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Byggesett Orchestra / Meanwhile – CD-Review

»Vier Jahre nach dem Debut "Wild Birch" kommt mit "Meanwhile" der Nachfolger des Niederrheinischen Kollektivs. […]«
Das Byggesett Orchestra steht für den »[…] Grenzbereich zwischen Elektronik, Drone, Postrock und Contemporary Jazz. […]«
Das Instrumentalalbum "Meanwhile" enthält sieben Songs in unterschiedlicher Länge. »[…] Live mitgeschnittenes Songmaterial wurde als Grundlage für ausgiebige Studiojams genutzt. […]«
Wie weiterhin aus dem Informationsblatt zur vorliegenden Platte hervorgeht, sind die vier Musiker auch in anderen Projekten tätig. Mit ihrer Musik waren sie bereits beim New Jazz Festival in Moers, Umland Festival Ruhrgebiet oder beim Nachtaktiv.
Georg Sehrbrock war Schüler von Jürgen Dahmen. 1993 kam sein erstes Album mit dem Titel "Belgium" auf den Markt. Die Scheibe wurde später unter dem Bandnamen Belgium nochmals veröffentlicht. Bei "Cumberland’s Tree" arbeitete er bereits mit dem Trompeter Markus Türk zusammen. 1999 wurde das viel beachtete Album "Zero" veröffentlicht.
1983 wurde Trompeter Thomas Türk Mitglied bei Family 5. Die Welt ist klein, denn die Band Raufaser, in der der Musiker spielte, kam aus Goch. Weitere Stationen seines Schaffens waren unter anderem Salsa Picante, Element Of Crime, Belgium, Marla Glen, Furiosef, Joachim Kühn oder Fehlfarben.
Peter Körfer bringt man auch in Zusammenhang mit den Dead Guitars.

Gleich zu Beginn von "Meanwhile" gibt es den längsten Track der Scheibe.
"Gullfoss" ist ein opulent-vieldimensionales Werk. Sich wiederholende Synthesizer-Sounds werden von mehreren Szenarien überlagert. Im zum Teil meditativen Ambiente wird der Hörer immer neugieriger, wie sich dieses Stück wohl weiterentwickeln wird. Eine Akzente setzende E-Gitarre gesellt sich zum Treiben. Die sich intensivierende Stimmung wird durch den Einsatz von Mallets bereichert und ganz sanft schimmert phasenweise der Klang von Markus Türks Blasinstrument durch. Ungefähr zur Halbzeit steigert sich die Dynamik und dann ist schließlich Schlagzeuger Andre Hasselmann mit seinem vordergründigen Drumming involviert. Die Combo schraubt den Charakter der Improvisation weiter nach oben und so wandert man mit geschickter Hand von einem relaxten Start stetig weiter in Richtung Space Rock. Man kann es nicht anders bezeichnen … "Gullfoss" ist ein CD-Einstand nach Maß. Byggesett Orchestra fügt nicht aneinander, sondern verschmelzt musikalische Richtung zu einem faszinierenden Opus.
Mit Blick auf die Spielzeiten kommt als nächstes "Wetschewell" dran.
Hammer! Markus Türk erzeugt ein Ambiente wie man es gerade in der herbstlichen Jahreszeit am Niederrhein erlebt. Wenn der Nebel von der zarten Kraft der Sonneneinstrahlung vom Dunst abgelöst wird, dann ergibt sich genau dieser, vom Trompeter kreierte Stimmung, weite Blick über das flache Land bis zum Horizont. Toll! Zu eingeflochtenen Worten einer Frauenstimme setzt Gitarrist Peter Körfer den Sensus fort und dann begibt sich die Combo fast ohne Vorwarnung auf die Tanzfläche. Zu fantasievollen Sounds – auch durch die Trompete bestimmt – darf sich bewegt werden. Die zwei Gesichter von "Wetschewell" sind eine echte Herausforderung.
Fast zehn Minuten umfasst das Stück "Reverse".
Begleitet von feinen Synthesizer-Klängen umgarnen den Hörer hier zarte Piano-Läufe. Die musikalischen Kollagen werden von einer fremdartigen Rhythmik untermauert und abermals nehmen Intensität sowie Power zu und dann sorgt Markus Türk für Jazz-Trompeten-Akzente. Toll!

Zu "Pluto" steht im Informationsblatt: »Pluto evolved out oft hin air in the middle of the rough-mixing sessions in january 2018 at Rumpus-Sound. Luckily someone pressed record at the right time.«
Diese Nummer ist mit seinen im Schwebezustand befindlichen Instrumenten ein Paradebeispiel für meditative Musik, Ambiente, Entspannung, Traumwelt.
Im Vergleich zu anderen Liedern auf der Platte verbreitet "Arvika" eher schwermütige Atmosphäre und "Cluster" ruft abermals Markus Türk auf den Plan. Herrliche Jazz-Variationen sind hier sein Ding und immer, wenn er ins Geschehen eingreift, ist man fasziniert von dem kontrastreichen Miteinander. Andre Hasselmann setzt zu den relaxten E-Piano-Träumereien die Jazzbesen ein. Klasse!
Mit einigen nicht genauer zu verstehenden Sprachfetzen vereint die Nummer "Emilia" quasi alle bisher genannten Stilmittel. Highlight!

Ein Highlight ist auch das gesamte Album "Meanwhile" von Byggesett Orchestra. Eine Ausnahmeerscheinung, der man seine Aufmerksamkeit unbedingt schenken sollte. In diesem Sinn …


Line-up Byggesett Orchestra:

Georg Sehrbrock (piano, synthesizer, malletts)
Peter Körfer (4-string-baritone guitar, synthesizer, programming, loops)
Markus Türk (trumpet)
Andre Hasselmann (drums)

Tracklist "Meanwhile":

  1. Gullfoss (19:44)
  2. Pluto (5:50)
  3. Reverse (9:58)
  4. Arvika (6:08)
  5. Cluster (8:53)
  6. Wetschewell (13:25)
  7. Emilia (8:57)

Gesamtspielzeit: 73:23, Erscheinungsjahr: 2018

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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