – CD-Review

Black Project / Epic Wonderland

»Jazz/Rock/Psychedelic Amalgam from Mannheim, Germany«, so lese ich auf der Webseite dieser sechs Musiker, die sich unter dem Namen Black Project vorstellen. Begleitet werden die sieben Songs des Albums "Epic Wonderland" im Booklet durch sieben gleichnamige Gemälde, alle von Rainer Steve Kaufmann.
»Rock and jazz, improvisation and groove, reflection and absent-mindedness, dance and trance«, so weiterhin auf der Webseite zur Vorstellung der Band. Ja, und so gelingt dieser Brückenschlag bereits mit dem Eröffnungssong "Die Wand". Dieser erinnert mich atmosphärisch ganz stark an das lange "Atom Heart Mother" von Pink Floyd!

Einen hervorragenden Klangteppich bilden die lang gezogenen Bläsersätze und dazu die betörenden Chorbeiträge der Sängerinnen des 4 x 4 Frauenchors der Pädagogischen Hochschule Heidelberg, gut nachzuvollziehen unter anderem auf dem Song "Techno".
"Black Gold": ein sanft schleppender Reggae-Rhythmus, dazu die an den Sound einer Surf-Gitarre erinnernde Spielweise, sehr sphärisch verhallt, wie die Trompete, mit der ein sanftes Solo beigesteuert wird, das zeichnet diese Nummer aus.

Das ist Fusion der ganz besonderen Art. Man hat sich nicht einfach darauf eingelassen, a) sich an den Ausprägungen der Entstehungsgeschichte von Fusion, Beispiel, im Zeitraum von "Bitches Brew" von Miles Davis, b) auf die Höhepunkte der Siebziger, Mahavishnu Orchestra, Return To Forever etc, c) auf die Kommerzialisierung in den Achtzigern zu stützen. Sondern es wurden viel mehr Elemente mit einbezogen, seien es nordisch geprägte Sounds wie sie sich einst bei ECM-Records entwickelten (Terje Rypdal zum Beispiel), die beschriebenen Surf-Gitarren-Elemente, ein wenig fernöstliche Passagen und ein Sound à la Pink Floyd & Co., sowie sicher noch einige Weitere, die Jede/r für sich selbst erkennen sollte.

Stilistisch, was den Retro-Anteil angeht, höre ich vorrangig die seinerzeit stark präsente britische Variante des Jazz Rocks, Soft Machine, Ian Carr/Nucleus, Allan Holdsworth etc.. So halte ich die Musik dieser Platte für äußerst konzertant in den Arrangements und der Ausführung, hier sprühen Dramatik und Dynamik, die Atmosphäre fließt dahin, die Songs entwickeln sich im Laufe ihrer Spielzeit und präsentieren eine Band, die sehr dicht zusammenspielt und bei der eigentlich alles passt: Die Kompositionen, die Arrangements, die freien Passagen, die Raum bieten für jeweilige Soli, sowie die rhythmische Komplexität.

Daher ist es gelungen, dem Genre Jazz Rock eine ganz neue individuelle Sichtweise zu verpassen, Musik, die wieder Hoffnung darauf gibt, dass das Genre doch noch anders und frisch definiert werden kann.


Line-up Black Project:

Johannes Stange (trumpet, flugelhorn, valvetrombone)
Jo Ambros (guitar, pedal steel guitar, bass)
Jörg Teichert (guitar, bass)
Konrad Hinsken (Fender Rhodes, Moog, Prophet)
Matthias Debus (doublebass)
Christian Huber (drums, percussion)
Sängerinnen des 4 x 4 Frauenchors der Pädagogischen Hochschule Heidelberg (choir)

Tracklist "Epic Wonderland":

  1. Die Wand
  2. Techno
  3. Black Gold
  4. Miniatur I
  5. Balzruf Des Pleitegeiers
  6. Spiral
  7. Epic Wonderland

Gesamtspielzeit: 42:07, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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