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Blues Company / Ain’t Givin' Up – CD-Review

Die Blues Company ist eine Band mit einer verdammt langen History.
Sie »[…] gehört zu den dienstältesten aktiven deutschen Bands überhaupt. […]«
Ende Mai 1976 gegründet schwört diese Formation immer noch auf den Blues und hat ihn in seinen vielfältigen Facetten gespielt.
Über vierzig Jahre sind eine Hausnummer, an die nur ganz wenige Gruppen heranreichen.
Zig Alben sind über die vielen Jahre veröffentlicht worden und im Jahr 2019 heißt es "Ain’t Givin' Up". Der Titel klingt wie ein Statement, als hätte jemand das Gerücht in die Welt gesetzt, die Blues Company würde in den Ruhestand gehen. Dem ist natürlich nicht so und die vorliegende Platte zeigt, dass der Band definitiv nicht die Ideen ausgehen.
Die Mischung stimmt, wenn innerhalb der elf Songs drei Fremdkompositionen auftauchen. Mit "Georgia On My Mind" hatte Ray Charles großen Erfolg. "Route 66" stammt von Bobby Troup. Den Road-Song haben sich sehr viele Künstler/Bands vorgeknöpft und abschließend rundet die Thomas A. Dorsey-Komposition "Precious Lord" das Album ab.

Wenn Hans-Jörg Maucksch bei Pauker Acoustics seine Hände für das Mastering ins Spiel bringt, dann ist für einen exquisiten Klang gesorgt.
Der Blues Company-Blues wird dabei ins rechte Licht gerückt, behält seine Authentizität und wird im Sound nicht glattgebügelt.
Die komplette Mannschaft ist an Bord, wenn man mit dem Titelstück "Ain’t Givin' Up" loslegt. Dabei erhebt sich das Rhythmus-Duo aus Bassist Arnold Ogrodnik sowie Florian Schaube (Schlagzeug) bildlich geschrieben aus den Sitzen, um einen dermaßen hinlangenden Groove aufzulegen, dass es der Hörer vor den Lautsprechern gleich nachmacht. Na ja, an und für sich darf man diesen Groove noch weiteren Musiker zuschreiben. Die Fab. BC Horns machen feinen Druck und die vokale Abteilung mit Todor 'Toscho' Todorovic sowie The Soul Sistaz ist schon zu Beginn eine eingeschworene Stimmbänder-Gemeinschaft. Obendrauf kommt noch das gefühlvolle Hammond-Tastensolo von Gast John Hondorp. Da lässt das vor Emotionen fast schon überschwappende Gitarrensolo nicht lange auf sich warten. Super Opener!

Am Schluss steht das bereits erwähnte Thomas A. Dorsey-Stück "Precious Lord". Waren am anderen Ende der CD alle Personen beteiligt, ist das Line-up jetzt echt reduziert worden, den Gospel dadurch quasi noch intensiver zur Wirkung kommen lassend. Ausschließlich die akustische Gitarre begleitet den intensiven Gesang. Klasse!
So charakterisieren diese beiden Titel sozusagen den ausgebreiteten Blues-Faltfächer der Formation. Allerdings gibt es auf dem Blatt des Wedels noch viele verschiedene Farbskizzierungen des 12-Takters.

Politisch-kritisch geht es in "Guns" um den Waffenbesitz in Amerika. Die Konklusion des durch Mike Titres Harp-Einsatz perfekt inszeniertes Lied ist: »[…] What you really need
Is some gun control […]«

"One Shot" hat dann gar nichts mit dem soeben erwähnten Thema zu tun. Viel mehr ist jetzt Partystimmung angesagt. Die Blues Company gibt Gas und swing sich mächtig gut durch diese Nummer. Eine scharf gewürzte Gitarre soliert und die Fab. BC Horns sowie The Soul Sistaz runden das durch Boogie-Ambiente verstärkte Stück bestens ab. Wow, Volker Winck setzt durch sein Saxofon-Solo ein besonderes Ausrufezeichen. Toll!
Die Feten-Laune ist von zwei – an dieser Stelle perfekt platzierten – Songs umgeben. Einerseits ist es das hinreißend balladesk-jazzig interpretierte "Georgia On My Mind" mit feinem Kontrabass-Solo. Andererseits unternimmt die Combo in "Balsha’s Dream" einen herrlich entspannten Ausflug auf den Balkan, im Koffer fein verpacktes Gypsy-Ambiente. Klasse!

Zwei Coversongs bereits erwähnt, sollte "Route 66" hier nicht unerwähnt bleiben. Das Reiseprotokoll fällt schön jazzig aus. Die Hammond ist wieder dabei und Volker Winck mag es in seinem Alleingang hier auch jazzig. Am Ende harmonieren Instrumente unisono. Tolle Interpretation.
Zu den Highlights des Albums zählt aus meiner Sicht auch die instrumentale Ballade "Waiting For Springtime". Wunderschön entspannt gönnt man dem Lied eine ganz besondere Atmosphäre. Trotz der relaxten Ausrichtung verfügt das Stück über eine ungemeine Intensität. Die verschiedenen Soli heben die längste Nummer der Scheibe in den Blues-Himmel. Perfekt!

Perfekt ist das gesamte Album. Im Leben freut man sich über Freunde, auf die man sich verlassen kann. In musikalischer Hinsicht ist auf die Blues Company hundertprozentig Verlass. "Ain’t Givin' Up" ist ein weiterer Meilenstein in der langen History der Band.


Line-up Blues Company:

Todor 'Toscho' Todorovic (guitar, lead vocals)
Mike Titre (lead vocals – #5, guitar, slide guitar, harmonica)
Arnold Ogrodnik (bass, double bass)
Florian Schaube (drums, percussion)
The Fab. BC Horns:
Uwe Nolopp (trumpet, flugelhorn)
Volker Wink (saxophone)
The Soul Sistaz:
Seda Devran (backing vocals)
Maria Nicolaides (backing vocals)

Very Special Guest:
John Hondorp (Hammond B3)

Tracklist "Ain’t Givin' Up":

  1. Ain’t Givin' Up
  2. Guns
  3. The News
  4. Waiting For Springtime
  5. Stickes And Stones
  6. Georgia On My Mind
  7. One Shot
  8. Balsha’s Dream
  9. Route 66
  10. I’m Mad
  11. Precious Lord

Gesamtspielzeit: 56:01, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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